1911 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Steinhauff, A., Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
22
Frankreich: Iii. Völkerleben und Liedelungen.
Basken, Italiener) vorhanden sind. Nm nachhaltigsten haben von den über Meer und
Land eindringenden Völkern die Römer, die von 8 her das Land eroberten (Provence),
durch Romanisierung der Kelten und die von 0 kommenden Franken in die Geschicke des
Landes eingegriffen; noch heute trägt es ihren Namen, Nn Stelle der unter Chlodwig ge-
schlossenen Verbindung mit der römischen Kirche ist gegenwärtig ein feindliches Verhältnis
zwischen Staat und Kirche getreten. Nach der Karolingerzeit begründeten die Kapetinger
von der größten natürlichen Landschaft, der Isle de France, aus die Einheit des Landes,
und die verhängnisvollen Kämpfe mit England endeten mit Behauptung der Selbständigkeit
(Jungfrau von (Orleans, Kanalinseln). Neu geeint, am Ziele seiner geographischen Be-
Rbb. 13. Le Havre und die Mündung der Seine.
Reproduziert nach einer (vriginalaufnahme der Photoglob-To. in Zürich.
stimmung, eroberte Frankreich sich im l 7. Jahrhundert die Stellung der ersten politischen
und kulturellen Macht Europas. Wie es an England aber seine größten amerikanischen
Kolonien verlor, so ist ihm bei seinen Eroberungen aus dem Kontinent die Feindschaft jenes
Nachbarlandes immer wieder in den Nrm gefallen, bis es von den neuerstarkten Deut-
schen auf sein natürliches Gebiet beschränkt wurde. Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt
der französischen Nuslandsbestrebungen am Mittelmeer; von dort aus hat Frankreich
sein großes afrikanisches Kolonialreich und dank des Suezkanals, einer französischen Glanz-
leistung, Indochina erwerben können. Wegen der stillstehenden Bevölkerung, Dichte 74,
muß die Republik die größten Nnstrengungen machen, um Heer und Flotte aus der höhe
einer Großmacht zu halten.
Dar nordsranzösische Becken. Lothringen ist das von jeher umstrittene Grenzland
zwischen Frankreich und Deutschland. Nancy (110 000), die Hauptstadt Lothringens, mit
starker Industrie. Toul, am Moselknie, am Rhein-Marne-Kanal. Sedan an der Maas,
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
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- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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24
Die Ñipen: I. Geländebild.
die Straße nach bl-Frankreich. Lyon (470 000), die drittgrößte Stadt Frankreichs, seit
alters der hauptsitz der Seidenindustrie (hauptsächlich italienische Rohseide), aber wegen
naher Kohlen- und Eisenlager auch anderer Industrien. Grenoble, Universität und
Festung an der Isere, Mont Eenis-Bahn. An der Küste östl. der
S Uhonemündung: Marseille (520 000), zweitgrößte Stadt Frank-
Z reichs, wichtigster Handelshafen, Toulon (l 00 000), Kriegshafen,
» Nizza, die Stadt der Blumen und des Fremdenverkehrs zur
Z Winterzeit im Windschutz der Alpen. hier wie im Fürstentum
L Monaco (l,5 qkm) Italiener.
!C4»0p
Die Hipen.
.W S
(»So^uy
(«tijtií.ia
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I. Zahlreiche, regelmäßig verteilte Gegensätze im Ober-
flächenbild. Die Alpen bilden das Hauptstück der südeuropäischen
Faltengebirge. In einer Länge von 1000 km bedecken sie einen
Flächenraum von mehr als 200 000 qkm; sie überragen die andern
auch an höhe; sie nehmen ferner dadurch eine beherrschende Stellung
ein, daß sich die anderen Faltengebirge nur als seitliche Ansätze und
Fortsetzungen darstellen. Wohlgefällig stellt sich die füllhornartige
Gestalt dem Buge dar. Die regelmäßige Verteilung der Gegensätze
gibt dem Uufbau etwas Ruhiges, harmonisches. Während die Alpen
sich im N langsam zum deutschen Voralpenland von 500 m Seehöhe
senken, fallen sie im 8 rasch und tief zur Poebene ab. Die nördl.
