1886 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Solereder, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 42
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Das
Luch -er Anschauu'
‘ * V y, ____
Der öprech - schreib - (ese- Abel Fortsetzung.
1. Abteilung.
Von
Ludwig Solereder.
Zweiundvierzigste, durchgesehene und der amtlich eingeführten Rechtschreibung
angepaßte Auflage.
München.
'Verlag von R. Oldenbourg,
Abteilung für Schulbücher.
Preis ungeb. 40 Pf.
msp
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- Autor: Solereder, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 42
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Vorwort.
Das Buch der Anschauung ist in seinen zwei Abteilungen
für das dritte und vierte Schuljahr berechnet und hat seine
Begründung in der Sprech-Schreib-Lese-Fibel, welche, wenn
der Inhalt sorgfältig besprochen und auch durchgeschrieben wird,
die ersten zwei Schuljahre und in ihren sprachlichen Aufgaben
auch noch das dritte Schuljahr beansprucht. — Unter den Titeln
Schule, Haus, Garten, Feld, Wiese und Wald werden den
Kindern naheliegende Erscheinungen aus dem Tier- und Pflanzen-
leben vorgeführt. Die Schüler sollen darin angeregt und ge-
wöhnt werden, die Dinge in der Natur aufmerksam zu betrachten,
Merkmale an denselben aufzufinden und so auf Grund an-
schaulicher Erkenntnis selbstthätig Urteile zu bilden
und auszusprechen. Dadurch wird zugleich für den natur-
geschichtlichen Unterricht vorerst der Stoff zum System
gesammelt, mit des letztern Aufstellung man schließlich
endigt. — Stets ist auf richtiges, reines, lautes, deutliches
Sprechen in vollen Sätzen zu dringen.
Die eingestreuten Poesien, Gebete und Erzählungen stehen
insbesondere im Dienste der Gemüts- und Willensbildung.
Das auf dieser Stufe im Sprachunterricht Geforderte ist un-
schwer aus der Fibel und den der zweiten Abteilung angefügten
Sprichwörtern und Mustersätzen zu entwickeln. Die derselben
Abteilung angehängten ähnlich- und gleichlautenden Wörter,
dienen als Grundlage für die Fortsetzung des Rechtschreib-
unterrichtes, nachdem die Wörter und Sätze „der zweiten Ab-
teilung der Fibel" zuerst abgeschrieben und dann als Dik-
ta ndoübungen durchgearbeitet worden sind Wiederholte
Übung macht auch hier den Meister.
Besonders jenen Lesestücken, die naturgeschichtlichen In-
haltes sind, muß ein Anschauen des betreffenden Gegenstandes
vor- und nebenhergehen. Hiefür sind die dem Buche beige-
gebenen Abbildungen bestimmt. Als das trefflichste Lehrmittel
für den Anschauungsunterricht können die im k. Zentral-Schul-
bücherverlag erschienenen „Bilder für den Anschauungs- und
ersten naturgeschichtlichen Unterricht" bezeichnet werden. —
Das Zeichnen mit Kreide kann nicht genug empfohlen werden.
Was der Lehrer vor den Augen der Schüler mit der Kreide
ans der Schultafel, und sei es auch nur in den einfachsten Um-
rissen entstehen läßt, das gliedert sich mehr. als jede andere
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Schule.
1. Dinge in der Schule.
Die Bank, die Tafel, das Pult, der Stuhl, der
Schemel, der Schrank, das Tafelgestelle, die Wand-
tafel, die Zählmaschine, der Zeigestab, die Schiefer-
tafel, die Kreide, der Schwamm, die Wasserschüssel,
der Krug, das Tintenglas, der Griffel, die Feder, der
Bleistift, das Buch, das Heft, — der Fußboden, die
Decke, die Wand, die Thüre, das Fenster, der Ofen;
— der Lehrer, das Kind.
2. Die Schule.
In der Schule ist's gar schön. Da sitzen die
Kinder in den Bänken wie Geschwister neben einander.
