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1. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 16

1912 - Leipzig : Teubner
16 Die einzelnen Stnde Grun und Boen war hauptschlich in den Hnden des Ritterstandes; schon deshalb war er der wichtigste Stand. Man kann die erste Hlfte des Mittelalters mit Recht die Bltezeit des Rittertums nennen, (s. Iii, 5356!) Hbcr die Entwicklung steht nicht still". Das wirtschaftliche Leben schritt vor-wrts, auf dem alten rmischen Kulturboden in Italien schneller als in Deutsch-land (f. Iii, 47!) : aus der buerlichen Hauswirtschaft wuchsen allmhlich die ver-schiedenen Handwerke heraus. Damit war die Zeit zur Bildung des Stdtewesens gekommen. (Em neuer Stand kam auf; er gewann schnell an Reichtum und Bildung und ebenso an Macht und Bedeutung: der Brgerstand (f. Iii, 5657!). Gleichzeitig ging es mit dem Ritterstande abwrts. Die Rmerfahrten und die Kreuzzge trugen viel dazu bei, das gewerbliche Leben un en hanel zu frern un as wirtschaftliche bergewicht des Brgertums gegenber em bisherigen herrenftane zu beschleunigen (f. Iii, 44, 5962 un 72!). Xttit ihren reichen (Belmitteln erkauften sich ie Stte von ihren Statherren (einem Fürsten, einem Bischof, einem Ritter usw.) allerlei privi-legieii, z. B. Sollfreiheit, eigene Gerichtsbarkeit, un vom Kaiser womglich ie Reichsfreiheit (f. Iii, 5859!). Ihre Macht begann auch irrt politischen Leben mitzuwirken, seitem sie sich sogar zu Sttebnen vereinigten (f. Iii, 64!) Bis tief ins Mittelalter hinein gab es nur kirchliche Schulen (Kloster- un Dom-fchulen), un nur Geistliche waren die Lehrer und die mit dem Schrifttum vertrauten Menschen. Aber wie das Brgertum im wirtschaftlichen und staatlichen Leben denritterstand berflgelte, so suchte es sich im geistigen Leben von der Kirche unabhngig zu machen. Schon seit dem Seitalter der Kreuzzge gewahrt man den Anbruch einer neuen Seit", (s. Iii, 81!) Heben den geistlichen Schulen entstehen nun auch weltliche, und zwar anfangs nur auf Betreiben der Brger. 3m Schutze der Stadtmauern blht auch ein reiches Kunstleben auf (f. Iii, 6667 und 8283!). Selbst die Dichtkunst wird gepflegt (f. Iii, 63!). Etwa mit dem Untergange der Staufer beginnt die Zweite Hlfte des Mittelalters; wir knnen sie als die Bltezeit des Sttetdfens betrachten. Die Ritter hatten also wohl Ursache, mit Migunst auf die Pfefferscke" zu blicken. Ris das Raubritterwesen berhandnahm, suchten die Herren vom Stegreif" immer besonders den Brgern Schaden zuzufgen, (f. Iii, 72!) Doch der adligen Landschdiger erwehrten sich die Stdter schon aus eignen Krften. (Es erwuchsen ihnen aber viel gefhrlichere Gegner: die attde$ffstetl. htten sich die Kaiser des Brgerstandes rechtzeitig mit Nachdruck angenommen, vielleicht htten sie dann mit Hilfe der Stte sogar ie Frstenmacht brechen knnen. Doch sie lieen es ruhig geschehen, a er rheinische un er schwbisch esttebun urch ie Fürsten berwltigt wuren (f. Iii, 64!). Kaiser un Reich haben auch nichts getan, um ie Hansa vor em Untergnge zu retten (f. Iii, 65!). Schon vor em Dreiigjhrigen Kriege gingen in en Stten as Zunftwesen un er hanel zurck (s. Iii, 9394!). Sowie aber ie Quellen ihres Reichtums versiegten, sank auch ihre politische Macht. Der groe Krieg vernichtete mit em tdohlstane auch en Stolz un en Freiheitssinn er Brger. Nach

2. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 17

1912 - Leipzig : Teubner
Die einzelnen Stnde 17 dem Frieden gewannen die Fürsten unumschrnkte Macht auch der die meisten Städte. fluch der Adelsstand, mehr und mehr verarmt, geriet nun ganz in Abhngigkeit von den Fürsten - an ihren Hfen und in ihrem Dienste fand er mter und Wrden. In Ehren errang er sich eine neue Bedeutung besonders im aufblhenden Staate der hohenzollern (f. Iv, 33!). Die eigentliche Masse des Volkes bilbete noch immer der Bauernstand. Aber auch besten wirtschaftliche Lage wrbe im Laufe des 13., 14. und 15.3ahrhunberts immer ungnstiger (s. Iii, 74!). 3n den Bauerntriegen der Reformationszeit suchten sie ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche (soziale) Lage zu verbessern. Doch durch zgellose Gewaltttigkeit schndeten und schbigten sie ihre Sache,- sie wrben bergeschlagen, und fr bte Besserstellung ihres Stanbes hatten sie wenig erreicht. Nur den Bauern in Friesland, in Niedersachsen und in der Schweiz gelang es, ihre Gemeinfreiheit bauernb zu behaupten, (f. Iii, 77!) Selbst das uralte Hecht eigner Gerichtsbarkeit hielten sie fest. Zur Zeit des Interregnum gewann es eine erneute, freilich etwas unheimliche Bebeutung in der heiligen Feme (f. Iii, 72!). Reichsftnbe und Lanbftnbe. Die unmittelbar unter dem Kaiser stehenben Stnbe bilbeten nach dem verfall des Lehnswesens die Reich sftnbe des Reichstages; anfangs waren nur die weltlichen und geistlichen Groen", b. h. die Fürsten, vertreten. Ideil mehr und mehr aber auch das Brgertum an Bebeutung gewann, so wrben seit Rubolf von Habsburg auch bte Vertreter der reichsfreien Stbte zugelassen, schon beshalb, weil man oft Gelb brauchte. Die Rangorbnung der Reichsftnbe war schlielich folgenbe: Kurfrsten, Fürsten, Reichsstdte. (Die Reichsritter blieben ausgeschlossen.) Tttit ihnen vereinbarte der Kaiser Reichsgesetze und Reichssteuern. Innerhalb ihrer L an der muten bis zur Zeit des Absolutismus sich auch die Fürsten eine Beschrnkung ihrer Macht gefallen lassen, nmlich durch die Landstnde. Diese be-standen aus den Vertretern der Ritter, der Geistlichen und der Städte. Durch den Dreiigjhrigen Krieg hatte die Macht der Fürsten nicht verloren, sonderngewonnen. Im Reiche dagegen hob der Westflische Friede die Zentralgewalt des Kaisers fast gnzlich auf (f. Iii, 121 122!). Beschlsse, welche das ganze Reich angingen, wrben auf dem Reichstage gefat; hier aber gab der Wille der Fürsten den Ausschlag. Whrend so bte Reichsftnbe in ihrer Bebeutung tveiterbauerten, wrben die Lanbftnbe der einzelnen (Eerrtrorien in ihrer Macht eingeschrnkt; vielfach wrben sie ganz beiseite geschoben (f. Iv, 18!). Die gesamte Staatsgewalt vereinigte sich in der Person des Landesfrsten ,,L' fitat c'est moi!" (s. Iii, 123-124!) B. Der Staat der hohenzollern. 1. Sein ueres (territoritales) Wachstum. bis zur Zeit des Grotzen Kurfrsten. Die vorfahren des Groen Kurfrsten haben das Kurfrstentum etwa in der Ausdehnung der alten askanifchen Mark Brandenburg wieder hergestellt: Schoenborn, Geschichte fr Mittelschulen. V 2

3. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 19

1912 - Leipzig : Teubner
Gebietsvernderungen im 18. und 19. Jahrhundert 19 es tun nach altem (Erbrechte, und er mute es tun? denn sonst htte sich Rußland oder Dnemark der (Ddermndung bemchtigt. Wirklich wurde ihm am Schlu des Nordischen Krieges Vorpommern bis zur peene, mit der wichtigsten Mndungs- und Hafenstadt Stettin zugesprochen. So hatte der Enkel eins der Ziele fast vollstndig erreicht, welche dem Groen Kurfrsten zeitlebens vorschwebten (f. Iv, 17 und 29!). Nur Neuvorpommern, d. h. der Teil Pommerns nordwestlich von der peene mit der Insel Rgen, blieb noch in schwedischem Besitz. Der Groe Kurfürst hatte es ertragen mssen, da Liegnitz, Brieg und lohlau vom Kaiser eingezogen wurden. Ruch diese Schuld wurde beglichen durch Friedrich den Groen. 3n drei blutigen Kriegen entri er den sterreichern Schlesien (s. Iv, 3844!). In der (Ersten Teilung Polens, 1772, fiel ihm West-preuen zu, das Bindeglied zwischen Pommern und Ostpreuen (f. Iv, 45!). Durch diesen Lnderzuwachs wurde Preußen europische Gromacht. Die Regierungszeit Friedrich Wilhelms Ii. (1786-1797) brachte Gewinn im Osten und Verlust im Westen. Bei der Zweiten und in der Dritten Teilung Polens erlangte er Danzig, Thorn und die heutige Provinz Posen (1793), dann (1795) weitere Gebiete an der mittleren Weichsel mit der Hauptstadt Warschau (f. Iv, 5556!). Durch die polnischen Gebiete wuchs Preußen bedeutend an Umfang. Doch es hatte aufgehrt, ein rein deutscher Staat zu sein; denn % des gesamten Staatsgebietes waren von Slawen bewohnt. Wir brauchen es nicht zu beklagen, da der grte Teil der polnischen Lnder wieder verlorenging. Im Frieden zu Basel trat Preußen von der I. Koalition zurck und mute an Frankreich das linksrheinische Gebiet, nmlich Itcrs, Geldern und einen Teil von Cleve abtreten. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iii. (1797-1840) hatte Preußen das wechselvollste Schicksal. (Es brach zusammen und wurde durch Friedens und Kriegsarbeit neu wieder aufgebaut. Im Frieden zu Tilsit (f. Iv, 62!) verlor es alles Land links von der (Elbe und alle seine (Erwerbungen aus der Ii. und Iii. Teilung Polens und damit seine Gromachtstellung. (Welche heutigen Provinzen blieben ihm also?) Km Schlu der Befreiungskriege, auf dem Wiener Kongre, erlangte es seine Gromachtstellung zurck. (Es wurde ihm von den frher polnischen Gebieten wenigstens das heutige Posen wieder zugesprochen. (Warum war dieser Besitz durchaus notwendig? Karte!) Ferner wurde es durch Teile von Sachsen und durch frher geist-liche Gebiete im heutigen Westfalen und im Rheinlande entschdigt. Jetzt gelangte es auch in den ungeschmlerten Besitz der Jlich-Clevischen (Erbschaft (s. Iv, 7475!). Seinen vorigen Umfang hatte Preußen nicht vollstndig wiedererlangt. Doch die Gebiete, welche Preußen dauernd verlorengingen, waren slawisches, was es gewonnen hatte, echtdeutsches Land. Mehr als zuvor war es jetzt geeignet, einmal dievorherrschaft in Deutschland auszuben. Preußen gliederte sich seitdem in acht Provinzen. (Welche?) In dem halben Jahrhundert nach den Befreiungskriegen hat sich das preuische Staatsgebiet wenig verndert. Unter Friedrich Wilhelm Iv. kamen durch Vertrag endlich auch die hohenzollerfchen Erblande in Schwaben mit der alten Stammburg zu dem hohenzollernschen Grostaate. 2*

4. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 21

1912 - Leipzig : Teubner
Emporwachsen zur Selbstndigkeit 21 Preußen hat sein Landgebiet nicht nur unaufhrlich erweitert. Die tchtigsten kohenzollern haben auch innerhalb ihrer Landesgrenzen immer mehr anbaufhigen Boden durch fleiige Friedensarbeit gewonnen. Den Anfang damit hat der Groe Kurfürst gemacht (f. Iv. 17!). Dann lie Friedrich Wilhelm I. das Havellndische Bruch trockenlegen (f. Iv, 30!). - In noch ausgedehnterem Mae hat dieses Werk sein groer Sohn fortgesetzt. Er lie den Warthe- und Netzebruch und spter den Oder-bruch entwssern; so hat er ..mitten im Frieden eine Provinz gewonnen", einen Land-strich, der an Fruchtbarkeit seinesgleichen sucht. - (Eine Fortsetzung dieses Friedenswerkes ist die Moorkultur während der Regierung unseres Kaisers. Selbst die hoch, moore des deutschen Mittelgebirges sollen gegenwrtig fr die Landwirtschaft und Viehzucht nutzbar gemacht werden (f. Iv, 127!). Preußen ist durch seine Lage dazu berufen, den deutschen Volksboden der Ostmark dauernd gegen das Slawentum zu schirmen (f. Iv, 127-128!). 2. Das Emporwachsen des brandenburgisch-preutzischen Staates zu vlliger Selbstndigkeit. Uurwrde und Kttfgsrorbe. Hts der erste hohenzoller in die Mark einzog, war Brandenburg bereits ein Kurfrstentum, An die Kurwrde waren so bedeutsame landesherrliche Rechte geknpft, da die Kurfrsten in ihren Lndern fast unumschrnkt regierten (s. Iii, 80!). 3m westflischen Frieden erhielten dann alle Fürsten die Sou-vernitt. Aber dem Range nach blieben alle, auch die Kurfrsten, einem Reichsober. Haupte untergeordnet, und das war der Kaiser. Ein König von Sachsen oder Bayern tre im alten Deutschen Reich undenkbar gewesen? denn nur einen deutschen König gab es, eben den Kaiser. In der ursprnglichen Bedeutung des Knigtitels liegt es, da der König keinem anderen Fürsten untergeordnet ist. wenn schlielich die hohen-zollern schon zur Zeit des alten Reiches die Knigsrorde erreichten, so mute dazu eine besondere Mglichkeit vorhanden sein. Die Souvernitt in Ostpreutzen. Im Iahre 1618 erbten die brandenburgi-schen hohenzollern das Herzogtum (Gst-)preuen. Ruf dieses Land erstreckte sich die Oberhoheit des Kaisers nicht; denn es gehrte nicht zum Reich (s. Iv, 15!). Aber es stand unter polnischer Lehnsherrschaft. Der Groe Kurfürst erlangte durch seine Teilnahme an dem Schwedisch-polnischen Kriege die vllige Souvernitt in Ostpreuen (f. Iv, 18!). Seitdem war er hier ein vllig selbstndiger europischer Fürst. Doch die Annahme der Knigswrde bedeutete eine Rangerhhung, und zu einer solchen bedurften alle deutschen Fürsten der Zustimmung des Kaisers (s. Iii, 121!). Die Stellung der hohenzollern zu Habsburg. Das Deutsche Reich bestand seit dem westflischen Frieden nur noch dem Namen nach, und die deutschen Fürsten kmmerten sich nicht viel um Kaiser und Reich. Jeder war sich selbst genug und dachte auch nur an sich selbst. Die Raubkriege Ludwigs Iv. fanden einen Teil der deutschen Fürsten sogar auf der Seite Frankreichs. welche Stellung nahm nun der Kur-

5. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 22

1912 - Leipzig : Teubner
22 hohenzollern und Habsburg frft zum Reich ein? Ruch er hatte immer in erster Linie den vorteil seines eigenen Landes im fluge. Aber er hat doch mehr als die meisten seiner Mitfrsten als ein deutscher Mann gefhlt und gehandelt. Noch in seinem Testamente gibt er dem Rurprinzen die Mahnung: Gedenke, da Du ein Deutscher bist!" Ja. der Kur* frst mute ein Verteidiger Deutschlands sein. Sein Staat bestand nur aus beut sehen Leinbern. Dazu bilbeten sie im Westen wie im Osten (Brenzgebiete des Keichs. Wenn Lubroig Xiv. Holland und das Rheingebiet bebrohte, so stanb auch (Eleve und weiterhin Mar! und Ravensberg in Gefahr. Der Kurfürst konnte gar nicht anders als den Kaiser im Kampfe gegen Feinde des Reiches untersttzen, und das hat er mit Erfolg getan (f. Iv, 19-20!). Und welches war der Dank vom Hause Habsburg"? Im Jahre 1675 starb der Herzog von Liegnitz, Wohlau und Brieg, der letzte Piast. Sein Land sollte an Branbenburg fallen ((Erboertrag von 1537). In bemselben Iahre schlug der Kurfürst bei Fehrbellin die Schweden; in dem folgenben Iahre entri er ihnen ganz Vorpommern. Nach Erb- und Kriegsrecht mute auch biefes Land den hohenzollern zufallen. Doch der Kaiser nerhinberte beibes. (Er zog nach dem Tode des letzten Piasten die schleichen Herzogtmer ein, und gegen die Schweden beckte er dem Kurfrsten den Rcken nicht, wie er als treuer Bunbesgenoffe htte tun mssen. (Er ntigte ihn zum Frieden (Saint Germain) mit Frankreich und Schweden. Das mit Blut erkaufte Pommern mute der Kurfürst wieber herausgeben. wie erklrt sich das Verhalten der Habsburger? Die Kurfrsten von Branbenburg besaen seit dem westflischen Frieden unter allen Reichsfrsten nchst dem Kaiser das grte Lnbergebiet. Durch den Groen Kurfrsten gewannen sie ganz bebeutenb an Macht und Ansehen. Dies erfllte die Habsburger allmhlich mit Sorge und Migunst. Seit der Zeit des Groen Kur-frften suchten die Habsburger offen und im geheimen jeben weiteren Machtzutvachs der hohenzollern zu verhinbern. Der widerstreit zwischen beiden Herrscherhusern. Schon der Kurfürst wnschte: Mge bereinst aus meinen Gebeinen ein Rcher erstehen!" Sein Sohn trat als Kurfürst Friedrich Iii. die Regierung an. (Er erwarb feinem Hause die Knigskrone (f. Iv, 2425!) und stanb nun unter den europischen Fürsten nicht mehr unter, fonbern neben dem Kaiser. Dies war an sich ein bebeutfamer Schritt zur Selbstndigkeit des hohenzollernstaotes. Rber gleichzeitig trat Friedrich auf dem Wege diesem Ziel einen Schritt rckwrts. Die Zustimmung des Kaisers konnte er nur durch groe Opfer erlangen. Sein Vater hatte stets eine selbstndige Politik zum Wohle seines Landes auch dem Kaiser gegenber festgehalten, wenn es sein mute gegen den Kaiser. Friedrich stellte steh und sein Heer ganz in Dietljt des Kaisers, nicht blo in Angelegenheiten des Reichs, sondern fr die Habsburgische Hausmachtpolitik. Zwei langwierige Kriege wurden damals gleichzeitig gefhrt: 1. der Spanische (Erbfolgekrieg und 2. der Nordische Krieg.

6. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. uncounted

1912 - Leipzig : Teubner
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7. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 24