Randseen übertreffen die südl. an Zahl und Verbreitung. Die größten
finden sich im bl, die tiefsten im 8. An der Umbiegung nach O liegt
die höchste Erhebung des ganzen Gebirges, Montblanc (4800 m),
von wo aus nach 8 und 0 eine Erniedrigung stattfindet. Fast genau
in der Mitte der Längsausdehnung teilt die Linie Bodensee—rhein—
Splügen—eomer See die West- und Ostalpen. Jene bestehen aus
einem inneren, höheren Urgesteins- und äußeren, niedrigeren Kalk-
alpengürtel; diese haben außerdem noch einen südl. Kalkalpenzug
(Abb. 15). Die Kalkalpen sind durch wilde Zerrissenheit ausgezeichnet,
während die gleichmäßigeren, massiveren Formen des Urgesteins die
größere Widerstandsfähigkeit gegen Verwitterung erkennen lassen. Die
Westalpen überragen die Gstalpen bedeutend an Kamm- und Gipfel-
höhe, nur ein Berg (Bernina Abb. 16) übersteigt in letzteren noch
4000 m; auch die Pässe sind hrt W bedeutend höher. Während in
den Westalpen Längstäler den Urgesteinskamm durchziehen (Oberlauf
von Durance, Isere, Rhone und Rhein), sind in den Ostalpen, neben
dem Diagonaltal des Engadin, die Längstäler zwischen dem Urgesteins-
kamm und den Kalkalpengürteln charakteristisch. Für die Gliederung
in kleinere Abschnitte sind die Ouertäler wichtig, in welche viele Flüsse aus den Längs-
tälern übergehen.
Entstehung und Formung der jungen Faltengebirges. Unendliche Zeiträume haben
die Gesteine der Alpen gebildet. Teils sind sie durch vulkanische Ausbrüche, teils durch Auf-
schichtung von Verwitterungsprodukten auf dem Lande und im Meere gebildet,- zu letzteren
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Die Schweiz: I. Geländebild.
27
Großstädte tm Vorland, wenn es auch in den Alpen selbst vereinzelte bedeutende
Städte gibt, so konnten doch erst im Vorland wirkliche Großstädte entstehen. Im Unterschied
von den deutschen Mittelgebirgen, wo oft der Reichtum an Bodenschätzen für den Auf-
schwung große Bedeutung gehabt hat, ist hier hauptsächlich die Verkehrslage maßgebend.
Iv. Zusammenstellung der Alpentäler mit besonderen Namen (Engadin usw.)
Die Schweiz,
I. vor Alpenstaat an der einzig möglichen Stelle. Die Alpen sind zu langgestreckt,
um eine politische Einheit bilden oder von einem der 4 Randgebiete aus beherrscht werden
abb. 18. Schloß Lhillon am Nordostufer des Genfer Sees. Jm Hintergrund der Dent du midi (3260 m).
Reproduziert nach einer (vrigiualaufnahme der Photoglob-Lo. in Zürich.
zu können. Line ganze Reihe von günstigen Umständen nutzte sich aber vereinigen, um
die Bildung eines selbständigen Alpenstaates (4l 000 qkm) zu ermöglichen. Indem der
Schweizer Jura im Nw eine Grenzmauer bildet, treten die Schweizer Hochfläche, die sich
abgeschlossen zwischen Genfer (Abb. 18) und Bodensee hinzieht, und die Alpen in engste Ver-
bindung, die durch die zahlreichen Flußtäler befördert wird. Aber auch die Alpengebiete selbst
werden durch die vom Gotthard ausgehenden Flüsse so gut zusammengehalten, daß die
Schweiz im Tessintal bis an den Langen See vordringen konnte, wegen des steilen Abfalls
der Alpen zur Poebene bildet die Wasserscheide sonst meist eine scharfe Grenzlinie. Da
aus dem Rheingebiet zahlreiche Pässe in das Engadin führen, fand auch dieses Gebiet
Anschluß an die Schweiz. Diese entbehrt als echter Gebirgsstaat der Meeresküsten, ja
auch fast ganz der schiffbaren Wasserstraßen. Sie erscheint aber — im einzelnen sind
die Grenzen zufällig — nach allem als natürliches Gebilde. Trotz seiner Abgeschlossen-
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Die Schweiz: Ii. Natur und Menschenwerk.
heit wird das Land durch die Annäherung des französischen, deutschen, österreichischen
und italienischen Gebietes in das große europäische Leben hineinverflochten.