Die Hände haben sie auf die Bank gelegt, und die
Augen sind auf den freundlichen Lehrer gerichtet.
Schnurgerade sitzen die Kinder hinter einander, fast
so, wie die Soldaten in Reih und Glied stehen. Das
sieht hübsch aus! Und wenn der Lehrer ruft: „Ach-
tung!" da wird rasch zurecht gerückt, und alle sind
schön still und ruhig. Der Lehrer sagt uns viel
Schönes von dem lieben Gott, und viele prächtige
Geschichten erzählt er von den Blumen draußen im
Garten, und auf der Wiese, von den großen und
kleinen Tieren, und von der Sonne, dem Monde
and den Sternen. — Das hören wir gern! Wir
sind da nläuschenstill und denken gar nicht mehr ans
Spielen.
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2. Me Schule.
In der Schule wird auch gelesen. Ich will
meme Bücher immer rein halten. Da liest es sich
dann noch einmal so gut. Schmutzige Bücher sind
recht garstig! — Auch schreiben und rechnen lerne
ich in der Schule. Das ist nicht leicht; da heißt
es — aufgemerkt!
Der Vater hat gesagt: „Wenn man in der
Jugend nichts lernt, wird man im Alter nichts kön-
nen. Denn: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans
nicht mehr." Ich will als Kind schon fleißig sein,
damit ich kein dummer Hans werde.
Um acht Uhr früh bin ich schon in der Schule;
da wird gebetet. — In unserer Schule ist ein Knabe,
der kommt alle Tage zu spät, weil er so eine Schlaf-
haube ist und nicht zur rechten Zeit aufsteht. —
Brave Kinder gehen von der Schule sittsam
nach Hause. Die Gassenbuben lärmen und laufen auf
der Straße.
3. Wenn die Sonn' mit hellem Schein'
Schauet in dein Bett hinein:
Büblein, spring geschwind heraus,
Sticht dir sonst die Augen aus.
Ihr Schwälbchen unterm Dach,
Ihr werdet frühe wach:
Drum, liebe Schwälbchen, bitte ich:
Fliegt an mein Fenster und wecket mich!
Guten Morgen, lieber Sonnenschein!
Guckst in mein Fenster schon hinein?
Was machen denn die Vögelein?
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71. Das Pferd.
folgen oben und unten auf jeder Seite 6 kräftige
Backenzähne. — Der obere Teil der Mundhöhle heißt
Gaumen. Im Innern des Maules liegt die Zunge.
Der Geschmack des Pferdes ih. so fein, daß es die
geringste unangenehme Beimischung des Futters wahr-
nimmt und dann dasselbe unberührt läßt. — Hinter
der Zunge, also im Innern des Halses, sitzt der
Kehlkopf. Durch denselben bringt es das Wiehern
hervor. Das Wiehern ist die Sprache des Pferdes.
Wie beim Menschen, so unterscheidet man auch
beim Pferde an jedem Beine Oberschenkel, Unter-
schenkel und Fuß. — Der Oberschenkel ist auffallend
kurz. Er legt sich vorn und hinten dicht an den
Rumpf an; man kann ihn daher nur bei genauer
Betrachtung wahrnehmen. — Der Unterschenkel ist
fast doppelt so lang als der Oberschenkel; er beginnt
unmittelbar am Rumpfe. Da wo Oberschenkel und
Unterschenkel zusammenstoßen, ist das Knie; man
kann es äußerlich wahrnehmen, wenn das Pferd geht.
Wenn wir unsere Handgelenke befühlen, so fühlen
wir eine Reihe kleiner Knochen. Diese Knochen bilden
die Handwurzel. An die Handwurzel reiht sich
die Mittelhand, in der man durch Angreifen fünf
längere Knochen, die Mittelhandknochen, unterscheiden
kann. Auf die Mittelhandknochen folgen dann die
fünf gegliederten Finger; an dem Endgliede
eines jeden Fingers ist ein hornener Nagel.
