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1. Dichtung der Neuzeit - S. 17

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
C. Die übrigen Dichtungsarten. 17 3. Umb den fryden \ Ewiger Gott, wir bitten dich, gyb fryden in unsern Tagen, Das wir leben einmüttiglich und stets nach deym willen fragen. Denn, Herr, es ist keyn ander Gott, der vor uns streittet in der nodt, dann du, unser Gott, alleyne. Gütyger Gott, wir bitten dich, gyb fryden in unserm leben; Verley uns dein hilff gnediglich, den feynden zu wyderstreben. Denn niemant ist in dieser Welt, der fryden gybt und syg erhell, dann du, unser Gott, alleyne. Gnediger Gott, wir bitten dich, laß uns in dem fryden sterben. Erzeyg dich uns gantz vätterlich, das wir endtlich nicht verderben. Durch Jesum Christum, unsern Herrn, im heylgen geyst wir das begern von dir, unserm Gott, alleyne. Eyniger Gott, wir bitten dich, du wollest das nit sehen an. Das wir also vielfaltiglich den unsryden verschuldet Han. Mach uns von allen funden reyn, so wird das Hertz recht frydlich seyn in dir, unserm Gott, alleyne. Starker Herr Gott, wir bitten dich, gyb fryden unserem hertzen; Gyb sryd hie und dort ewiglich wider die höllischen schmertzen. Gyb uns hertzliche eynickeyt und die ewige selickeyt, welche in dir steht alleyne. 6. Die übrigen Aichtungsarten. 8 5. Die Entzweiung auf kirchlichem Gebiete, die ganz Deutschland in zwei große Parteien auseinanderriß, und die vielfachen Gebrechen der Zeit ließen die Didaktik einer scharfen Satire sich zuwenden. Auf der Seite der Reformation trat als hervorragendster Satiriker Johann Fischart auf (s. S. 8). Er richtet sich namentlich gegen den 1540 gegründeten und rasch aufgeblühten Jesuitenorden, von welchem er, oft unter Verdrehung der Tatsachen, ein Zerrbild entwirft, wie überhaupt seine Angriffe gegen die katholische Kirche leicht in gehässige Schimpfereien ausarten. Sein bedeutendstes satirisches Werk „Die Geschichtsklitterung von Thaten und Rathen der Helden Gargantua und Pantagruel", eine freie Nachbildung einer französischen Dichtung von Rabelais, wendet sich in tollsten Einfüllen seiner Phantasie gegen die 1 1 Aus Mich. Vehes kathol. Gesangbüchlein vom Jahre 1537. Hense, Lesebuch. Ii. 4. Aufl. 2

2. Dichtung der Neuzeit - S. 67

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 16. Oden und Lieder von Klopstock. 67 Durchlaufen bin ich die furchtbare Laufbahn, Und du hast mir mein Straucheln verziehn! Beginn den ersten Harfenlaut, Heißer, geflügelter, ewiger Dank! Beginn, beginn, mir ströniet das Herz, Und ich weine vor Wonne! Ich fleh' um keinen Lohn: ich bin schon belohnt Durch Engelfreuden, wenn ich dich sang. Der ganzen Seele Bewegung Bis hin in die Tiefen ihrer ersten Kraft, Erschütt'rung des Innersten, daß Himmel Und Erde mir schwanden, Und, flogen die Flügel nicht mehr des Sturms, durch sanftes Gefühl, Das, wie des Lenztags Frühe, Leben säuselte. Der kennt nicht meinen ganzen Dank, Dem es da noch dämmert, Daß, wenn in ihrer vollen Empfindung Die Seele sich ergeußt, nur stammeln die Sprache kann. Belohnt bin ich, belohnt! Ich habe gesehn Die Träne des Christen rinnen Und darf hinaus in die Zukunft Nach der himmlischen Träne blicken! Durch Menschenfreuden auch. Umsonst verbürg' ich vor dir Mein Herz, der Ehrbegierde voll. Dem Jünglinge schlug es laut empor; dem Manne Hat es stets, gehaltner nur, geschlagen. Ist etwa ein Lob, ist etwa eine Tugend, Dem trachtet nach! Die Flamm' erkor ich zur Leiterin mir. Hoch weht die heilige Flamme voran und weiset Dem Ehrbegierigen besseren Pfad. Sie war es, sie tat's, daß die Menschenfreuden Mit ihrem Zauber mich nicht einschläferten; Sie weckte mich oft der Wiederkehr Zu den Engelfreuden. Sie weckten mich auch mit lautem, durchdringendem Silberton, Mit trunkner Erinn'rung an die Stunden der Weihe. Sie selber, sie selber, die Engelfreuden, Mit Hars' und Posaune, mit Donnerruf.