Ii. Steigerung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit durch die Regsamkeit des
Volker. Zumal das Gebirge mit seinen kräuterduftenden Bergmatten (Abb. 19), aber auch
viel Kleeacker und Weideland der Hochfläche (36o/o des Kulturlands) dient der Rindvieh-
zucht. Diese besteht in der Aufzucht von Mastochsen, mehr aber noch von Milchkühen
zum Zweck der Milchgewinnung und Butter- und Käsebereitung (bedeutende Ausfuhr
von kondensierter Milch und Fettkäse (Emmentaler), auch von lebenden Zuchttieren (Lim-
mentaler) und Butter). Auch die beträchtliche Schokoladenfabrikation (am Genfer Lee)
gründet sich auf den Milchreichtum. Gegenüber der Tierzucht tritt der Ackerbau (16,5 % der
ctbb. 19. Uäsebereitung bei einer Sennhütte der Mpen.
Reproduziert nach einer Vriginalaufnahme der Photoglob-To. in Zürich.
Kulturfläche) sehr zurück: er deckt kaum die Hälfte des jährlichen Bedarfs. Er findet sich
vor allem auf dem fruchtbaren Lehmboden der Hochebene, da der wasserarme, unfrucht-
bare Jurakalk nur kümmerliche Vegetation trägt. Umfangreicher ist der (vbst- und teil-
weise auch der Weinbau an den sonnenwarmen und windgeschützten Gehängen der Leen.
Die Armut an Bodenschätzen, der Mangel an schiffbaren Flüssen, die Kostspielig-
keit des Landtransports im binnenländischen Gebirgsreich und die Zollschranken der be-
nachbarten Großstaaten waren der Entwicklung des Gewerbes wenig förderlich; trotzdem
haben die Lchweizer als echte Löhne des rührigen, unternehmungsfrohen Alamannen-
stammes ihre Heimat zu einem Hauptarbeitsfeld der europäischen Großindustrie gemacht,
indem sie Steinkohlen aus dem Saarrevier herbeischaffen und die zahlreichen, ungemein
starken Wasserkräfte für elektrische Betriebe ausbeuten. Ls werden vor allem waren an-
gefertigt, die bei geringem spezifischen Gewicht besonders hohe werte darstellen (Hualitäts-
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Die Schweiz: Iii. Völkerleben und Siedelungen.
lösung eines von Deutschen bewohnten Gebietes vom alten Reid?; aber gerade in der
Schweiz haben sich im Leben mancher Rantone noch Erinnerungen an die altdeutsche
Gauverfassung erhalten können. Die allen Schweizern gemeinsamen Lebensverhältnisse
und die Notwendigkeit des wirtschaftlichen Zusammenschlusses haben trotz gelegentlicher
Rümpfe über manche inneren Schwierigkeiten hinweggeholfen, über Sondergeist, über
religiöse und nationale Unterschiede. Die 3% Millionen Einwohner (volksdichte 80)
in 52 Rantonen sind überwiegend Deutsche (70%), dazu kommen Franzosen (22%)
und Italiener (7%) und wenig Rätoromanen oder Ladiner; der Protestantismus
überwiegt den Katholizismus. Die Liebe zur Heimat bekundet sich auch in einer Aus-
wanderung, die meist nur zum Erwerb vorübergehend stattfindet. In der Sicherheit des
Alpenlandes haben sich stark demokratische Einrichtungen entwickeln können (Miliz, Volks-
abstimmungen, Amtsdauer des Präsidenten nur l Jahr). Die Schuleinrichtungen sind
in dem Lande Pestalozzis musterhaft.