Ganz ähnlich ist auch die Fußbildung des Pferdes.
Am untern Teile des Unterschenkels legen sich einige
kleine Knochen an; sie bilden die Fußwurzel. Der
darauf folgende langeknochen ist dermittel-
fuß; viele Leute halten den Mittelfuß für den Unter-
schenkel. Nun folgt eine dreigliedrige Zehe;
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6. Morgenstern.
Alle Vöglein fiub munter,
Alle Tierlein dazu.
Kein Würmlein blieb sitzen,
Kein Mücklein in Ruh.
Guten Morgen, mein Büchlein,
Mein herzlieber Schatz!
Das Veilchen blüht heimlich,
Wer es findet, der hat's.
Wer fleißig ist, lernet;
Wer lernet, ist brav;
Will lesen und schreiben,
Sonst bleib' ich im Schlaf'.
Guten Morgen, lieber Vater,
Liebe Mutter dazu!
Nun gebt mir den Segen
Und sagt, was ich thu'.
6. Morgenstern.
Steht auf, ihr lieben Kinderlein,
Der Morgenstern mit Hellem Schein
Läßt frei sich seh'n gleich einem Held
Und leuchtet in die ganze Welt.
Sei uns willkommen, lieber Tag!
Vor dir die Nacht nicht bleiben mag.
Leucht uns in uns're Herzen fein
Mit deinem gold'nen Hirnmelsschein!
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Tpt
64 71. Das Pferd.
Unten an den Füßen hat das Pferd Hufe; die werden
mit Eisen beschlagen, damit es sich auf dem harten
Boden die Füße nicht beschädige. Der Schweif des
Pferdes besteht aus langen, dünnen Haaren. Die
sind sein Fliegenwedel.
Haber, Heu, Klee und Häcksel ist die Nahrung
des Pferdes. — Es will reinlich gehalten sein; darum
muß es der Knecht täglich striegeln und bürsten und
bisweilen in die Schwemme reiten. Der Schlaf des
Pferdes dauert gewöhnlich nur 2 bis 3, höchstens
4 Stunden. Die meisten Pferde legen sich dabei
nieder, besonders wenn sie müde sind. Manche schlafen
jedoch auch stehend, was jedoch frühe Steifheit her-
beiführt. . .
Das Pferd zieht den Wagen und trägt den
Reiter. Den Pflug aber zieht es nicht gern; das
ist ihm ein zu langsames Geschäft. Viel lieber jagt
es mit der Kutsche oder dem Reiter im schnellsten
Laufe dahin. ' ^
Der Mist der Pferde ist ein gutes Düngmittel. —
Wenn die Pferde zum Arbeiten zu alt sind, werden
sie totgestochen. Das Pferdefleisch wird nur von
wenigen gegessen; die Haut der Pferde und die langen
Haare aber werden benützt. Von wem und wozu?
Das Pferd ist klug, gelehrig und treu. Wenn
sein Herr in den Stall tritt, so dreht es den Kopf
nach ihm, bewegt die Ohren, scharrt mit den Füßen
und wiehert leise. Seinen ehemaligen Herrn und
Knecht erkennt es nach vielen Jahren noch sogleich
wieder, läuft auf ihn zu, wiehert ihn an und bezeigt
eine gar innige Freude. Mehr als einmal ist es
vorgekommen, daß in der Schlacht Pferde über den
Leichnam ihres Herrn sich stellten, über ihn sich hin-
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8. Das Schulzimmer.
8. Das Schulzimmer.
Unser Schulzimmer ist im ersten Stock des Schul-
hauses. Es ist viereckig und länger als breit. In
einer Reihe sind fünf Fenster, und neben diesen ist die
Thüre. — Wenn es Mittag ist, scheint die Sonne
durch die Fenster. Man heißt diese Seite daher die
Mittagseite. Unser Schulzimmer liegt also auf der
Mittagseite des Hauses. Wann scheint die Sonne in
dein Schlafzimmer? Wann in dein Wohnzimmer?