3. Dichtung der Neuzeit - S. 68

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
68 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Ich bin an dem Ziel, an dem Ziel! und fühle, wo ich bin. Es in der ganzen Seele beben! So wird es (ich rede Menschlich von göttlichen Dingen) uns einst, ihr Brüder des, Der starb und erstand, bei der Ankunft im Himmel sein! Zu diesem Ziel hinauf hast du. Mein Herr und mein Gott, Bei mehr als einem Grabe mich Mit mächtigem Arme vorübergeführt! Genesung gabst du mir, gabst Mut und Entschluß In Gefahren des nahen Todes! Und sah ich sie etwa, die schrecklichen unbekannten. Die weichen mußten, weil du der Schirmende warst? Sie flohen davon, und ich habe gesungen, Versöhner Gottes, des neuen Bundes Gesang! Durchlaufen bin ich die furchtbare Laufbahn! Ich hofft' es, zu dir! 3. Nie Welten. (1759.) Groß ist der Herr, und jede seiner Taten, Die wir kennen, ist groß. Ozean der Welten—sterne sind Tropfen des Ozeans — Wir kennen dich nicht! Wo beginn' ich und, ach! wo end' ich Des Ewigen Preis? Welcher Donner gibt mir Stimme? Gedanken welcher Engel? Wer leitet mich hinauf Zu den ewigen Hügeln? Ich versink', ich versinke, geh' unter In deiner Welten Ozean! Wie schön und wie hehr war diese Sternennacht, Eh' ich des großen Gedankens Flug, Eh' ich es wagte mich zu fragen: Welche Taten täte dort oben der Herrliche. Mich, den Toren, den Staub! Ich fürchtet', als ich zu fragen begann, Daß kommen würde, was gekommen ist: Ich unterliege dem großen Gedanken! Weniger kühn, hast, o Pilot, Du gleiches Schicksal. Trüb an dem fernen Olymp Sammeln sich Sturmwolken. Jetzo ruht noch das Meer fürchterlich still, Doch der Pilot weiß. Welcher Sturm dort herdroht. Und die eherne Brust bebt ihm, Er stürzt an dem Maste Bleich die Segel herab. Ach, nun kräuselt sich Das Meer, und der Sturm ist da! Donnernder rauscht der Ozean als du. schwarzer Olymp! Krachend stürzet der Mast, Laut heulend zuckt der Sturm, Singt Totengesang.

4. Dichtung der Neuzeit - S. 20

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
20 Fünfte Periode, von 1560—1624. setzung eine ungemein schnelle und weite Verbreitung fand, und so wurde sie die allgemein geltende. Wie die Bibelübersetzung, so sind auch Luthers zahlreiche sonstige Lehr- und Streitschriften, welche letztere oft durch Leidenschaftlichkeit und Derb- heit auffallen, für die Hebung der Sprache von großer Wichtigkeit gewesen. Besonders bemerkenswert sind: „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung", „Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche", „An die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte deutschen Landes, daß sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen", „Wider die aufrührerischen und mörderischen Bauern". Da in den dritten prosaischen Teil des Lesebuches ein Beispiel der Prosa Luthers sich minder passend einfügt, sei an dieser Stelle zum Nach- weis der Schärfe, Kraft, Fülle und Volkstümlichkeit feines Ausdrucks ab- gedruckt ein Auszug aus seinem Sendschreiben „An die Bürgermeister und Ratherrn aller Städte deutsches Landes, das sie christliche Schulen ausrichten und halten sollen" (1524). (Die Schulen in Deutschland sind in Verfall, und die Jugend wächst auf, ohne daß sich jemand um die Erziehung und den Unterricht derselben kümmert. Die Eltern versäumen ihre Pflicht teils aus Härte, teils aus Unwissenheit, teils aus Notdurft.) „Darumb wils hie dem Rat und der Oberfeit gebären, die allergrösseste sorge und vleis aufs junge Volk zu haben. Denn weil der ganzen Stad gut, ehre, leib und leben jnen zu tremer Hand befolhen ist, so theten sie nit redlich für Gott und der Welt, wo sie der Stad gedeien und besserung nit suchten mit allem Vermögen tag und nacht. Nu ligt einer Stad gedeien nit allein darin, das man grosse Schetze samle, feste Mauren, schöne Heuser, viel Büchsen und Harnisch zeuge1 — ja wo des viel ist und tolle Narren drüber kamen, ist so viel beste erger und beste grösser schade derselben Stad — sondern das ist einer Stad bestes und aller reichest gedeien, heil und kraft, das sie viel feiner, gelerter, ver- nünftiger, erbar2, wol gezogener Bürger hat; die füllen3 darnach wol Schetze und alles Gut samlen, halten und recht brauchen. . . . Weil denn eine Stad sol und mus Leute haben und allenthalben der grösste gebreche, Mangel und klage ist, das an Leuten feile ft so mus man nit harren, bis sie selbs wachsen; man wird sie auch weder aus steinen hawen noch aus holz schnitzen; so wird Gott nit Wunder tun, so lange man der Sache durch ander seine dargetan Güter gerahten3 kan. Darumb müssen wir dazu tun und mühe und koste daran wenden, sie selbs erzihen und machen. Denn wes ist die schuld, das es jtzt in allen Stedten so dünne sitzet3 5 von geschickten Leuten, on7 der Ober- 1 erzeuge, schaffe. 2 ehrbarer. 3 können. 4 fehle. 5 entraten, entbehren. 6 aussieht. 7 als allein.