Alpenland (B.-A. 25). Lugano, am gleichnamigen See, vielbesuchter Luftkurort, ebenso
St. Moritz im Engadin und Davos in l 600 m Seehöhe, östl. vom ersten Nheinknie. Airolo aus
der Südseite, Göschenen auf der Nordseite des Gotthardtunnels. Interlaken zwischen Brienzer
und Thuner See an der Pforte zum Berner Oberland, Hauptplatz des Fremdenverkehrs.
Alpenvorland. Der verkehrsreichste und bevölkertste Teil der Schweiz. Gens (l 20 000),
das lvesttor der Republik, durch landschaftliche Reize wie durch reges handelsleben und
blühende Industrie (Uhren, Schmuckwaren) gleich hervorragend, ein Brennpunkt französischen
Geisteslebens. Am windgeschützten Nordufer des Genfer Sees eine Reihe anmutiger Luft-
kurorte, besonders das auch für Wissenschaft und Verkehr wichtige Lausanne (60 000),
ferner Vevep und Montreux. Bern (80 000), an der Aare in günstigster Mittellage, die
altertümliche Bundeshauptstadt mit Universität. Luzern (40 000), inmitten prächtiger
Naturumgebung an der Nordwestecke des Vierwaldstätter Sees auf beiden Ufern der Reuß,
wichtiger Verkehrsmittelpunkt. Zürich (180 000), reichlich zur Hälfte Reichsdeutsche, in
gleicher Lage am Züricher See, Hauptplatz der Seidenfabrikation, Vorort des deutschen
Geisteslebens in der Schweiz, Universität. St. Gallen (50 000), durch ehemalige Benedik-
tinerabtei uralte Rulturstätte, starke Webeindustrie.
Juraland. Lhaux de Fonds (40 000), hauptort der Uhrenfabrikation, reichlich zur
Hälfte Reichsdeutsche. Basel (130 000), am Rheinknie, bedeutendste Handelsstadt am nördl.
Lingangstor, bedeutender Industrieplatz durch Weberei und Färberei, Universität.
Iv. verkehrrgeographische Ordnung der Städte. An der Gotthardbahn: Basel,
Luzern, Göschenen, Airolo, Lugano.
An der Simpelnbahn: Genf, Lausanne. Vevey, Montreux, visp, Brig am Beginn
des Tunnels.
Fortsetzung der österreichischen Arlbergbahn: (Lindau am Bodensee), St. Gallen,
Zürich, Bern, Vevey, Lausanne, Genf.
Ähnlichkeiten zwischen Belgien und der Schweiz, a) Zwei Kleinstaaten im Ouell-
und Mündungsgebiet des Rheins zwischen mehreren Großstaaten Europas, b) Mehrere
nach ihrer Oberflächenform verschiedene Teile in der Richtung von Sw nach No. c) Auf
kleinem Raum mannigfache Erwerbszweige (Ackerbau, Viehzucht, Industrie (Weberei,
Spitzenklöppeleih. 6) Starker Durchgangsverkehr und treffliche Verkehrseinrichtungen,
e) Germanen und Romanen, deutsche bzw. niederdeutsche und französische Sprache, k) Seit
1648 vom alten Deutschen Reiche losgelöst, g) verhältnismäßig sehr starke Bevölkerung,
b) Zahlreiche Großstädte in räumlich beschränktem Gebiet.
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Gsterreich-Ungarn: I. Geländebild.
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O st er reich - Un gärn.
I. vier umfangreiche Teilgebiete in lockerem verbände. Ls herrscht die größte
Mannigfaltigkeit des Bodens ohne einheitlichen Grundzug. Reinem der flügelartig ge-
lagerten vier hauptteile kommt eine beherrschende Stellung zu. Obgleich somit eine starke
Sonderstellung der einzelnen Gebiete unverkennbar ist, werden sie doch auch wieder auf-
einander hingewiesen, so
daß aus ihnen das zweit-
größte Staatswesen Euro-
pas (675 000 qkm) ent-
stehen konnte. Beim Su-
deten- und Rarpatengebiet
macht sich zunächst die klare
Abgrenzung gegen die
Nachbarländer gertenb;
durch die Mährische Pforte
greift der Staat allerdings
auch noch nach dem Nutzen-
rand der Rarpaten über.