Die Seite, wohin die Sonne am Morgen scheint,
heißt Morgenseite. — Wie nennt man die Seite,
wohin die Sonne am Abend scheint? — Auf welcher
Seite liegt dein Wohnzimmer? Wo dein Schlaf-
zimmer?
Der Fensterseite in unserm Schulzimmer gegen-
über ist eine lange Wand ohne Fenster. An dieser
Wand sind hölzerne Rahmen mit Stiften angebracht.
An den Stiften werden von den Schülern die Kappen,
Mäntel und Schultaschen gehängt.
In unserm Schulzimmer stehen zwei Reihen
Bänke, in jeder Bank sitzen vier Schüler. — An der
Wand hinter den Bänken ist der Ofen, und diesem
gerade gegenüber ist das Pult unseres Herrn Lehrers.
Zur rechten und linken Seite des Pultes steht eine
große, schwarze Schultafel, auf die der Lehrer mit
Kreide schreibt. Über dem Pulte hängt ein Bild von
dem lieben Herrn Jesus Christus, und unter dem
Bilde sind die Schulgesetze angebracht. — Ich lese gerne
die Schulgesetze, weil sie mir sagen, was ich thun
soll, wenn ich ein braver Schüler sein will.
Neben dem Pulte steht an der Wandseite ein
Kasten; darin sind die Bücher, Hefte u. dgl. auf-
bewahrt.
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72. Rätsel. — 73. Was ein Reitersmann haben muß.
Pferde nennt man Schimmel, welche Rappen? —
Was für Pferde gibt es noch? — Das Pferd heißt
man auch noch Roß, Gaul, Klepper.
72. Rätsel.
Den Reichen trägt das Tierlein durch den Kot,
Das Pflänzlein ißt der Arme auf dein Brot.
Unten eine Seele,
Oben eine Seele
Und dazwischen Leder;
Rat' mein lieber Peter!
73. Was ein Reitersmann haben muß.
Ein Reitersmann muß haben
Ein Pferdlein, um zu traben,
Den Bügel, aufzusteigen,
Den Zügel, auszuweichen,
Den Sattel, fest zu sitzen,
Die Sporen, um zu wecken,
Den Helm, das Haupt zu decken,
Die Lanze, um zu spießen,
Pistolen, um zu schießen,
Den Säbel an der Seiten;
Dann kann er lustig reiten.
74. Der Esel.
Der Esel ist viel kleiner als das Pferd, grau
von Farbe und durch seine langen Ohren ausgezeichnet.
Seine Kopfform ist der des Pferdes sehr ähnlich;
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10. Schulreim. — 11. Noch ein Schulreim.
10. Schulreim.
Ein wack'res Kind vom Schlaf erwacht,
Sobald das Feuer im Ofen kracht;
Fährt aus dem Bett und wäscht sich frisch,
Und stellt sich munter an den Tisch;
Spricht sein Gebet, schlägt auf das Buch,
Und lernt noch einmal seinen Spruch.
Das macht schon einen heitern Mut,
Es schmeckt das Frühstück noch so gut.
Nun ist es fiir die Schul' bereit,
Und geht hernach zur rechten Zeit,
Steht auf der Straß' nicht da und dort,
Trollt lustig seiner Wege fort.
Und sitzt dann in der Schule drin
Mit stillem Fleiß und stillem Sinn;
Und lernt gar leicht und merkt gar viel,
Es ist ihm alles nur ein Spiel.
11. Noch ein Schulreim.
Schlägt es morgens halber acht,
Spring' ich auf von meinem Stuhl;
Alles wird zurecht gemacht,
Was ich brauch' in meiner Schul'!
Von dem Nagel kommt die Kappe,
Umgehängt wird schnell die Mappe,
Eingesäckelt Buch und Schrift,
Tafel, Lineal und Stift.
Nicht vergeh' ich aber auch,
Was ich sonst noch alles brauch':
Nummer eins: zwei frische Augen,
Die zum Schau'n und Merken taugen;