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1. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 8

1881 - Hannover : Helwing
8 Neue Geschichte. Verdru der die ihm bereiteten Schwierigkeiten die Regierung nieder und verlie auf immer die Mark. Ihm folgte sein Bruder Ludwig Ii., der Rmer" genannt, weil er in'rom geboren war. Der falsche Waldemar" soll nach einigen ein Mller gewesen sein, der sich im Dienste des letzten Askauiers dessen Gewohnheiten genau gemerkt hatte und ihm sehr hnlich war; andere halten ihn fr einen listigen Mnch. Noch ist di- Wahrheit der Sache nicht genau ermittelt. Der falsche Waldemar" hatte brigens keine Spur von dem krftigen Wesen und Austreten des verstorbenen Fürsten. Der schlaue Kaiser wute entstandene Streitigkeiten zwischen den bairi-schen Herzgen und dem Markgrafen von Brandenburg klug zu benutzen und schlo mit letzterem eine Erbverbrderung, laut welcher nach dem Tode des Markgrafen und seiner Nachkommen Brandenburg und die Lausitz dem bhmischen Hause, welchem der Kaiser angehrte, zufallen muten. Der Tod Ludwigs des Rmers erleichterte dem Kaiser die Ausfhrung seiner Absichten, denn Ludwigs Bruder, Otto der Fimter", b. h. der Faule", hatte keinen frstlichen Sinn, sondern schwelgte in niederen Lsten am Hose des Kaisers, dem er die Regierung seiner Lnder berlie. Zu spt ermannte sich Otto; er erklrte die geschlossene Erbverbrderung fr ungltig, schlo mit mehreren Fürsten ein Bndnis und wollte sein Land im Kriege behaupten. Aber der Kaiser unterwarf den feigen Mann ohne Mhe. Gegen ein Jahresgehalt trat Otto alsdann dem Kaiser seine Lnder ab und endete sein schmachvolles Leben zu Laudshut in Baiern. So kam Brandenburg nach der unheil-vollen Regierung der Baiern an die Markgrafen aus dem 1373hause Luxemburg. Whrend der Minderjhrigkeit seiner Shne regierte Karl Iv. die Marken selbst. Nach langer Not kehrte eine glckliche Zeit wieder. Karl's Lieblingssitz war Tangermnde an der Elbe, welche Stadt er zum Mittelpunkte des Nordsechandels machen wollte. Hier hielt er eine schne Hofburg und verkndigte den Stnden, da Bhmen und Brandenburg fr ewige Zeiten" ein Reich bilden sollten. Er durchzog mit einer groen Reiterschar das Land, um die Raubritter zu strafen, die während der bairischen Zeit mch ig geworden waren; viele lie er an Bumen aufhngen. Auch lie er das Landbuch" anlegen, d. h. ein Verzeichnis aller Ortschaften des Landes und der in denselben wohnenden Besitzer nebst ihren Grundstcken, und hob die Landwirtschaft. Leider starb der Kaiser schon nach fnf Jahren. Die Marken erbte sein Sohn Sigismund (13781415); derselbe war tapfer und beredt, aber auch leichtsinnig und verschwenderisch. Meistens lebte er am Hofe seines knftigen Schwiegervaters, des Knigs von Ungarn und Polen, und lie die Mark durch sorglose Statthalter verwalten. Weil er aber während seiner vielen Fehden in steter Geldverlegenheit war, verpfndete er zuletzt die Marken gegen einen Geldvorschu von 20000 Goldgulden an seine Vettern, die Herzge Jobst uad Prokop von Mhren, von denen letzterer bald starb. Jobst war ein sehr geldgieriger Mann und sing an, die Marken auszusaugen. Er kam nur in das Land, um das von seinem Statthalter erprete Geld abzuholen. So verschwand Recht

2. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 10

1881 - Hannover : Helwing
10 Neue Geschichte. der Kaiser die Statthalterschaft in der Mark Brandenburg, in der Hoffnung, da seine Klugheit und Rechtschaffenheit sich am meisten dazu eigne, um mit Gottes Hlfe die Mark aus ihrer jammer-vollen Lage zu erretten und zu ihrem frheren Wohlstande zurckzufhren." Dem Burggrafen sollten alle und jede Einknfte, Gerechtsame und Befugnisse eines wirklichen Landesherrn vollkommen zustehen." Die Wrde eines Kurfrsten und Erzkmmerers aber behielt sich der Kaiser selbst vor. Wenn von dem Burggrafen von Seiten der Erben des luxemburger Geschlechts die Mark wieder zurckverlangt wrde, so solle ihm fr seine Arbeit" und dafr, da er sein Vermgen zugesetzt habe", die Summe von 100 000 Gulden bezahlt werden. Diese Entschdigungs-summe wurde bald nachher auf 150000 Gulden erhht. Friedrich erschien 1412 in der Mark und empfing die Huldigung der Stnde. Nur die Ritter des Havellandes, Hans und Dietrich von Quitzow an der Spitze, verweigerten ihm den Eid, nannten ihn spottend den Tand von Nrnberg" und prahlten: Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnete, wollten wir doch unsere Schlsser behalten!" Bald zeigte ihnen Friedrich, da mit ihm nicht zu spielen war. Sein mildes, aber festes Auftreten erwarb ihm viele Freunde in der Mark; seine Frau Elisabeth,-die schne Else" genannt, fhrte ihm Truppen aus Franken zu, und von dem Landgrafen in Thringen erhielt er eine gewaltige Donner-bchse, die von den Vorspannbauern faule Grete" genannt wurde, weil sie so schwer zu transportieren war. Mit diesem Geschtz zog der Held durchs Land und brach die starken Burgen der Raubritter. Bald waren diese mit Hlfe benachbarter Fürsten vertrieben, oder sie muten sich ergeben; auch Dietrich von Quitzow entfloh, Hans wurde gefangen gesetzt. Fr wichtige Dienste, die Friedrich dem Kaiser Sigismund auf dem Konzil zu Konstanz dadurch erwies, da er den Herzog Friedrich von Ostreich unterwarf und den aus Konstanz entwichenen Papst wieder 1415 zurckfhrte (Teil Ii. S. 97), bertrug ihm Sigismund am 30. April 1415 die Mark als erbliches Eigentum nebtt)der Wrde eines Erzkmmerers und Kurfrsten des heiligen Rmischen Reichs. Im Dezember des-selben Jahres empfing der Kurfürst in dem hohen Hause" zu Berlin, dem damaligen Schlosse, die Erbhuldigung der Stnde. . 1417, zog er mit groer Pracht wieder nach Konstanz und erhielt hier die feierliche Belehnung der Mark. Der Kser sa, umgeben von seinen Reichsfrsten, auf dem Markte auf einem Throne. Unter dem Schalle der Pauken und Trompeten ritt Friedrich auf stolzem Rosse und in prchtiger Ritterrstung auf ihn zu, stieg ab vom Pferde und knieete an den Stufen des Thrones nieder. Hierauf las der Kanzler den Lehnsbrief vor,undfriedrich leistete den Lehnseid, woruach er das Banner von Brandenbng zum Zeichen der Belehnung erhielt. Die Mark umfate, als sie Friedrich bertragen wurde, folgende Gebiete: 1) die Altmark; 2) die Mittelmark; 3) die Priegnitz; 4) das Land Sternberg; 5) einen Teil der Uckermark, die sich grtenteils in den Hnden der Pommern befand. Friedrich bestieg den brandenburgischen Thron als Friedrich I.

3. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 12

1881 - Hannover : Helwing
12 Neue Geschichte. mimutig und gebeugt durch den Tod seines einzigen Sohnes, bergab er (1470) die Regierung seinem Bruder Albrecht. 3. Atchrecht Achilles (14701486) war von hoher stattlicher Gestalt und unverwstlich er Kraft des Leibes und Geistes, in der Schlacht ein Held wie Achilles, dessen Namen er trug. Aus fast allen Schlachten kehrte er als Sieger heim und tu 17 Turnieren warf er alle seine Gegner aus dem Sattel. In einer Schlacht drang er ganz allein mitten in einen feindlichen Reiterhaufen, und bei der Belagerung einer Stadt sprang er allein von der Mauer mitten unter die Feinde. Albrecht kam selten in die Mark, sondern lebte meistens in seinen schnen frnkischen Erblanden. 1474 ernannte er seinen Sohn Johann zum Statthalter der Mark, der aber trotz der grten Sparsamkeit und Entbehrung nicht genug Geld aufbringen konnte, um die groen Kosten fr die glnzende Hofhaltung des Vaters in Franken zu bestreiten. Als Johann in einem Kriege um das Herzog-tum Glogau in harte Bedrngnis geriet, eilte der greise Kurfürst noch einmal in die Mark, schlug den Gegner bei Kr offen und schlo mit ihm einen Vertrag, nach welchem Krossen, Zllichau und Sommerfeld an Brandenburg fielen. Das Bedeutendste, was Achilles fr das Haus Hohenzollern gethan hat, ist das von ihm erlassene Hausgesetz. 1473 In demselben bestimmte er, da die Mark Brandenburg stets ungeteilt auf den ltesten Sohn bergehen solle; die beiden folgenden Shne erhielten die frnkischen Erblande. 4. Aoyann Gicero. (i4861499). Nach Albrcchts Tode wurde sein Sohn Johann Kurfürst, der wegen seiner Gewandtheit in der lateinischen Rede den Beinamen Cicero erhielt. Er hatte nicht den kriegerischen Sinn seines Baters, war dafr aber um so eifriger auf das Wohl seines Volkes bedacht; daher war seine friedliche Regierung eine sehr segens-reiche. Zur Frderung der geistigen Bildung in der Mark beschlo Johann, in Frankfurt a. d. O. eine Universitt zu grnden; 1506 wurde dieselbe feierlich eingeweiht, inzwischen war aber der Kur-frst bereits gestorben. (1499). Johann Cicero ist der erste hohen-zollersche Kurfürst, der seinen bleibenden Wohnsitz in der Mark nahm und daselbst seine letzte Ruhesttte gefunden hat. 5. Joachim I. (14991535). Johann Ciceros Sohn und Nachfolger, dem von seinen Zeitgenossen wegen seiner hohen Bildung und seines verstndigen Rates der Name Nestor beigelegt wurde, war beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt. Beim Antritt seiner Regierung wurde ein Teil der Marken durch eine Pest und im folgenden Jahre durch eine Hungersnot heimgesucht; dazu fingen auch die Adeligen, die von dem jungen Kur-frsten nichts glaubten frchten zu brauchen, ihr Ruberhandwerk von neuem an. Einige adelige Familien wurden so sehr die Plage des Volkes, da damals der noch jetzt in den Marken bekannte Vers entstand. Vor Kckcritze und Liideritze, Vor Krachten und vor Jtzenplitze Beht uns, lieber Herre Gott."

4. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 14

1881 - Hannover : Helwing
14 Neue Geschichte. W?f Magdeburg und Hlberstdt. der den Tetzel in die Mark geschickt hatte, war Joachims Bruder; auerdem Aus' Im f; bte ^orjftion msse oou den Konzilien ausgehen. Au dem Reichstage zu Worms (1521) sorgte auch er fr die Unterdrckung der neuen Lehre durch das Wormser Edikt, und von dem Nrnberger Religinfriden (1532) sagt- et: i-b-r will ich Sund und Leute verlieren, eher sterben und verderben, als in dielen iimthnrfmenden Reden auf dem Reichstage zu kisckenbun5 die Evangelischen zur Bildung des schmal- mlmschen Bundes. Trotz dieses Widerstrebet des Kurfrsten gegen die Reformation breitete sich dieselbe gerade in Brandenburg in der Stille mchtig ans. Auch des Kurfrsten Gemahlin Elisabeth war derselbe im gehelmen ergeben. Als aber Joachim hrte, da sie das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genossen habe, drohte er ihr mit Kerker und Banden. Sachsen ^am Friedrich von "?} r ,8)' F Banerm verkleidet, kam sie aus Berlin. In em Verkehr t^tht Wilbergs und in und Johann von Kstrin als Markgraf der Neumark Dieselben w 91 f b *nnb ^rck, und Johann fhrte sofort die Reformation em. Joachim war ebenfalls der Lehre Luthers ergeben; aber M.retcfmt J??(irabcr' ^a!!e feinem Vater versprochen, der katholischen Lehre treu bleiben zu wollen; auch mute er Rcksicht auf seinen Schwiegervater nehmen, dm streng kotholischen Herzog von Sachsen. Il -rx o v Als dieser aber gestorben war und das ganze bran- -9 sc l r J1* der .neuen Lehre zugewandt hatte, gab auch 1rq Joachim den Vorstellungen seiner Mutter nach und empfing am 1 Nov 1539 an demhofeseinerfrommeu Mutterzu Spandau das heil. Abend- mahl in beiderlei Gestalt. Dem schmalkaldischen Bunde trat er nicht bei und nahm an dem schmalkaldischen Kriege nicht teil. Joachim Ii. verheiratete seine Tochter mit dem Sohne des Her-zogs von Liegnitz Brieg und Wohlau und seinen ltesten Sohn Mit einer Tochter dieses Herzogs, und bei dieser Gelegenheit schlssen beide Furstengeschlechter eine Erbverbrderung, nach welcher ^l'ie9 und Wohlau beim Aussterben des dortigen ^^geschlechts an Brandenburg fallen sollten. (1537). Vertrag grndete spter Friedrich der Groe seine Ansprche f Schlesien.) 1569 erhielt Joachim die Mitbelelymng der das Herzogtum Preußen. Weil Johann von Kstrin keinen Sohn hinter-lie, wurden nach dessen Tode die Marken wieder vereinigt und sind seitdem nicht wieder getrennt. ' 7. Johann Oeorg. (1571-1598). Joachimsll.sohn,Johanngeora war em strenger, sparsamer Herrscher. Er nahm viele der aus den Nieder-

5. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 16

1881 - Hannover : Helwing
16 Neue Geschichte. Kriegsvolk dasselbe schtzte. Mehrere Kreuzzge untersttzten den Orden, und deutsche Ansiedler, besonders aus Sachsen und Westfalen, machten das eroberte Land erst zu einem dauernden Besitztums Um die festen Burgen erwuchsen bald Städte; so entstanden Thorn, Kulm, Marien-werder, Elbing, Braunsberg, Memel, die mit deutschen Einwohnern bevlkert wurden. 1254 zog- Ottokar von Bhmen an der Spitze von 60000 Mann gegen die Preußen und grndete Knigsberg." Im Jahre 1283, also nach fnfzigjhriger Blutarbeit, waren die letzten Preußen Mm Orden unterworfen. Whrend dieses Kampfes ward Preußen durch einen Landmeister" verwaltet; der Hochmeister des Ordens war noch in Palstina; als dieses aber den Christen (1291) verloren ging, verlegte der Hochmeister 1309 seinen Sitz nach Preußen und grndete hier eine prchtige Residenz, Bellt Ehren der Jungfrau Maria Marienburg genannt wurde. Bis zum Jahre 1382 blhte der Orden stetig auf. Durch Eroberung und Kauf erwarb er Pommerellen (von Polen), Kurland, Livland und Esthland, so da er die Ostseekste bis Narva und Reval inne hatte. Seine goldene Zeit" erlebte der Orden unter dem Hochmeister Winrich von Kniprode. (13511382). Das Land blhte durch deu Ackerbau, die Städte durch den Handel. Danzig allein schickte jhrlich 300 Sckisfe mit Korn nach England und den Niederlanden. Eine Pest raffte (1352) in Danzig 13 000 Menschen weg, ohne da die Stadt dadurch zu Grunde ging. Bei einem Sturmwinde gingen 60 Kauffahrteischiffe im dortigen Hafen unterz b. Kampf mit Polen; Trennung in Ost- und Westpreuen. Bald nach dieser kurzen Blte begann der Verfall des Ordens. Die Ritter verlieen ihre strenge Regel und gerieten in Wohlleben und bermut. Bei Tische gab es statt der einfachen Speise Rosinen, Datteln, und Mandeln; allein fr die Tafel des Hochmeisters waren jhrlich 400 Dukaten fr Rheinwein bestimmt. Eine alte Chronik sagt: Bei den Mahlzeiten der Ritter hrt man nichts Anderes, als von Pferden und Hunden reden." Gaukler, Snger und Lautenschlger, die von Bremen, Prag und Schweden zugereist kamen, fand mau bestndig in der Marienburg. So war an der ehrwrdigen Sttte statt frommer Andacht frhliches Weltleben, welches die ritterliche Kraft zerstrte. Die Städte wollten auf die Dauer dem Orden nicht mehr gehorchen und schloffen sich zum teil der Hansa an. Mit den deutschen Bauern waren auch viele Adelige ins Land gezogen, die, ohne selbst Ordensritter zu sein, von dem Orden Land zu Lehen hatten. Sie bildeten den Land-adel; auch altpreuische und polnische Familien gingen so zu Lehen beim Orden oder hatten freies Eigentum. Stdter und tzdelleute forderten vom Orden grere Selbstndigkeit und Anteil an der Regierung, und als ihnen dies verweigert wurde, traten sie zu Bndnissen zusammen. Um diese Zeit hatte der Orden einen gefhrlichen Nachbarn in dem Grofrsten Jagiello von Littauen. Dieser gewann durch Heirat Polen und vereinigte dieses Land mit dem seinigen; er wurde Christ

6. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 17

1881 - Hannover : Helwing
Preußen bis 1618. 17 und nahm in der Taufe den Namen Wladislans an. Er war lngst neidisch auf das blhende Ordensland; 1410 fiel er mit einem groen Heere in Preußen ein. Auch der Orden bot alle Krfte auf. Im Walde bei Tannenberg (stlich von Lbau) trafen beide Heere (1410)1410 auf einander. Unter Gewitter, Sturm und Regenfluten drang das pol-nische Heer auf die Ordensritter ein. Diese fochten, ihres deutschen Namens wrdig, mit groer Tapferkeit; aber sie erlagen der bermacht und der Verrterei, denn ihre eigenen Unterthanen verlieen sie. Der Hochmeister und die edelsten Fhrer fielen; der 100 000 Tote bedeckten das Schlachtfeld. Schon jetzt wre der Untergang des Ordens gewi gewesen, wenn nicht der tapfre Heinrich von Plauen, der zur Deckung von Pomme-reilen zurckgeblieben war, sich in die Marienburg geworfen htte. Zehn Wochen lang belagerte Wladislans die Feste, bis Hunger und Seuchen ihn zum Abzug zwangen. Es kam zum Frieden zu Thorn (1411), in welchem nur Samogitien abgetreten wurde. Um aber zur Zahlung der Kriegskosten und zur Auslsung der Gefangenen Geld zu bekommen, mute der Orden den Stdten und dem Landadel schwere Stenern auf-erlegen und ihnen dafr die Mitregierung einrumen. Hierber unzufrieden, setzten die Ordensritter den Hochmeister von Plauen ab; er starb nach fnfzehnjhriger Gefangenschaft. Städte und Landadel bildeten gegen den Orden (1440) den preuischen Bund und begaben sich unter den Schutz Polens. Jcht kam es wieder zu einem dreizehnjhrigen verhee-renden Kriege mit Polen. Um fr die ntigen Sldner Geld zu bekommen, verpfndete der Orden die Neutuark (1455) fr 100000 Gulden an Branbenburg; weil dieses Geld aber auf die Dauer nicht ausreichte, berlieferten die Slbner die Marienburg und die von ihnen besetzten Punkte den Polen gegen eine Geldsumme. Weinend verlie der letzte Hochmeister (1457) die Martenburg. Noch wrbe besonbers im stlichen Preußen gefochten, bis es im Jahre 1466 zum zweiten Frieden zu 1466 Thorn kam, in welchem der Orden nur Ostpreuen als p olnisches Lehen behauptete, während ganz Westpreuen, das Bistum Ernte-land, die Stbte Elbiug und Thorn zu Polen kamen. Auerbem mute die Hlfte der Ordensritter Polen sein. Der Hauptsitz des Ordens ward nach Knigsberg verlegt. c. Verwandlung des Ordenslandes in ein weltliches Herzogtum. Unter der Oberhoheit Polens war es mit der Herrlichkeit des Ordens und gleichfalls mit der Blte des Landes vorbei; nur Danzig erlangte (um 1500) durch seinen ausgebreiteten Seehandel solchen Reichtum und solche Macht, da es selbst Lbeck berflgelte. Der Orden ver-suchte noch, die Huldigung zu verweigern und sich von der polnischen Lehnsherrschaft zu befreien, fand aber im beutscheu Reiche keine Unter-sttzung. Er hoffte, mehr Teilnahme zu gewinnen, wenn er seine Hoch-meister aus bett groen frstlichen Geschlechtern Dentschlanbs whlte. Deshalb stellte er Albrecht von Branbenburg, bett Schwestersohn des polnischen Knigs, an seine Spitze. Dieser geriet wegen Weigerung Hoffmeyer und Hering, Hlfsbuch Iii. 2

7. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 19

1881 - Hannover : Helwing
Kurfürst Georg Wilhelm. 19 Der grte Teil der Einwohner in den Cleve'schen Lndern war dem reformierten Bekenntnisse zngethan. In Brandenburg aber waren die Reformierten kaum geduldet und von allen mtern ausgeschlossen. Die Kurfrsten muten bei ihrem Regierungsantritt geloben, streng bei dem lutherischen Bekenntnisse bleiben zu wollen. Allmhlich hatte aber die reformierte Lehre am Hofe Eingang gefunden, der Bruder des Kurfrsten trat ffentlich der; auch Johann Sigismund hing ihr im Herzen an. Hauptschlich aus Rcksicht auf seine neuen Unterthanen in Cleve b e-kannte er seinen Glauben und trat 1613 ffentlich zum reformierten Bekenntnisse der, dem er schon, wie er sagte, seit acht Jahren zugethan war. Dieser bertritt erregte bei den Lutheranern in Brandenburg und Preußen groe Erbitterung. In Berlin (und anderen Orten) kam es zu einem ffentlichen Aufstande, in welchem der Bruder des Kurfrsten mit Steinen geworfen und das Hans des reformierten Hofpredigers zerstrt wurde. Der Ausstand wurde mit Waffengewalt unterdrckt; der Kurfürst mute geloben, in geistlichen Dingen keine weiteren Vernderungen vorzunehmen. Durch diesen bertritt erwarb sich Johann Sigismund die Hlse der Hollnder. Doch bevor es zum Kriege kam, schlssen der Kurfürst und der Pfalzgraf den Vertrag von Xanten (am Rheine, 1614), in welchem Jlich und Berg an Pfalz-Neuburg, Eleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg fielen. 1618 starb der unglckliche Herzog Albrecht Friedrich, und nun 1618 wurde auch Preußen mit Brandenburg vereinigt. So hatte Jo-Hann Sigismund fr Brandenburg im Westen und Osten zwei wichtige Lnder erworben, die den Kern zu weiteren Erwerbungen bilden sollten. Er starb 1619. b. Georg Wilhelm (16191640) folgte seinem Vater Sigis-mimt). Er besa weder Einsicht noch Kraft genug, um seine Unterthanen gegen die Drangsale des dreiigjhrigen Krieges, der eben ausgebrochen war, zu schtzen, noch seinen Glaubensgenossen die ntige Untersttzung zu gewhren. Seine Mutter begnstigte die Lutheraner auf jede Weise und vermhlte ihre Tochter gegen seinen Willen mit dem streng luthe-rischeu Gustav Adolf. Gleich zu Anfang des Krieges wurde die Mark durch englische Sldnerscharen ausgeplndert, die dem Könige Friedrich V. von Bhmen von der Elbe her zu Hlfe zogen. Die Berliner machten, als die englischen Truppen bei Potsdam lagerten, einen Aufruhr, weil sie meinten, die Englnder wrden von dem Kur-frsten benutzt werden, sie zur Annahme des reformierten Bekenntnisses zu zwingen. Georg Wilhelm war unschlssig, ob er sich auf die Seite des Kaisers, oder auf die der protestantischen Fürsten stellen sollte; obwohl selbst Protestant, neigte er sich doch mehr auf die Seite des Kaisers, weil er sich fast ganz von seinem katholischen Ratgeber, dem Fürsten Schwarzenberg, leiten lie, der in kaiserlichem Solde stand. Deshalb that er nichts zur Rettung Bhmens und lie es ruhig geschehen, da der Kaiser den Herzog von Jgerndorf, der an dem Kampfe fr den 2*

8. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 21

1881 - Hannover : Helwing
Friedrich Wilhelm, der groe Kurfürst. 21 wieder zurck^ Er trat dem 1635 zwischen dem Kaiser und dem Kur-1635 frsten von Sachsen abgeschlossenen Frieden zu Prag bei, wofr ihm Pommern zugesichert ward. Durch diesen Friedensschlu war aber die Lage Brandenburgs nicht besser geworden. Voll Rachedurst fielen die Schweden ins Land und verbten die unmenschlichsten Greuel. 1637 starb der Herzog Bogislav von Pommern; aber die Schweden weigerten sich, das ktattd, das nun htte an Brandenburg fallen mssen, auszuliefern. Da rstete der Kurfürst 7000 Mann, auch der Kaiser schickte ein Hlfs-Heer; die Schweden wurden an5 Brandenburg vertrieben, Pommern aber behielten sie besetzt. Im nchsten Jahre erhielten sie Ver-strkuugen aus Schweden, und nun muten die Kaiserlichen weichen. Ihr Rckzug war fr Brandenburg grauenvoll; ihnen folgten die Schweden, welche alles raubten oder zerstrten, was jene vielleicht noch vergessen hatten; ja von den brandenburgischen Truppen selbst ward das Land aufs emprendste bedrckt. Die unglcklichen Einwohner irrten ohne Obdach, Kleidung und Nahrung in den Wldern umher, und viele erlagen dem Hunger. Zwischen Elbe und Oder lag alles Land wste, so da ein schwedischer Befehlshaber sich weigerte, seine Heer-Haufen durch dasselbe zu führen, durch solche Lande, in denen weder Hund noch Katze, geschweige Menschen und Pferde sich aufhalten knnen, die der Feind wegen Hungers und Jammers hat verlassen mssen." Dennoch wurden die Kriegssteuern eingetrieben, die Offiziere lebten herrlich, während der Magistrat der kleinen Stadt Prenzlau schrieb: Es ist eine groe Teuerung entstanden, da die Leute nicht allein viel Jammers, Heulens und Wehklagens treiben, ungewhnliche Speisen und Dinge, als Hunde, Katzen und, mit Erlaubnis zu melden, die krepierten ser auf den Gassen essen, sondern fr den greulichen Hunger, .sowohl in der Stadt, als auf dem'lande, einander selbst anfallen, kochen, braten und verzehren." In dieser Not verlie der Kurfürst das unglckliche Land und ging nach Preußen. Hier starb er den 20. November 1640. Das Land befand sich an einem Abgrunde; ueue Kriegsgefahren drohten, und der einzige Sohn des vorstorbenen Kurfrsten, Friedrich Wilhelm, war noch nicht 20 Jahre alt! Ii. Iriedrich Wilhelm, der groe Kurfürst. 16401688. 1 Jugend und erste Wegierungshandtungen. a. Jugend. Friedrich Wilhelm wurde am 16. Februar 1620 im Schlosse zu Kln an der Spree geboren. Bis zu seinem fnften Jahre war seine Mutter, eine Schwester des unglcklichen Knigs von Bhmen, seine Erzieherin; dann erhielt er einen Hofmeister, von Lenchtmar, einen Mann von gediegenem Wissen, groer Frmmigkeit und entschiedener

9. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 23

1881 - Hannover : Helwing
Friedrich Wilhelm, der groe Kurfürst. 23 Freunde umringten ihn und baten, er mge doch bleiben. Er aber erwiderte: Ich wei, was ich meinen Eltern, meinem Lande und meiner Ehre schuldig bin!" und ging. Gleich am folgenden Morgen verlie er den Haag und ging in das Kriegs-loger zum Prinzen von Oranien, der eben Breda belagerte. Als dieser den Grund seiner pltzlichen Entfernung ans dem Haag erfuhr, klopfte er ihm auf die Schulter und sprach: Eure Flucht beweist mehr Heldenmut, als weun ich Breda eroberte. Vetter, ihr habt das gethan, ihr werdet mehr thnn: wer sich selbst besiegen kann, der ist zu groen Unternehmungen fhig." Friedrich Wilhelm wre gern noch lnger in Holland geblieben; aber Schwarzenberg drang auf seine Rckkehr. Im Juni 1638 traf der Prinz in Berlin ein. Im August desselben Jahres machte er mit seinem Bater eine Reise nach Preußen. Hier erkrankten beide; der Vater starb, der Sohn genas, und mute nun in einem so jugendlichen Alter und unter so schwierigen Verhltnissen die Regierung bernehmen. b. Regierungsantritt. Friedrich Wilhelm brachte hohe Gaben 1640 des Krpers und des Geistes mit auf den Thron, und er bedurste der-selben auch. Die Marken waren verarmt, ein Teil derselben von den Schweden besetzt; die Truppen des Landes, besonders in den Festungen, waren dem Kaiser vereidigt, dem Kurfrsten nebenher nur durch Hand-schlag verpflichtet. Friedrich Wilhelm schrieb selbst: Auf der einen Seite habe ich die Krone Schweden, auf der andern den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige lassen oder nehmen wollen." Beide warteten ab, auf wesseu Seite sich der junge Kurfürst stellen werde. Den Grafen von Schwarzenberg entlie dieser nicht sofort, um den Kaiser nicht argwhnisch zu machen; er beschrnkte ihm aber seine Vollmachten und gestattete ihm nicht mehr, die an den Kurfrsten gerich-teten Briefe zu ffnen. Auch fragte er ihn selten um Rat. Schwarzenberg merkte bald, da der junge Kurfürst auf seinen Rat nichts gab; als er nun noch aus Wien ein vertrauliches Schreiben erhielt, das ihm den baldigen Ausbruch der kurfrstlichen Ungnade in Aussicht stellte, ergriff ihn ein Fieberfrost, und er starb wenige Tage darauf am Schlagflu. Das war fr denknrfrsten eine glckliche Lsung! Der Kurfürst wollte vor allem Herr im eigenen Lande sein und sich deshalb eine eigene, nur ihm gehorchende Heeresmacht bilden. Er verbot den Kommandanten seiner Festungen, fernerhin kaiserliche Besatzung auf-zunehmen. Dann befahl er, die Kommandanten und Offiziere der Festungen fr ihn allein zu vereidigen. Nur ein Kommandant leistete diesen Eid, die anderen weigerten sich. Die Offiziere, welche den verlangten Eid verweigerten, wurden entlassen, und ihre Regimenter dem Kaiser auf sein Verlangen bergeben; au den brigen aber wurden 3 Regimenter, eine Leibgarde und 200 Mann reitender Garde gebildet, im ganzen etwa 3000 Mann. Dieses war die erste stehende Heeresmacht in Brandenburg. c. Heirat. Unterdes hatten mit dem Könige von Polen lange Verhandlungen wegen der Belehnung in Preußen stattgefunden. Der