Wenn einerseits die Llbe
(Nbb. 21) nach außen weist,
so erscheint die Donau als
das Band zwischen Nlpen-
(V.-N. 26), Sudeten- und
Rarpatenländern. Fürdiese
drei Gebiete bildet das
allerdings nur kleine Wie-
ner Becken einen gewissen
Mittelpunkt und ist darum
trotz seiner Rleinheit von
hervorragender Bedeu-
tung. Sür den Anschluß
der Alpen sind die nord-
und ostwärts gerichteten
Täler besonders wichtig. Sn
denrarftgebieten(B.-A.27)
findet Österreich-Ungarn den notwendigen Zugang zum Meer (B.-A. 28). Der endgültige
Erwerb von Bosnien (V.-A. 29) und der Herzegowina verleiht auch diesem Teil eine
gewisse Abrundung.
Ii. Mischung von oft- und westeuropäischen Zügen der Volkswirtschaft. Durch
die nach 0 vorgeschobene Sage des Donaureichs zeigt sich hierein allmählicher Übergang von
dem vielseitigen und hochentwickelten Wirtschaftsleben der westl. Rulturstaaten zu den ur-
sprünglicheren formen der niederen wirtschaftsstufen im 0. Das tritt schon in dem starken
vorherrschen der Landwirtschaft zutage, in welcher % der Bevölkerung beschäftigt ist.
Im Bodenbau verursacht die Vielgestaltigkeit des Reichs, welches fast alle Land-
schaftsarten der Erdoberfläche aufweist (Hochgebirge, Mittelgebirge, Plattengebirge, hügel-
abb. 21. Böhmische Schweiz, kserrnkretschen an der Elbe.
Reproduziert nach einer Griginalaufnahme der Photoglob - To. in Zürich.
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Rumänien: I. Geländebild. Ii. Natur und Menschenwerk.
37
(40 000), aufblühende Hafenstadt. Agram (60 000), nahe der Save; am Winkel zwischen
Save und Donau das freundliche weinland Syrmien. Bosnien mit Herzegowina, seit
1879 unter österreichischer Verwaltung kulturell sehr gehoben, wurde 1909 endgültig
in Besitz genommen. Hauptstädte Sarajewo (40 000) und Mostär (20 000). Im König-
reich Dalmatien: Zara, Spalato, Ragüsa und Lättaro, malerisch gelegene, kleine
Küstenplätze.
Die Karpatenländer. Im Königreich Ungarn: Kremnitz mit Erzbergbau. Tokai,
berühmter Weinbezirk, preßburg (70 000), die alte Krönungsstadt am Eintritt der Donau
in Ungarn. Die altertümliche Bergstadt Dfen (Buda) am rechten Ufer und die moderne
Prachtstadt Pest an der linken Uferniederung der Donau (900 000), Sitz der magyarischen
Regierung und Bildung; Knotenpunkt von Eisenbahn- und Schiffsverkehr; bedeutender
Getreidehandel, aufblühende Industrie. Szegedin an der Eheiß (100 000); Maria-Theresi-
opel (80 000), Hauptplatz der Bacska, Temesvar (60 000) des Banats, Debreczin (75 000)
in der Pußta, „das größte Dorf Europas". In Siebenbürgen: Klausenburg (50 000),
magyarische Universität, Hermannstadt (30 000), Schäßburg und Kronstadt (40 000),
hauptsitze der „Sachsen". Vas Königreich Galizien und das Herzogtum Bukowina gehören
zum Kaiserreich Österreich. In Galizien: wieliczka, berühmte Salzbergwerke. Krakau
(110 000), bedeutender Handelsplatz in der Nähe der Grenzen, geschichtlicher und geistiger
Mittelpunkt des Polentunis. Lemberg (190 000), stark jüdischer Handelsplatz mit polnischer
Universität. In der Bukowina: Vas überwiegend deutsche Ezernowitz (80 000), mit deut-
scher Universität.
Rumänien.