5. Dichtung der Neuzeit - S. 70

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
70 Siebte Periode oder zweite Bltrteperiode, von 1748 ab. Bist du nur gebildeter Staub, Sohn des Mais, so werde denn Wieder verfliegender Staub, Oder was sonst der Ewige will! Ergeuß von neuem du, mein Auge, Freudentränen! Du, meine Harfe, Preise den Herrn! Umwunden wieder, mit Palmen Ist meine Harst umwunden; ich singe dem Herrn. Hier steh^ ich. Rund um mich Ist alles Allmacht! und Wunder alles! Mit tiefer Ehrfurcht schau' ich die Schöpfung an; Denn du, Namenloser, du Schufest sie! Lüfte, die uni mich wehn und sanfte Kühlung Auf mein glühendes Angesicht hauchen, Euch, wunderbare Lüfte, Sandte der Herr, der Unendliche! Aber seht werden sie still, kaum atmen sie. Die Morgensonne wird schwül; Wolken strömen herauf: Sichtbar ist, der kommt, der Ewige. Nun schweben sie, rauschen sie, wirbeln die Winde! Wie beugt sich der Wald! wie hebt sich der Strom! Sichtbar, wie du es Sterblichen sein kannst. Ja, das bist du, sichtbar. Unendlicher! Der Wald neigt sich, der Strom fliehet: und ich Falle nicht auf mein Angesicht? Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig! Du Naher, erbarme dich meiner! Zürnest du, Herr, Weil Nacht dein Gewand ist? Diese Nacht ist Segen der Erde: Vater, du zürnest nicht! Sie kommt, Erfrischung auszuschütten Über den stärkenden Halm, Über die herzerfreuende Traube; Vater, du zürnest nicht!

