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1. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 16

1900 - Leipzig : Teubner
16 Das Mittelalter, Untergang des zwischen Somme und Loire unter der Verwaltung des westrmischen Re?^.Herrschers, bis jenes Odowakar (476), dieses der Franke Chlodowech in Besitz nahm (486). Streben der Ger- 2. Germanische Reichsgrndungen. Schon lange kam es den Germanen nicht mehr lediglich darauf an, Unterkunft und Nahrung (Land") innerhalb des Reiches zu finden, vielmehr trachteten sie seit Beginn des 5. Jahrhunderts danach, auf dem Boden desselben nationale Staaten aufzurichten. So entstanden nach und nach folgende Germanenreiche: bersicht der die 1. Das Westgotenreich in Sdgallien und Spanien (419711). Germanenrerche. g. Das Reich der Sweben in Nordwest-Spanien (585). 3. Das Reich der Wandalen in Sdspanien, dann in Afrika (hier 429-534). 4. Das Reich der Burgunder erst um Worms, dann in Savoyen, zuletzt an der Rhone und Sane (412532). 5. Die Reiche der Angelsachsen in Britannien (449?1066). 6. Die Reiche der salischen und ripuarischen Franken an Schelde, Maas und Niederrhein bis zur Somme und zur Moselmndung. 7. Das Reich der Alamannen am Oberrhein, im Elsa und bis zur Mosel. 8. Das Reich Odowakars in Italien (476493). 9. Das Reich der Ostgoten, erst in Sdwestungarn und Serbien, dann besonders in Italien (453555). 10. Das Langobardenreich, erst in Sdwestungarn, dann in Italien (568-774). asoija. Zu 1. Westgotenreich. Im Jahre 419 grndete Walja im sd- westlichen Gallien das West gotische Reich. Die Westgoten, anfangs nur 20 000 streitbare Männer stark, standen zuerst unter Roms Oberhoheit. Sie verdrngten die Wandalen und Sweben ganz oder teilweise aus den spanischen Landschaften. Die Sweben behaupteten sich bis 585, die Wan-Geiserich. dalen zogen unter Geiserich 429 nach Afrika. Nach und nach fiel ganz Spanien in die Hnde der Westgoten, die im Norden die Loire zur Grenze machten. Zu 3. Wandalenreich. Der Heerbann der Wandalen mag kaum mehr Krieger als der Waljas gezhlt haben. Dennoch gelang es Geiserich, Die wandalische Nordafrika samt Karthago zu erobern.1) Die Wandalen widmeten sich mit Seeherrschaft. j'd^em Geschick dem Seewesen, da das Mittelmeer bis Kreta hin unter ihre Herrschaft kam. Im Jahre 455 plnderten sie Rom. Erst um Worms Zu 4. Burgunderreich. Im Jahre 412 bestand bereits ein Bur-bt 437. guuderreich um Worms unter König Gundahar. 25 Jahre darauf wurde 1) Whrend der Belagerung Hippos starb Bischof Augustinus (430). der Walja s. Erler, Deutsche Geschichte ... in den Erzhlungen deutscher Geschichts-schreiber I 129 f., der Geiserich I 180 f.

2. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 17

1900 - Leipzig : Teubner
4. Die germanischen Mittelmeerreiche. 17 es von hunnischen Reiterhorden, die Wohl im Dienste des Atius standen, vernichtet.^) Die berbleibsel des Volkes erhielten Savoyen. Wieder zu Dann Krften gekommen, breitete es sich der das Rhone- und Sauegebiet aus. U^ehnun"' Zu 5. Nach dem Abzug der Legionen von den ruberischen Bewohnern " e "U"s Schottlands bedrngt, riefen die Britannier die seekundigen Nordseegermanen um Hilfe an. Sachsen und Angeln setzten sich seit dem Jahre 449(?) auf der Insel fest, wo sie nach und nach sieben Reiche grndeten. Der grte Sieben angel. Teil der britannischen Bevlkerung wurde vernichtet; wen das Schwert ver- 8teil^e-fchonte, der wurde geknechtet oder floh nach der Aremorika (Bretagne). ^Bretagne. Zu 8. Odowakars Reich. Als die Forderung der germanischen Miettruppen, ihnen Land anzuweisen, abgeschlagen wurde, strzte ihr Feld-oberst Odowakar die Reichsregierung des Westens und machte sich zum Odowakar 4?s. König von Italien" (476). Abgesehen davon, da er seinen Mannschaften zu dem Drittel des Hauses, wo sie untergebracht waren, auch ein Drittel des Ackeranweisungen zu dem Gute gehrenden Grund und Bodens einrumte, waltete er doch ^ ^ Germanen. Wesentlich im Sinne der einheimischen Bevlkerung. Zu Hf Ostgotenreich. Theoderich der Groe. Nach dem Zu- Die Ostgoten am sammenbruh des Hunnenreiches (453) waren die Ostgoten nach Sdwest- Kittel-Donau^ Ungarn und Serbien gerckt. Um ihrer Nachbarschaft ledig zu werden, bestimmte sie Kaiser Zeno, wider Odowakar zu ziehen (488). Damals stand an ihrer Spitze Theoderich, ein Spro des Amalergeschlechts.theoderich d. Gr. Zehn Jugendjahre hatte er als Geisel in Konstantinopel verlebt. Trotz 493~526-manchen Waffenganges, den er gegen Ostrom unternahm, zum Patricius Zug nach Italien, und Konsul ernannt, ging er auf Zenos Vorschlag ein. In zwei Schlachten berwand er Odowakars Heer. Da er trotz dreijhriger Belagerung Ravenna nicht zu nehmen vermochte, verstand er sich zu einem Ver-trage, nach dem Odowakar knigliche Ehren zugestanden wurden, schlug Schlielicher ihn aber dann bei einem Gastmahle mit der Streitaxt zu Boden (493).2j Sie9- Im Besitze Italiens und der mittleren Donaulnder, zeigte sich Theoderichs Theoderich, in der deutschen Heldensage als Dietrich von Bern 2baiten-(Verona) hochgefeiert, als einer der grten Herrscher germanischen Blutes. Seine Ziele waren die Verschmelzung seiner Goten und Seme Ziele, der Italiener zu einem einheitlichen Volke und die Zusammen-fassung aller Germanenreiche zu einem durch verwandtschaftliche Verbindungen festgeknpften Staatenbunde. Danach ist er der erste Seme Bedeutung Fürst, welcher den gemeinsamen Vorteil der verschiedenen germanischen ^anmwm' Stmme vertrat, der erste germanische Mann, welcher eine gewisse nationale Einigung herbeizufhren trachtete. Darum erkannte er uerlich die Oberhoheit des Kaisers an und uerliche An-waltete mit Wohlwollen und Gerechtigkeit. Hervorragende Rmer erhielten erfennun9 der angesehene Stellungen, neue Bauten, die Kirchen S. Apollinare und S. Vitale Ehs" 1) Diese geschichtliche Thatsache liegt dem Nibelungenliede zu Grunde 2) Bei Erler I 240 f. Schenk u. Maigatter, Geschichte, n. Deutsche Gesch. bis 1648. 2

3. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 19

1900 - Leipzig : Teubner
4. Die germanischen Mittelmeerreiche. 19 b. National. Schroff standen sich anfangs Romanen und Germanen Gegensatz der gegenber. Jene verachteten den Fremdling wegen seiner barbarischen", asifer' buerlichen Art und Weise und haten in ihm den Ketzer; dieser blickte im Vollgefhl seiner kriegerischen Kraft geringschtzig auf das unkriegerische Geschlecht der Sdlnder herab. Aber die Zahl der Germanen war Zu geringe An-viel zu gering. Weit mehr als unter jenen hatte das Schwert unter ia^mboncn@Ci= ihnen gewtet, die, fast stets des Gefhls nationaler Zusammengehrigkeit bar, nur zu oft gegen einander im Felde lagen. Sippenweise in den ein-zelnen Landschaften verteilt, verschwanden sie beinahe unter den Einheimischen, deren Sprache sie, die wenigen, schlielich annehmen muten, um sich ver-stndigen zu knnen. Dazu kam, da in den heien, regenarmen Sommern Schdigung meist Krperstrke und Willenskraft der nordischen Männer erschlaffte. durch das Klima. Die Landteilung ging der Art vor sich, da sie ein Drittel (oder zwei Art der Land-Drittel) des Ackerlandes erhielten, wozu ein Teil vom Haus, Hof und Garten teitun9' kam. Die Staatsgter fielen dem Könige zu, der einen Teil davon an seine Gefolgsleute und Hofbeamte austhat, wodurch ein germanischer Dienst- Der neue germa-adel und Grogrundbesitz entstand. Dieser bildete mit den romanischen un?G?owund! vornehmen Familien den ersten Stand. Der wirtschaftlichen berlegenheit besitz, dieser Grogrundbesitzer erlag die Masse der germanischen Gemeinfreien, die Niedergang zu abhngigen Leuten herabgedrckt wurden und im Laufe der Zeit mjtber emeinfreien-den rmeren Provinzbewohnern zu einer Schicht verschmolzen. Indem nun auch das Knigtum dem grogrundbesitzenden Adel erlag1), innerhalb des- bergewicht selben aber der stolzere, gebildetere, zahlreichere romanische Teil denbe8 rsgi,d,en germanischen bei Seite drngte, war schlielich, noch ehe diese Reiche durch die Wucht feindlicher Angriffe von auen her zusammenbrachen, die Eroberung der Mittelmeerlnder mit all ihren Mhen und Verlusten fr Wert der das Germanentum vergeblich gewesen. Dagegen hatte sie infolge der West. Mischung der verschiedenen Völker eine Verbesserung des sdlichen Menschen- emanentum, schlages zur Folge, der nun unter den Namen der Spanier, Portugiesen, fr das Italiener und Franzosen wieder zu Kraft und Blte kam und groe gefchicht- 9tomanentum-liche Bedeutung erlangte. Die lateinischen Volkssprachen aber entwickelten sich zu den romanischen Sprachen. c. Wirtschaftlich. Der Verlust, den die alte Kulturwelt an ueren Rckgang. Werten durch den Einbruch der Germanen erlitten hatte, war ungeheuer. Schier unersetzlich war der Schaden an Gtern. Das Edelmetall war um Verluste das Jahr 500 in Italien so knapp geworden, da die Preise und die /er"' Lhne um zwei Drittel im Verhltnis zur Zeit der Blte des Kaisertums Preist Lhne fielen. Gewerbe, Handel und Verkehr gingen so unaufhaltsam rckwrts faken' etoer6e da die fast ausschlieliche Beschftigung der gesamten Bevlkerung wieder "tij wt"* die Landwirtschaft, und die Geldwirtschaft von der Naturalwirtschaft Rckfall abgelst Wurde. in die Sratural- d. Geistig. Die groe Rcksichtnahme, welche die fremden Eroberer mxtmt den Rmern erwiesen, verhinderte ein Erlschen der alten geistigen Kultur. Geisteskultur. Mit Eifer und Verstndnis traten die Germanen, besonders die Goten, in Anteil der Ger-diese ein. Amalaswintha, Theoderichs Tochter, wurde darber fast zu manetl 1) Vgl. die Zustnde im alten Hellas. 2*

4. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 21

1900 - Leipzig : Teubner
4. Die germanischen Mittelmeerreiche. 21 Im Jahre 533 sandte er seinen Feldherrn Belisar gegen die Wandalenkrieg Wandalen.^) In raschem Siegeslauf bemchtigte sich dieser der Haupt- 533-584' stadt und des ganzen Reiches. König Gelimer wurde als Gefangener nach Konstantinopel gesandt. Wie ein gxisch^cffes Trauerspiel rollt sich der Kamps und Unter- Ostgotenkrieg gang des edelu Ostgoteustammes auf. Theoderichs d. Gr. Tochter 535-55' Amalaswiutha leitete damals die Regierung in Italien. Sie war verblendet genug, die nationale Partei zu verfolgen und in Ostrom eine Sttze der Gotenherrschaft sehen zu wollen. Ihre Ermordung be-nutzte Justinian als Vorwand zum Kriege. Von der romanischen Be-vlkerung untersttzt, drang Belisar rasch vor, Rom kam in seine Hnde. Durch Tcke und Verrat brachte er den König Witiches in seine Gewalt. Schon schien die Halbinsel dem Kaiser nnterthan zu sein, als sich die Goten von neuem erhoben; ihr König, der jugendliche, heldenhafte Bad-willa (Totila) eroberte fast ganz Italien zurck. Aber im Jahre 552 Totila. erlag er zu Tagiu iu Etrurien dem Heere des Narses. In einem letzten Verzweiflungskampf fiel im Jahre darauf Teja in der Nhe Teja. des Vesuv. c. Auch das Westgstenreich kam zu Im Jahre 711 setzte Untergang des von Afrika aus der arabische Heerfhrer Tarik der die Meerenge. et0jjjrei 8 Bei 3eres de la Froutera trat ihm König Roderich entgegen, wurde Tarik. aber besiegt und verscholl. Wie ein Kartenhaus brach nun das groe @wt von Reich zusammen; nur in den Gebirgen des Nordens behaupteten gotische $eret!rbae S?"" Flchtlinge ihre Unabhngigkeit. 5. Das Langobardenreich in Italien.3) Bereits 13 Jahre nach Tie Langobarden der Wiedereroberung wurde Italien zum grten Teile von neuem dietn Staiten 568, Beute eines germanischen Stammes. König Alboin fhrte im Jahre mboin. 568 die Langobarden der die Ostalpen heran. Nach und nach geriet sast das ganze Land unter deren Herrschaft. Nur der Kstenstrich von der Pomndnng bis Ankona, Rom und die zwei sdlichen Halbinseln blieben dem Kaiser erhalten. Pavia wurde zum Knigssitz erhoben. Die Annahme des Katholizismus brachte den Langobarden nur vorber- Annahme des gehenden Vorteil; denn das Papsttum, welches die in Byzanz neu at^0h8tstnu-ausgebrochenen kirchlichen Wirren zur Erwerbung der Unabhngigkeit Das benutzt hatte, veraulate den Untergang ihres Reiches durch die Franken?mm?u?te?dw (774).3) Franken 774. 1) S. bei Erlerl 198ff., der Ostgotenkrieg ebenda I 256f, 2) Ebenda I 171 f. 3) Ebenda I 346 f. Die Sagen und Geschichten der Longobarden hat der Diakon Paulus zur Zeit Karls d. Gr. niedergeschrieben.

5. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 27

1900 - Leipzig : Teubner
7. Der Islam. 27 wurde dem Beklagten der Eid zugeschoben. Je wichtiger der Gegenstand Gerichts-war, um den es sich handelte, um so mehr Eideshelfer" mute er stellen, verfahrt. Die Eideshelfer hatten zu schwren, da der Eidleistende rein geschworen habe, nicht, da sie dies oder jenes gesehen oder gehrt htten. Ein anderes Beweismittel bestand in der Anrufung Gottes: Das Gottes-urteil1) und der gerichtliche Zweikampf sollten zeigen, was Rechtens wre. Aber es kam auch der eigentliche Zeugenbeweis auf. Die Strafen Strafen, wurden gewhnlich in Geld^) gebt. e. Die Kirche. Bei der Besetzung der Bischofsthle, die nach dem Einflu des kanonischen" (Kirchen-)Recht von der Geistlichkeit und dem Volke vor- Knigtums, genommen werden sollte, machte sich der Einflu des Knigs derart geltend, da an Stelle des Besttigungsrechtes in Wirklichkeit ein Ernennungsrecht trat. Die Geistlichen waren vom Kriegsdienst frei. Allmhlich er-weiterte sich die geistliche Gerichtsbarkeit, die vorerst nur fr kirchliche An- Geistliche gelegetiheitett bestand, auch auf Strafsachen weltlicher Art. Dem Papst Gerichtsbarkeit, gegenber wahrte man die Stellung einer fast unabhngigen Landeskirche. Frnkische Die Bekehrung zum Christentum war lange fr die Hebung der allgemeinen Landeskirche. Sittlichkeit ohne Bedeutung. Von einer allgemeinen Bildung konnte nicht mehr die Rede sein. Geistesleben. Wegen der mangelnden Gelenkigkeit der germanischen Sprachen wurde die Sprache der Kirche und des Rmertnms, das Lateinische, zur Sprache Das Latein des amtlichen Verkehrs. Viele fremde Ausdrcke drangen ins Germanische Schriftsprache, ein, eben die Bezeichnungen fr die neuen Dinge und Vorstellungen; weit entfernt, sie einfach herber zu nehmen, prgte sie der Germane zu Lehn- Lehnwrter. Wrtern um. 7. Der Islam. Kaum waren die durch die groe Vlkerwanderung, welche Westrom Der arabische zu Falle gebracht hatte, in Bewegung geratenen Vlkermassen zur Ruhe ge- Vlkersturm, kommen, als der Sdwesten Asiens in Grung geriet, die einen neuen turnt von groer Ausdehnung zur Folge hatte. Er ging von Arabien aus. Aber nicht der Ruf nach Land fhrte die arabischen Scharen in die Andere Ursachen Fremde, sondern leidenschaftlicher Glaubenseifer, entfacht durch das Gebot die des ger-des Propheten Mohammed, die Religion des Herrn" mit dem Schwerte mam e" auszubreiten. Ihm fiel der grte Teil der stlichen Reichshlfte, schlie- Folge. lich Konstantinopel selbst, zum Opfer. 1. Arabien. Der Mann, der solch sieghafte Begeisterung zu erwecken, und das Volk, das sich ihr mit solcher Kraft der Empfindung hinzugeben vermochte, muten ungewhnlicher Art sein. In viele kleine Geschlechterstaaten zersplittert, bewohnten die Araber Eigenart die groe sdwestliche Halbinsel Vorderasiens. Die Kargheit der Natur er- Arabiens. 1) So derkesselfang (Herausnehmen eines Gegenstandes aus siedendem Wasser), Schreiten der glhendes Eisen n. s. w. Fast die ganze Art des Gerichtsverfah-rens stammt aus der vorchristlichen Zeit. 2) Thatschlich erfolgte aber bei der groen Knappheit an Mnzen Erstattung m Ertragsgegenstnden der Landwirtschaft.

6. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 34

1900 - Leipzig : Teubner
34 Das Mittelalter. 9. Der national-germanische Gesamtstaat und die Erneuerung des westrmischen Kaisertums. Kart der Groe (768814). Doppelherrschaft 1. Karl und Karlmann. Nach Pippins Tode teilten sich der Erb-folgeordnnng gem seine beiden Shne Karl und Karlmann in das Reich. Der zwischen ihnen bestehende Zwist wre sr dasselbe vielleicht noch verhngnisvoll geworden, htte nicht drei Jahre darauf der Tod Karlmann dahingerafft. Mit bergehung der unmndigen Shne des-Alleinherrschaftselben bernahm nun Karl1) die Alleinherrschaft. Seine Jugend ist in Dunkel gehllt; ebensowenig wie der Ort ist die Karls Eigenart Zeit seiner Geburt (742 oder 747) zu bestimmen. Eine germanische Heldengestalt: Hochgewachsen, kraftvoll, gedrungen, das Haupt zurckgeworfen in den Nacken; der durchdringende Blick seiner groen, klaren Augen, die scharf gebogene Nase, das breite, krftige Kinn verrieten Entschlossenheit und Khnheit. (Vgl. Reiterstatuette und Mnze auf Tafel Vi.) Durch krperliche bungen und Migkeit in Speise und Trank wute er sich Strke und Gesundheit bis ins Greisenalter zu erhalten. Das Ma seiner durch den Jugendunterricht gewonnenen Kenntnisse war nicht bedeutend; erst als bejahrter Mann bte er sich in der schweren Kunst des Schreibens. Dagegen besa er groe natrliche Gaben, unendliche Ausdauer, wute er im Felb wie im Rat Klugheit mit mannhaftem Hanbeln zu verbinben. Auch im welschen Mantel des Kaisertums blieb er ein beutscher Mann. Als Vater und Gatte, als Freunb, als frommer Christ, bent die Sorge fr die Kirche Herzensbedrfnis war, zeigte er stets die tiefe Innerlichkeit seines Gemtes. Als er sich dem Geistesleben der alten Völker zuwandte, schrieb er doch selbst an einer deutschen Grammatik und lie die germanischen Heldensagen sammeln. Seine Sein Wollen und Wirken ist fr die ganze Entwicklung des Abend- Bedeutung, fonbes b0n der grten Bedeutung geworden. Indem er fast alle ger-manischen Stamme des Festlandes unter seiner Knigslanze vereinigte, gab er die Mglichkeit der Entstehung eines bentschen Einheitsstaates; indem er das westrmische Kaisertum erneuerte und, ein eifriger Leser des von bent Kirchenlehrer Augustinus verfaten Werkes der beit Gottesstaat, die Schutzgewalt der die Kirche und das Papsttum mit seiner weltlichen Macht verbanb, gelangte er zur Grndung eines gottesstaatlichen Gesamt-reiches; indem er geistliche und weltliche Dinge zu einer Einheit verknpfte und eine nette germanisch-rmische christliche Kultur erstehen lassen wollte, wurde er der Urheber des eigentlichen Mittelalters und der bis zur Kirchen-erneueruug geltenden Ordnung der abendlnbischen Christenheit. Die Sachsenkriege 2. Karls Kriege, a. Das erste Ziel, seitbem er die gesamte Gewalt 772-804(7). |n je|ner Hand vereinigte, war die Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen. Aber die Widerstandskraft dieses tapferen Volkes war so groß, da fast die ganze Regierungszeit Karls verstrich, ehe es in das Reich eingefgt war. 1) S. Einhards Leben Karls des Groen bei Krmer S. 83f.

7. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 35

1900 - Leipzig : Teubner
9. Der national-germ. Gesamtstaat u. die Erneuerung b. westrm. Kaisertums. 35 Sie zerfielen in eine groe Anzahl Gaustaaten, die in vier Staaten-bnde, die Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordalbingier, zusammen-gefat wurden. Sie hatten kein gemeinsames Oberhaupt; nur in Zeiten schwerer Bedrngnis erkoren sie Herzge. Das Volk gliederte sich in drei Stnde, einen beraus angesehenen Adel, die Gemeinfreien und die Hrigen; auerdem gab es noch Knechte. Die Freien lieen das Haar der die Schulter hiuabfallen. Im Jahre 772 brach Karl gegen sie auf. Er eroberte die Eres-brg (an der Diemel) und zerstrte die Jrminsul, das ihnen heilige Abbild der Welteiche, b. Dann aber wurde er durch den Hilferuf des Der Lango-Papstes Hadrian I. veranlat, nach Italien zu ziehen. Der Lango-bardenknig Desiderius, erbittert, da ihm Karl feine Tochter Desi-der ata (?) nach einjhriger Ehe zurckgeschickt hatte, nahm Karlmanns Witwe und Shne an seinem Hofe auf und drang in den Papst, letztere als rechtmige Frankenknige zu salben. Karl eroberte Patita, zwang Desiderius, ins Kloster einzutreten und nahm den Titel König der Langobarden an. Langobarden- und Frankenreich wurden damit durch die Person des Herrschers tiereinigt. a. Aus Italien zurckgekehrt, widmete sich Karl mit grtem Nach- Weiterer Gang druck dem Sachsenkriege. Wohl gelang es ihm, bis zur Ocker tiorzu- ^kr?e?" dringen, die drei linkselbischen Hauptstmme zu unterwerfen und im Jahre 777 sogar einen Reichstag bei Paderborn abzuhalten, doch jedes-mal, wenn er fern vom Lande beschftigt, oder die Kunde von einem Unglcksfall, der die Franken betroffen hatte, zu ihnen gelangt war, er-hoben sich die Sachsen von neuem. Wie einst Armin zog im Jahre 778 Widukiud von Gau zu Gau und erregte einen furchtbaren Aufstand, Widukwd. der mit Mhe unterdrckt wurde. Vier Jahre darauf vernichteten sie durch pltzlichen berfall ein frnkisches Heer am Sntel. Als Karl berfall zornerfllt durch das Strafgericht von Verden 4500 (?) Sachsen dem atn untel Henker berantwortete, flammte das ganze Land in wilder Emprung Blutgericht zu auf. Aber ihr Heerbann wurde in den Schlachten bei Detmold und und an der Hase bis zur Vernichtung geschlagen (783). Widukiud unter- d, Hase?8g. warf sich und lie sich taufen. Stamm fr Stamm ward niedergerungen. Grafen wurden eingesetzt, Kirchen und Bistmer errichtet.1) Doch das Sachsenvolk war nicht gewillt, von seiner Freiheit und seinen Gttern zu lassen. Ein Ausstand folgte dem anderen. Erst als viele Tausende in frnkische Landschaften verpflanzt, die brigen trotzigen Männer, welche den Beginn des Krieges gesehen hatten, hingestorben waren, und Verwstungen und Gtereinziehungen das Land vllig erschpft hatten, beugte sich das herangewachsene Geschlecht Karls Strenge und Ende der Kmpfe. bermacht (804 ?). l) Mnster, Osnabrck, Paderborn, Minben, Verben, Bremen, Hildesbeim und Halberstadt. 3*

8. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 36

1900 - Leipzig : Teubner
36 Das Mittelalter. c. Whrenddessen hatten die frnkischen Waffen an fast allen Grenzen -Unterwerfung des weiten Reiches neue Lorbeeren erstritten. Der Herzog Tassilo Bayerns 788. on sga^ern wurde wegen reichsverrterischer Zettelungen ins Kloster geschickt, und sein Land kniglichen Beamten unterstellt (788). d. Schon zehn Jahre vorher war Karl auf Ersuchen des abtrnnigen Statthalters von Saragossa wider den omaijadischen Emir Abderrahman der die Der Krieg in Pyrenen gezogen (778). Da der Erfolg sehr gering war beim Spanien. Rckmarsch wurde sogar die Nachhut unter dem von der Sage verherr-Roland, lichten Markgrafen Hruotland (Roland) von den Basken aufgerieben (bei Roncesvalles?) wurde der Krieg fortgesetzt. Das Ergebnis war Die spanische schlielich die Einrichtung der spanischen Mark, die bis zum Ebro reichte. Der gemeinsame Gegensatz zu den Omaijaden und zu Ostrom fhrte zu einem Einverstndnis mit Harun al Raschid, demzufolge Pilger-fahrten ins heilige Land gestattet wurden, und jeder der beiden Herrscher den Glaubensgenossen des anderen Duldung gewhrte. Awarenkrieg e. Ruberische Einflle des zwischen Enns und Karpaten hausenden 791-805. Mrkisch-finnischen Hirtenvolkes der Awaren verursachten die Bekriegung und den Untergang dieses Volkes. So groß war die Beute an Edel-metall, die Karls zweiter Sohn Pippin in den Verschanzungen zwischen Donau und Thei fand, da vorbergehend das Geld im frnkischen Reiche an Wert sank, und die Preise auerordentlich stiegen. f. Auch lngs der Ost- und Nordgrenze kam es zum Waffengange. Slawen- und Dort wurden die slawischen Stmme der Wilzen, Sorben und Danenkriege. Tschechen heimgesucht und zur Zinszahlung gezwungen, und der Schutz Syrabischemark.thringens ward durch die neu errichtete sorabische Mark erhht. g. Hier gelang es, Gttrik, der nach Sicherung seiner Sdgrenze durch einen von der Nordsee bis zur Eider ziehenden Wall (das sptere Danewirk, 808) mit einer Wikingerflotte Friesland geplndert hatte, Schsische und zurckzudrngen, worauf zwei Marken, die schsische und die dnische, dnische Mark. Qngdegt wurden. 3. Erneuerung des westrmischen Kaisertums. Im Besitze einer beraus starken Macht, zu welcher auch das Stammland des alten Fortleben der Imperiums" gehrte, fate Karl den Entschlu, das Kaisertum des Kmsendee. Westens zu erneuern. Als im Jahre 799 der den Rmern verhate Papst Leo Iii. bei Karl Zuflucht suchte, lie ihn dieser zurckfhren und begab sich im nchsten Jahre selbst nach Rom. Hier setzte ihm der Karl Kaiser Papst am Weihnachtsfeste eine goldene Krone aufs Haupt, während ihn Weihnachten 8oo. jubelnd als Kaiser begrte, salbte ihn und huldigte ihm nach rmischem Krnungsbrauch mit Kniebeugung und Ku. Damit war das westliche Kaisertm an die Germanen bergegangen. Von dem augustinischen Gedanken eines Gottesstaates beeinflut, be-Karls Ausfassung trachtet sich Karl als das von Gott eingesetzte Oberhaupt der Christenheit des Kaisertums. un^ fat seine neue Wrde als ein priesterliches Kaisertum, als eine Ver-

9. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 38

1900 - Leipzig : Teubner
38 Das Mittelalter. und Volksversammlungen abzuhalten; wer eine Beschwerde vorbringen wollte, sprach sie hier aus. Wehrpflicht 2. Heerwesen. Der Grundsatz allgemeiner persnlicher Wehr-Pflicht, und zwar ohne Soldzahlung, blieb in Kraft. Doch erfuhr er wegen der zahlreichen Kriege, die Karl fhrte, in den spteren Jahren insofern eine Milderung, als kleinere Grundbesitzer, z. B. im Jahre 807 die, welche unter 3 Hufen besaen, zusammen fr je 3 Hufeu nur einen Mann stellten, von den Gemeinfreien ohne Grundbesitz aber fr je fnf nur ein Mann auszog, dem diese eine Beihilfe zahlten. 3. Rechtswesen. Auf dem Gebiete des Rechtswesens entfaltete Karl d. Gr. eine besonders eifrige Thtigkeit. Unter anderem wurden zahl- Meichsgesetze. reiche Kapitularien (d. i. in Kapitel eingeteilte Beschlsse der Reichs-Versammlungen oder knigliche Verfgungen) erlafsen, und das Gerichts-Volksgericht, verfahren abgendert. Um nmlich den weniger begterten Gemeinfreien die Ausbung ihrer Gerichtspflicht zu erleichtern, richtete er das Schffen-Schffengericht, gericht ein. Nur noch zu dem echten (d. h. zu dem gewhnlichen, regel-migen Volks-) Dinge der Hundertschaft, das der Graf leitete, hatte sich jeder Freie einzufinden, zum gebotenen (d. h. besonders angesagten) Ding dagegen, an dem der Schulthei den Vorsitz hatte, erschienen lediglich sieben Schffen als Urteilfinder. Diese wurden aus der Zahl der Wohlhabendsten innerhalb der Gerichtsgemeinde und zwar auf Lebenszeit ernannt und waren unabsetzbar. Es entwickelte sich nun die bung, da die schwereren Sachen vor das echte, die leichteren vor das Schffengericht kamen. Das Knigsgericht. Knigs- oder Hofgericht war bereits zur Oberinstanz geworden; es tagte berall da, wo der König seinen Aufenthalt hatte. Besonders schwere Flle, wie Anklagen auf Hochverrat, kerisliz1), oder Todesurteile gegen freie Franken wurden jedoch ausschlielich dem Knigsgericht vorbehalten. Untergericht der Nun gab es noch die Gerichte der Herren der Freigebiete, die ein Freigebrete. von diesen eingesetzter Vogt leitete, fr die Hintersassen in leichteren Sachen, Geistliche und fr die Geistlichen die geistlichen Gerichte in Zivilsachen oder wenn Gerichte. e|n Geistlicher gegen einen anderen klagte. 4. Schahwesen. Die Einnahmequellen waren dieselben wie in der Merowingerzeit. Ein Unterschied zwischen kniglichem Familiengut und ffentliche Lasten. Staatseigentum bestand nicht. Eine erhebliche Belastung fr die Unter-thanen war die Verpflichtung zu Naturalleistungen zur Befrderung und zum Unterhalt des kniglichen Hoflagers und verschiedener Beamten. Das Recht der Mnzprgung behielt sich der Kaiser allein vor.2) Die Kirche. 5. Staat und Kirche. Die Kirche bildete die erste Krperschaft des Der Kaiser deren Reiches. Sie wurde von Karl, der sich als Oberhaupt von Staat und Oberhaupt. Kirche betrachtete, in hohem Mae gefrdert und als fast alleinige Trgerin 1) herisliz Treubruch des Lehnsmannes und selbstwilliges Verlassen des Heeres. 2) Der wirtschaftliche Wert des Geldes war im achten Jahrhundert fast zehn-mal hher als in unserem Jahrhundert. Durch die Erbeutung der Awarenschtze stieg der Edelmetallvorrat im Frankenreiche derart, da der Geldwert um ein Drittel sank; er war also nach dem Jahre 800 nur noch sechsmal hher als heute.

10. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. uncounted

1900 - Leipzig : Teubner
Achenk und Maigatter Ausgabe C Deutsche Geschichte :; -- - - . . - . y _ . ; , ; ' ; bis zum westflischen Lrie zm^Wmwunswawwwad^Mwwm^Nbwwmmwu
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