I. vortrefflicher Zusammenhang -e§ vonaumündungsstaates. Das bogenförmig
am Außenrand der Karpaten liegende Land (130 000 qkm) hebt sich von den Nachbar-
gebieten durch die einander parallellaufenden inneren Gebirgs- und äußeren Flußgrenzen
klar ab. Selbst die letzteren sind wegen Versumpfung oder steiler Ufer meist schwer passier-
bar. während auch am Eisernen Tor die Begrenzung sehr scharf ist, fehlt eine solche
am Oberlauf des Sereth und pruth. Das Tieflandsbecken der Walachei und das Hügel-
land der Moldau gehen unmerklich ineinander über. Gemeinsam ist beiden die entschie-
dene Neigung zur Donaumündung, die dadurch ihrerseits zum Bestandteil Rumäniens
wird. Die Kalkplatte der vobrudscha ist zu klein, um ein Sonderdasein führen zu können.
Ii. Erfreuliche Anfänge wirtschaftlichen Aufschwungs. Die großen Güter der
Bojaren werden dank des guten Vorbilds des deutschen Königshauses heute umsichtiger
bewirtschaftet, und auch der Bauernstand zeigt jetzt größere Rührigkeit und emsigen Fleiß.
Die Ackerfläche des Landes ist in den letzten drei Jahrzehnten fast um das Dreifache ver-
mehrt, und die Ausfuhr von Weizen und Mais, dem Haupterzeugnis des Reichs, hat sich
seit zehn Jahren verdoppelt. Festländisch heiße Sommer lassen Obst (Pflaume) und wein
an den Gehängen des Gebirgs reifen. In dem trockneren 0 findet die einst lässig be-
triebene Viehzucht (Schaf und Rindvieh, der Büffel in den Sümpfen des Donaudeltas)
sorgfältigere pflege. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse ist sogar eine —- freilich durch
Mangel an Steinkohlen behinderte — Großindustrie in: Entstehen begriffen: Mehl-,
Zucker-, woll- und Lederindustrie, Bierbrauerei, Branntweinbrennerei. Die Ausbeute der
reichen Salzlager und der petroleumquellen am Rande des Gebirges schreitet rüstig fort:
Mit seiner Petroleumausfuhr, die freilich noch ganz unter amerikanischem Einfluß steht,
steht Rumänien schon an vierter Stelle (hinter Nordamerika, Rußland, Galizien). Auch
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Rußland: Ii. Natur und Menschenwerk.
schieht die Bodenbestellung freilich in ganz rückständiger (ohne Düngung) und oberfläch-
licher tdeife; dazu fehlt die Liebe zur Scholle und die Lust zu eifriger Bewirtschaftung,
weil der Grundbesitz dem einzelnen entzogen ist und (alle zwölf Jahre wechselndes) Ge-
meindeland bildet. Auf die Geflügelzucht, welche Eier und lebendes Federvieh (Gänse)
massenhaft ins Ausland führt, wird besonderes Gewicht gelegt,- auch die Bienenzucht ist
weit verbreitet. Nach 80 geht das Ackerland wegen Mangel an Niederschlag und ge-
ringerer Fruchtbarkeit des Lößbodens in die gelbliche Grassteppe über, welche durch um-
fangreiche Pferdezucht wichtig und durch Nindviehzucht die Fleischkammer des 0 bildet.
Demgegenüber tritt die Industrie völlig zurück: sie wird vielfach noch als Haus-
gewerbe ohne ansehnliche maschinelle Einrichtungen betrieben und knüpft an die Landes-
erzeugnisse an
(Mehl-, Zucker-
und Leinwaren-
fabriken, Vier-
und Branntwein-
brauereien, holz-
und Lederindu-
strie (Juchten,
Saffians,Kaviar-
bereitung, Gold-
und Silberwa-
ren). Für die
Baumwollfabri-
kation liefert
Zentralasien den
Nohstoff. Kohlen-
lager im Gebiet
zwischen Moskau
und Tula, im
Don - Donez-
Bezirk und im
polnischen Becken haben hier bereits industriellen Aufschwung angebahnt.
Den Warenverkehr begünstigt (bei dem jämmerlichen Zustand der Landwege) das
radial geordnete System vorzüglichster Wasserstraßen, wenn diese auch monatelang
durch Eis gesperrt sind und in Nebenmeere münden; auch das strahlenförmig angelegte
Eisenbahnnetz (mit dem Mittelpunkt Moskau) ist für den Binnenhandel und Massenver-
kehr wichtig. Der Überseeverkehr wird jedoch durch die Ungunst der Weltlage gehemmt.