6. Dichtung der Neuzeit - S. 22

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
22 Fünfte Periode, von 1500—1624. warumb Gott die Sprache erfür lies kamen, bis das man nu allererst sitzet *, das es umb das Evangelii willen geschehen ist, welches er hernach hat wollen offen- baren und dadurch des Endechrists * regiment aufdecken und zerstören. Darumb hat er auch Griechenland dem Türken geben, auf das die Griechen, verjagt und zerstrewet, die griechische Sprach ausbrechten und ein ansang würden, auch andere Sprachen mit zu lernen. . . . „Ja", sprichstu, „ein jeglicher mag seine Töchter und Söne wol selber leren oder sie ziehen mit zucht." Antwort: Ja, man sitzet wol, wie sichs leret und zeucht b. Und wenn die Zucht aufs höhest getrieben wird und wol geret, so kompts nit ferner, denn das ein wenig ein eingezwungen und erbar Geberde da ist; sonst bleibens gleichwol eitel Holzblöcke, die weder hievon noch davon wissen zu sagen, niemand weder raten noch helfen können. Wo man sie aber lerete und zöge in Schulen oder sonst, da gelerte und züchtige Meister und Meisterinnen weren, die da Sprachen und andere Künst und Historien lereten, da würden sie hören die gschichten und Sprüche aller Welt, wie es dieser Stad, diesem Reich, diesem Fürsten, diesem Man, diesem Weibe gangen were, und künden also in kurzer zeit gleich der ganzen Welt von anbegin wesen, leben, rat und anschlage, gelingen und ungelingen für sich fassen wie in eim Spiegel, daraus sie denn jren sinn schicken 4 und sich in der Welt lauf richten künden mit Gottesfurcht, dazu witzig und klug werden aus denselben Historien, was zu suchen und zu meiden were in diesem eusserlichen Leben, und andern auch darnach raten und regiren. Die Zucht aber, die man daheime on solche Schulen sürnimpt, die wil uns weise machen durch eigen Erfahrung; ehe das geschicht, so sind wir hundert mal tot und haben unser lebenlang alles unbedechtig gehandelt, denn zu eigener Erfahrung gehört viel zeit. . . . Am letzten ist auch das wol zu bedenken allen denjenigen, so lieb und lust haben, das solche Schulen und Sprachen in Deutschen Landen aufgericht und erhalten werden, das man vleis und koste nit spare, gute Librareien oder Bücher- heuser, sonderlich in den grossen Stedten, die solchs wol vermögen, zu verschaffen. Denn so das Evangelium und allerley Kunst sol bleiben, mus es je in Bücher und Schrift verfasst und angebunden 5 sein. . . . Aber mein rat ist nit, das man on unterschied allerley Bücher zu Haus raffe und nit mehr gedenke denn nur auf die menge Bücher. Ich wolte die Wahl darunter haben und mit rechtschaffen Büchern meine Librarey versorgen und gelerte Leut darüber zu rat nehmen. Erst- lich soll die heilige Schrift beide auf Latinisch, Griechisch, Ebreisch und Deutsch und ob sie noch in mehr Sprachen were, darinnen sein; darnach die besten Aus- leger und die Eltesten beide Griechisch, Ebreisch und Latinisch, wo ich sie finden künde; darnach solche Bücher, die zu den Sprachen zu lernen dienen, als die Poeten und Oratores, nit angesehen, ob sie Heiden oder Christen weren, Griechisch oder Latinisch, denn aus solchen mus man die Grammatica lernen; darnach sollen sein die Bücher von den freien Künsten und sonst von allen andern Künsten; 1 etwas beschränkte Auffassung. 4 ordnen. 5 wohl verwahrt. 2 Antichrist. 3 zieht.

7. Dichtung der Neuzeit - S. 23

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
D. Prosa. 23 zuletzt auch der Recht und Erznei Bücher. Mit den fürnemesten aber sollen sein die Croniken und Historien, waserley 1 Sprachen man haben künde; denn dieselben wunder nütz2 sein, der Welt lauf zu erkennen und zu regiren, ja auch Gottes wunder und werk zu sehen. O wie manche feine Geschichten und Sprüche solt man jtzt haben, die in Deutschen landen geschehen und gangen sein, der wir jtzt gar keins wissen! Das macht: niemand ist da gewesen, der sie beschrieben oder, ob sie schon beschrieben gewest weren, die Bücher behalten hat. . . . Weil uns denn itzt Gott so gnediglich beraten hat mit aller fülle beide der Kunst gelerter Leute und Bücher, so ists zeit, das wir ernten und einschneiden 3 das beste, das wir künden, und Schetze samlen, damit wir etwas behalten auf das zukünftige von diesen gülden Jaren und nit diese reiche Ernte verseumen. . . . Derhalben bitte ich euch, meine lieben Herrn, wollet diese meine trewe und vleis bei euch lassen frucht schaffen. Und ob etliche weren, die mich zu geringe dafür hielten, das sie meines Rats sotten leben, oder mich als den verdampten von den Tyrannen verachten, die wollen doch das ansehen, das ich nit das meine, sondern allein des ganzen Deutschen lands glück und heil suche. . . . Hiemit befelh ich euch alle Gottes gnaden; der wölt ewer Herzen erweichen und anzünden, das sie sich der armen, elenden, verlassenen Jugend mit ernst annemen und durch göttliche Hülfe jnen raten und helfen zu seligem und Christ- lichem Regiment Deutsches lands an Leib und Seel mit aller fülle und uberflus zu lob und ehren Gott dem Vater durch Jesum Christum, unsern Heiland. Amen." Als prosaische Schriften anderer Art sind in dieser Periode noch zu nennen die Bearbeitungen von Sagen und die durch prosaische Auflösung der alten Heldengedichte entstandenen Volksbücher, wie die Bearbeitung der Sage vom Erzschwarzkünstler Doktor Fauste (als Volksbuch in prosaischer Form zu Frankfurt 1587 gedruckt), vom ewigen Juden, von Till Eulenspiegel, von den Schildbürgern (das Lalenbuch), „von Leuten, die klüglich reden und kindisch handeln", wie ferner die Erzählung vom hörnernen Siegfried, vom Herzog Ernst, von den vier Haimonskindern (aus dem karolingischen Sagenkreise) usw. Die prosaische Geschichtschreibung tritt auf in der Chroniken- form, welche die Begebenheiten nach der Chronologie, nicht nach ihren inneren Verhältnissen darstellt. Bedeutsam nach Sprache und Inhalt sind: die Limburger Chronik, die Straßburger, in ihrer Fortsetzung Elsässische Chronik genannt, die Bayerische Chronik von Thurmayer, genannt Aven- tinus, und die Schweizerische Chronik von Ägidius Tschudi (wichtig für Schillers „Wilhelm Tell"). * 4 1 welcherlei. 2 vergleiche: wunderschön. 3 einsammeln. 4 Sieh das Nähere bei Goethes „Faust".