10. Neue, speciell preußische Geschichte - S. 25

1881 - Hannover : Helwing
Friedrich Wilhelm, der groe Kurfürst. 25 Vorpommern umfate nur 160 Quadratmeilen, dafr erhielt der Kurfürst 200 Quadratmeilen wieder; aber doch konnte er den Verlust Vorpommerns nicht verschmerzen, weil er, nach dem Vorbilde Hollands, aus Brandenburg gern eine Seemacht gemacht htte. Den Bemhungen des Kurfrsten von Brandenburg ist es auch zu danken, da den Refor-mierten dieselbe Religionsfreiheit gewhrt wurde, wie den Lutheranern. Am 24. Oktober wurde die Urkunde des westflischen Friedens 1648 zu Mnster unterzeichnet. e. Hebung des Landes. Die Wunden, welche der dreiigjhrige Krieg dem Lande geschlagen hatte, waren teilweise schon wieder geheilt; aber unablssig war der Kurfürst fr die Hebung des Landes thtig. Ackerbau, Handel und Gewerbe wurden gehoben, die Ertrge aus den Domainen vermehrt. Seiner Gemahlin schenkte er die Domaine Btzow; sie legte dort eine hollndische Musterwirtschaft an, berief aus Holland Grtner und Landwirte und zog fleiige Kolonisten ins Land. Btzow erhielt von ihr den Namen Oranienburg. Luise pflanzte auch die erste Kartoffel in der Mark und versetzte hollndische Viehzucht in das Brandenburger Land. Sogar Schweizer lieen sich an den Ufern der Havel und Oder nieder. Der Kurfürst verlangte von jedem Bauern, da er bei seinem Hause einen Garten anlege, und keiner sollte heiraten, wenn er vorher nicht wenigstens sechs Obstbume gepfropft und sechs Eichbume gepflauzt habe. Friedrich Wilhelm selber beschftigte sich in seinen Erholungsstunden gern mit Gartenbau und pfropfte und beschnitt eigenhndig seine Obstbume. Die Domainengter waren sonst durch Amtsschreiber verwaltet und die Produkte teils von dem Landesherrn verbraucht, teils zur Bezahlung der Staatsdiener verwandt. Friedrich Wilhelm nderte dies: die Staatsdiener wurden auf ein bestimmtes Iahrgehalt gesetzt und die Domainen verpachtet. Ebenso thtig war er fr die Hebung der Gewerbthtigkeit und des Handels. Verschiedene Fabriken, Webereien, Glasschleifereien, Tabaksfabriken, wurden angelegt. Schon 1650 richtete er Rettposten ein, die von Berlin aus durch das ganze Reich den Verkehr vermittelten. Straen wurden verbessert oder neu augelegt; die )der wurde mit der Spree durch den Friedrich-Wilhelms-Kanal verbunden. An der Ausfhrung dieses Unternehmens hatte der Kurfürst solche Freude, da er in dem Kanale, als er vollendet war, ffentlich speiste, dann die Schleusen ffnen und ihn an demselben Tage mit einem aus Breslau kommenden Schiffe befahren lie. Zur Hebung der Knste und Wissenschaften rief er eingegangene Schulen wieder ins Leben und legte neue an, beschenkte die Universitt Frankfurt und grndete eine neue zu Duisburg. Auch legte er den Grund zu der kniglichen Bibliothek .zu Berlin. Maler, Bildhauer und Kupferstecher zog der Kurfürst an seinen Hof und lie junge Brandenburger auf Reisen gehen. Ein Hauptaugenmerk richtete Friedrich Wilhelm auf das Heer; bereits 1646 hatte er 8000 Mann, und beim Kriege zwischen Schweden und Polen (1655) erschien er mit 26000 Mann und 72 Geschtzen.
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