Daher steht Nußland mit einem Handelsumsatz von 3% Milliarden an siebenter Stelle
in Europa (hinter (Österreich-Ungarn und vor Italien); seine Handelsflotte nimmt den
sechsten Platz ein.
Wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland. Gemeinsamer Anteil an wasserreichen
Strömen (Weichsel, Memel-Njemen) und an der Ostseeküste, offene Grenzen und der Er-
zeugungsgegensatz im Wirtschaftsleben brachte die beiden Kaiserreiche in enge Berührung,
zumal sich an Rußlands sonstigen Grenzen wenig Anregung zum Handelsverkehr bietet.
Daher steht Deutschland für den russischen Handel weitaus an der Spitze, und auch in
unserer Einfuhr nimmt Rußland (nächst der Union und England) den dritten Platz ein.
abb. 26. Die Tundra. Die Mitte des Bildes durchzieht ein Spalt, worin im Frühjahr
das Schmelzwasser versinkt, um später zu gefrieren.
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Balkan-Halbinsel: Ii. Natur und Menschenrverk.
I!. neuer Leben aus Ruinen. Das im Altertum (s. berühmte Stätten der ñntike
B.-Ñ. 33—35) blühende Kulturland ist durch Mißwirtschaft der Türken (verhängnisvolle
Wirkung des Fatalismus) schmählich zugrunde gerichtet worden und zeigt noch heute
deutliche Spuren jahrhundertelangen Verfalls. Nur 10% des Bodens werden — noch
dazu in ganz rückständiger weise — angebaut,- die Wälder sind zum großen Teil aus-
gerottet, die Viehzucht wird ohne Sorgfalt getrieben (Mangel an Ställen, winterfutter
und geordneter pflege), die altrömischen Bergwerke liegen verödet, Handel und Ver-
kehrswesen sind erst wenig entwickelt, ein Großgewerbe kann wegen der Unsicherheit der
Verhältnisse nicht recht aufkommen und der niedere Stand der Volksbildung nebst einem
vielfach willkürlichen Steuersystem erschwert jedes vorwärtsstreben. Immerhin sind doch
heute merkliche Unzeichen vielfacher Besserung zu spüren (Einführung moderner Acker-
geräte und Maschinen, Gründung von Landwirtschaftsschulen, Eisenbahnbauten). Bei der
Ertragsfähigkeit weiter Bodenstrecken und der Leistungsfähigkeit mancher Teile der Be-
völkerung ist unter geordneter Verwaltung ein Neuaufschwung des Landes zu erhoffen.
Beim Mangel an Steinkohlen und starkfließendem Wasser wird sich allerdings eine be-
deutendere Industrie kaum entwickeln.
Vas Nordviereck: Ein für Ausfuhr-, Einfuhr- und Durchgangshandel der euro-
päischen Großmächte bedeutsames Gebiet. Trotz seiner Verwahrlosung kommt das Ge-
biet für die Ausfuhr in Betracht. Namentlich die leidlich gepflegten Vonaustriche bringen
bei mitteleuropäischen Klima gute Erträge an Weizen und an Mais, welcher auch der
Geflügelzucht (Gänse, Puten) dient, prächtige Eichenwälder ernähren hier stattliche
Schweineherden. Tabakpflanzungen, Weinberge und pslaumengärten (Dörrobst, Pflaumen-
mus, Sliwowitz) ergeben ansehnliche werte. Im Windschutz des Balkan liefern die Rosen-
felder von Kasanlik das kostbare Rosenöl. Ungleich bedeutender ist freilich die Einfuhr,
weil nur bescheidene Klein- und Hausindustrie — mit Ausnahme der uralten Teppich-
knüpferei und der Tabakmanufaktur — herrscht, von hervorragender Wichtigkeit ist der
Durchgangshandel. Er wird durch die Randlage der Halbinsel gegenüber von Afrika und
Asien, durch die Nachbarschaft der Suezenge und durch den Eingang zum Schwarzen Meer
verursacht und durch die Donau-Dampfschiffahrt sowie die Orientbahnen (Belgrad —
Morawatal—wardartal—saloniki und Belgrad—morawatal—maritzatal—konstanti-
nopel) vermittelt.