8. Dichtung der Neuzeit - S. 74

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
74 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Des Nachruhms werter als ein unsterblich Lied; Ach, wenn du dann auch einen Beglückteren Als mich geliebt hast — laß den Stolz mir, Einen Beglückteren, doch nicht Edleren — Dann wird ein Tag sein, den werd' ich auferstehn! Dann wird ein Tag sein, den wirst du auferstehn! Dann trennt kein Schicksal mehr die Seelen, Die du einander, Natur, bestimmtest. Dann wägt, die Wagschal' in der gehobnen Hand, Gott Glück und Tugend gegen einander gleich; Was in der Dinge Lauf jetzt mißklingt. Tönet in ewigen Harmonien! Wenn dann du dastehst, jugendlich auferweckt. Dann eil' ich zu dir, säume nicht, bis mich erst Ein Seraph bei der Rechten fasse Und mich, Unsterbliche, zu dir führe. Daun soll dein Bruder, innig von mir umarmt. Zu dir auch eilen; dann will ich tränenvoll, Voll froher Tränen jenes Lebens Neben dir stehn, dich mit Namen nennen Und dich umarmen! Dann, o Unsterblichkeit, Gehörst du ganz uns! Kommt, die das Lied nicht singt, Kommt, unaussprechlich süße Freuden! So unaussprechlich, als jetzt mein Schmerz ist. Rinn unterdes, o Leben! Sie kommt gewiß. Die Stunde, die uns nach der Zypresse nist. Ihr andern, seid der schwermutsvollen Liebe geweiht und umwölkt und dunkel! 7. Än Giseke Geh, ich reiße mich los, obgleich die männliche Tugend Nicht die Träne verbeut. Geh, ich weine nicht, Freund! Ich müßte mein Leben durchweinen, Weint' ich dir, Giseke, nach! Denn so werden sie alle dahingehn, jeder den andern Trauernd verlassen und fliehu. Also trennet der Tod gewählte Gatten: der Mann kam Seufzend im Ozean um. - Giseke, welcher Leipzig am 10. April 1748 verließ, gehörte zu dem Leipziger Dichterkreise; er starb 1765.