Die griechische Halbinsel: Ein durch Bodenkultur und kommerzielle Vorzüge echt
mittelmeerischer Gebiet, von der Verschmälerung der Halbinsel an tritt der Mittelmeer-
charakter in Klima und Pflanzenwelt deutlich hervor. Der „ewig blaue Himmel" des
Sommers ist dem Bodenbau wenig förderlich und macht starke Getreideeinfuhr notwendig.
Dagegen nimmt Tabakbau und neuerdings Baumwollbau gedeihlichen Aufschwung. Die'
uralte Glivenkultur und die Seidenzucht haben hinter der pflege der Rebe zurücktreten
müssen, welche das wirtschaftliche Leben durch Weinkelterung und Korinthengewinnung
beherrscht. Daneben ist der Anbau von Südfrüchten (Zeigen) bemerkenswert. An Stelle
der zumeist gerodeten Laubwälder dehnen sich magere Bergweiden aus, wo Herden von
Ziegen und Schafen grasen. Die wegen der reichen Küstengliederung seit alters her heimische
Schiffahrt schöpft aus der günstigen Lage zum Weltverkehr frische Nahrung (Kanal von
Korinth). Die Handelsflotte übertrifft die von Rumänien und vermittelt den Verkehr im
Dstbecken des Mittelmeeres.
Wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland. Trotz unserer Verbindung durch die
Donaudampsschisfahrt ist unser Handelsverkehr nach den Ländern der Balkanhalbinsel
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Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Steinhauff, A., Schmidt, Max Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Balkan-Halbinsel: Iii. Völkerleben und Ziedelungen.
Königreich Bulgarien. Sofia, (80 Ooo, Abb. 29), am Nordfuße des majestätischen
witosch, in fruchtbarem Becken, Kreuzungspunkt, wie die Hauptstadt Ostrumeliens,
Philippopel, (50000) an der Grientbahn. Vas bestregierte Land der Balkanstaaten.
Sultanat Türkei. Der Sultan ist geistliches Oberhaupt aller Mohammedaner (Mekka).
Provinzen Numelien, Mazedonien, Albanien. — Adrianopel (80 000), an der Maritza,
Straßenkreuzung. Konstantinopel (1 Million), in unvergleichlicher Verkehrslage; Hafen „das
goldene Horn". Ivestl. desselben die eigentliche Türkenstadt Stambul; Serail, Sophienkirche
jetzt Moschee. Gstl. pera und Galata, Wohnsitz „der Franken". Vas asiatische Skutari
nur eine Vorstadt. Zahlreiche Festungsanlagen am Bosporus und den Dardanellen. Saloniki
stbb. 29. Sofia mit witofch.
in Mazedonien (100 000), die zweitgrößte Stadt der europäischen Türkei, überwiegend
jüdisch; Levantehandel. In Albanien herrscht noch die Blutrache.
2. Die griechische Halbinsel gehört fast ganz zum Königreich Griechen-
land: Obgleich die Griechen das gebildetste Volk des Grient sind und in jedem Dorfe eine
Schule besteht, steht es mit der Schulbildung der Volksmasse noch ziemlich schlimm. Im
Handel sind sie unzuverlässig. Athen (160 000), Hauptstadt, Universität, im 8 die Akro-
polis, Hafen Piräus (75 000). patras (40 000), Hauptausfuhrhafen von Korinthen.
Griechenland ist noch nicht an das europäische Eisenbahnnetz angeschlossen. Auf Korfu
der Palast unseres Kaisers, das Achilleion. Kretas Ziel ist die Vereinigung mit dem
stammverwandten Griechenland.
Die Apenninen-Dalbmlel.
I. Ein Gebiet lebhafter Tätigkeit der erögestaltenden Kräfte. Besonders eindrucks-
voll ist die langgestreckte, schmale Gestalt (Gesamtgebiet nur 300 000 qkm) und das
Faltengebirge des Apennin, das sich wie ein Rückgrat durch das Land zieht und nach