9. Dichtung der Neuzeit - S. 25

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
A. Poesie. 25 er kein Dichter, sondern nur ein formgewandter Nachahmer, der das aus dem Französischen, Italienischen und Niederländischen Ent- lehnte verständlich und richtig darzubieten verstand. Aber dennoch ist Opitz zu den bedeutenderen Erscheinungen in der deutschen Literatur zu rechnen. Denn in seinem 1624 veröffentlichten „Buch von der deutschen Poeterey" schuf er die Grundlage zu der noch jetzt gültigen Prosodie und Metrik, indem er statt der in den letzten zwei Jahrhunderten geübten mechanischen Silbenzählung die Silbenmessnng nach der Be- tonung einführte und so dem Verse einen Rhythmus gab: „Nachmals ist w.4-‘ , ... auch ein jeder verss entweder ein iambicu8 oder trochaicus; nicht zwar daß wir auff art der griechen und lateiner eine gewisse grösse der sylben können inn acht nemen; sondern das wir aus den accenten und dem thone erkennen, welche sylbe hoch und welche niedrig gesetzt soll werden." Hebung und Senkung sollen demnach regelmäßig wechseln, jedoch darf dabei nicht die Quantität der Silbe, wie bei den Alten, sondern ihre Qualität, ihre Betonung maßgebend sein. Freiere Bewegung erlangte der Rhythmus jedoch erst in der klassischen Zeit, zumal da Opitz den eintönigen Alexandriner^ einführte, der bis auf Lessing das herrschende Versmaß blieb. Der schlesischen Schule gehören an Paul Fleming, Friedrich von Logau, auch Simon Dach und Andreas Gryphius. Paul Fleming, geb. 1609 zu Hartenstein im Voigtlande, nahm als Arzt an zwei Gesandtschaftsreisen nach Moskau und Persien teil und starb schon 1640 zu Hamburg. Er ist ein hervorragender Lyriker, den man mit Recht den größten Lyriker des 17. Jahrhunderts nennt, aus- gezeichnet durch edle Gesinnung und charaktervolle Gemütstiefe, besonders bekannt durch sein Reiselied: Vor seiner Abreise nach Persien 1635 (nach dem 6. Psalm). In allen meinen Taten Lasst ich den Höchsten raten, Der alles kann und hat; Er muß zu allen Dingen, Sollns anders wohl gelingen, Selbst geben Rat und Tat. Nichts ist es, spat und frühe. Um alle meine Mühe, Mein Sorgen ist umsunst; * Er mag's mit meinen Sachen Nach seinem Willen machen. Ich stell's in seine Gunst. Es kann mir nichts geschehen. Als was er hat gesehen, Und was mir selig ist; Ich nehm' es, wie er's giebet. Was ihm an mir geliebet. Das hab' ich auch erkiest. * Der Alexandriner ist ein Vers aus sechs Jamben mit männlichem oder Weib lichem Schluß und einer Diäresis in der Mitte: „Kein Vers ist in der Welt toi' Alexanders Reih', Ist sie zur Hälfte da, gleich springt sie ganz herbei."

10. Dichtung der Neuzeit - S. 76

1908 - Freiburg im Breisgau : Herder
76 Siebte Periode oder zweite Blüteperiode, von 1748 ab. Jetzt entwölkte sich fern silberner Alpen Höh', Und der Jünglinge Herz schlug schon empfindender, Schon verriet es beredter Sich der schönen Begleiterin. Hallers „Doris" \ die sang, selber des Liedes wert, Hirzels Daphne den Kleist innig wie Gleimen liebt; Und wir Jünglinge sangen Und empfanden wie Hagedorn. Jetzo nahm uns die Au' in die beschattenden Kühlen Arme des Waldes, welcher die Insel krönt; Da, da kämest du, Freude, Vollen Maßes auf uns herab! Göttin Freude, du selbst! Dich, wir empfanden dich! Ja, du wärest es selbst, Schwester der Menschlichkeit, Deiner Unschuld Gespielin, Die sich über uns ganz ergoß! Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeisterung Hauch, Wenn die Flur dich gebiert, wenn sie dein Odem sanft In der Jünglinge Herzen Und die Herzen der Mädchen gießt. Lieblich winket der Wein, wenn er Empfindungen, Besfire, sanftere Lust, wenn er Gedanken winkt. Im sokratischen Becher Von der tauenden Ros' umkränzt; Wenn er dringt bis ins Herz und zu Entschließungen, Die der Säufer verkennt, jeden Gedanken weckt, Wenn er lehret verachten, Was nicht würdig des Weisen ist. Reizvoll klinget des Ruhms lockender Silberton In das schlagende Herz, und die Unsterblichkeit Ist ein großer Gedanke, Ist des Schweißes der Edlen wert! Durch der Lieder Gewalt bei der Urenkelin Sohn und Tochter noch sein, mit der Entzückung Ton Oft beim Namen genennet. Oft gerufen vom Grabe her, 1 1 Hallers Trauerode auf seine früh gestorbene Gattin. s Die Gattin des vr Hirzel; mit ihr in Begleitung von Freundinnen und Freunden machte Klopstock am 30. Juli 1750 eine Fahrt auf dem Züricher See. Dieselbe wurde vom frühen Morgen bis zum späten Abend ausgedehnt, hin und wieder unterbrochen durch Wanderungen an den Ufern des Sees.
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