1912 - Leipzig : Teubner
24 Begrndung der unumschrnkten Frstengewalt Preußen (f. Iv, 7779!). Nur im wirtschaftlichen Leben geht der hohenzollernstaat ganz selbstndig seinen weg: Preußen rief den Deutschen Zollverein ins Leben (1834); dieser umfate allmhlich die meisten deutschen Staaten unter Preuens Fhrung mit Ausschlu sterreichs. Zur Entscheidung kam der alte Widerstreit zwischen beiden Staaten erst 1866 (f. 5. 60!). 3. Die innere Entwickelung des Hohenzollernstaates. Begrndung der unumschrnkten Srstengewalt. Der Groe Rurfrst bernahm die vterlichen (Erblande in einem trostlosen Zu-stnde, tte kam es, da gerade Brandenburg während des Dreiigjhrigen Krieges [ besonders zu leiden hatte? 1. Ihm fehlte ein kraftvolles Regiment. Mehr als in en meisten andern deutschen Lndern hatten hier die Stnde Gewalt erlangt (f. Iv. 16 und 18!). Der Unterhalt eines Heeres, welches dem Lande htte zu Schutz und Trutz dienert knnen, war ihnen zu kostspielig; deshalb bewilligten sie dem Kurfrsten Georg Wilhelm die erforderlichen Geldmittel nicht. Dafr war dann das Land den ver-heerungen des Feindes preisgegeben und mute sich hundertfach grere Opfer ab-pressen lassen. (Es erfuhr, wie verderblich die Sparsamkeit ist, die auf Kosten der Wehrkraft gebt wird. 2.Den hohenzollerfchen (Erblndern fehlte die staatliche Einheit. Der Bevlkerung fehlte jedes Gefhl der Zusammengehrigkeit Trotz seiner Jugend sah der Kurfürst Friedrich Wilhelm das Ziel seines Lebens klar vor Rgen. In dem blhenden Holland hatte er die fruchtbarsten Anregungen fr fernen Frstenberuf empfangen (s.i,3!). (Er kam auch mit einem herzen voll Liebe fr feine Untertanen, und er war von Anfang an der Meinung, da das Wohl des Landes seinen persnlichen Interessen stets vorangehen msse. Ihn beseelte ein hohes Pflichtgefhl und wahrhaft knigliches Selbstbewutsein, eine rastlose Tatkraft und ein unbeugsamer Wille. Alle die Lharakterzge zusammengenommen haben ihn zum Groen Kurfrsten gemacht. Der Kurfürst hat die unumschrnkte Frstengewalt in Brandenburg. Preußen angebahnt. Das war notwendig, wenn seine Lande emporblhen sollten. Ein einiges Volk mute erst geschaffen werden; damals gab es nur einzelne Stnde. Der adlige Gutsherr, der Brger, der Bauer, ein jeder sorgte nur fr sich und den Nutzen seines Standes. Das Gemeinwohl des Volkes war den einzelnen Stnden gleich-gltig. (Es gab noch kein gemeinsames Vaterland. Der Kurfürst besa nur eine Reihe von Territorien. Wie htten die Mrker, die Elever, die Pommern stolz auf Brandenburg sein oder es gar lieben sollen? Zweierlei war also notwendig, um einen Wandel herbeizufhren: Die Tttacht der Stnde mute gebrochen werden, und die einzelnen Territorien muten ein (Einheitsstaat werden. Dazu gehrten freilich Menschenalter. Aber der Groe Kurfürst hat wenigstens den Anfang gemacht. Friedrich Wilhem I. und Friedrich Ii. haben das Werk vollendet. Der Kurfürst bekmpfte zunchst die bermacht der Stnde. Das wirksamste Machtmittel der Stnde, das Steuerbewilligungsrecht, wute er ihnen allmhlich zu entwinden. Die brandenburgischen Stnde bewog er, ihm die Mittel zur Er-

8. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. uncounted

1912 - Leipzig : Teubner
Geschichte fr Mittelschulen In 5 heften bearbeitet von Heinrich Schoenborn Kgl. Rreisschulinspektor Fnftes Heft: Klaffe I Rckblick auf die uere und innere Entwickelung Brandenburg-Preuens und Deutschlands Preußen als Verfassungsstaat Die Verfassung und Dermal* tung und die Weltstellung des Deutschen Reiches Ittit 4 Geschichtskarten Druck und Verlag von B.g.teubner in Leipzig und Berlin 1912 Preis 1 Mark

9. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 26

1912 - Leipzig : Teubner
26 Das preuische Heer im 18. Jahrhundert alten deutschen Heerbannes zum erstenmal wieder der Grundsatz einer Wehrpflicht aufgestellt- zunchst aber wurde ihr erst ein Teil des Volkes unterworfen. (Es fand noch eine weitgehende Befreiung von der Dienstpflicht statt (Adlige und Studierende der Theologie, - Kapitalisten, Neueingewanderte, Handwerker usw.). Rber schon das Kantonssystem knpfte ein Band zwischen Heer und Volk. Das Leben der preuischen Soldaten von damals war gewi nicht beneidens-wert (f. Iv, 32!). Eber im Heere lernte der ungeschlachte, rohe Heuling seine Glieder be. herrschen, lernte auch Lesen und Schreiben. Und bis zum heutigen Tage ist der Heeresdienst noch immer eine unvergleichliche Schule fr jeden jungen Menschen geblieben, hier werden seine krperlichen Krfte entwickelt und gesthlt, feine Sinne geschrft, hier gewhnt er sich an Ordnung, Pnktlichkeit und Zucht, hier lernt er sich fhlen und einordnen als liefe eines groen Ganzen, hier lernt er ahnen die Heiligkeit der Pflicht. Don grter Bedeutung war die Gewinnung eines tchtigen Offizierskorps. Friedrich Wilhelm hat das Material an Offizieren" zu finden und zu erziehen gewut (f. Iv, 33!). Unermdliches den und Drillen gab seinem Heere eine fo groe militrische berlegenheit und eine so unerschtterliche Mannszucht, da spter daran auch in gefhrlichen Lagen der Gegner zerschellte (Mollwitz!). Des Knigs berhmter Exerziermeister war Fürst Leopold von Dessau (s. Iv, 39!). Mit diesem Heere hat Friedrich der Groe gegen eine erdrckende bermacht schlielich den Sieg errungen. Wohl hat auch er dasselbe stetig vergrert und immer schlagfertiger gemacht; er hat auch mancherlei Verbesserungen durchgefhrt, welche sich aus den (Erfahrungen des Krieges ergaben (Feldartillerie als selbstndige Truppen, gattung, Hufaren und Ulanenregimenter). Hb er die vom Vater geschaffenen Grund-lagen blieben unverrckt. Und doch erlitt dieses Heer genau 20 Jahre nach Friedrichs Tode die furchtbare Niederlage bei Jena und Ruerstdt. Wie war das mglich? (Es hafteten diesem frst-Itcfyctt Heere noch viele luttgd an. Der Soldatenstand rekrutierte sich aus der untersten, ungebildetsten Schicht aller Völker (Europas; nur ein Bruchteil des Heeres waren Landeskinder. (Es wurde darum vom Volk nicht geachtet und geliebt, hchstens gefrchtet. Ruch die Soldaten hatten fr das preuische Land und Volk keine Liebe. Sie dienten ja fr Geld und nur dem König. (Ein Feldherr wie Friedrich der Groe hatte sie wohl mit Begeisterung und Opferwilligst erfllt; doch in folgender Friedenszeit war das Feuer verglommen, von den Offiziers" hochfahrend, von den Korporals" roh behandelt, verloren die Soldaten das (Ehrgefhl und die Dienstfreudigkeit. Sie taten alles nur auf Kommando. Zu einem handeln nach eignem Urteil oder gar uns eignem Antriebe war der einzelne Mann nicht fhig. Dadurch wurde auch die Kampfesweife bestimmt. Die gemeinen Soldaten konnten immer nur unter Kommando, also in geschlossenen Massen verwendet werden (s.s. 27!). Ruch das Gffizierkorps hatte feit Friedrichs des Groen Zeit keinerlei Fort-schritte mehr gemacht. Das Offizierspatent war das ausschlieliche Vorrecht des Rdels geworden. Schon dem zehn- oder elfjhrigen Junker fiel es ohne weiteres in den Scho. Kein Wunder, da er zum Hochmut neigte. Zu wissenschaftlicher Weiterbildung fehlte die Ntigung und darum meist auch der Trieb. Wirklich feine Kpfe, wissen-

10. Rückblick auf die äußere und innere Entwickelung Brandenburg-Preußens und Deutschlands, Preußen als Verfassungsstaat, die Verfassung und Verwaltung und die Weltstellung des Deutschen Reiches - S. 27

1912 - Leipzig : Teubner
Mngel. Heeresverbesserung 27 schaftlich gebildete Männer gab es in der ganzen Armee nur wenige. Zu den hheren Stellen reifte jeder schon von selbst empor, wenn er nur lange genug lebte. Jeder Kriegsrat der preuischen Generale mar eine Versammlung ehrwrdiger Greise. Die Stellung eines Hauptmanns mar nicht blo eine militrische, sondern zugleich eilte geschftliche. Es gab damals noch keine Kleiberbepts und Proviantmter. Der ganze Rinderbestand, das gesamte Inventar der Kompagnie mar persnliches (Eigentum des Hauptmanns und stellte ein kleines vermgen dar. Der Hauptmann bekam aus der Staatskasse eine gemisse Summe; dafr hatte er feine Kompagnie auszustatten und zu bekstigen. Je billiger er dies fertig bekam, desto vorteilhafter fr Linker Flgel 300 Schritt dahinter Zwei = tes Tref=fen ,, K j j j j j J Schlachtordnung des 18-Iahrhunderts: Aufstellung in zwei Treffen zu je Gliedern. ^---Infanterie, A = Artillerie, auf den Flgeln und in den Lcken. K = Kavallerie, auf den Flgeln und zur Rckendeckung. ihn. Jede Lcke im Xttannschaftsbeftanbe, jede Beurlaubung mar ein Gemimt fr seine Kasse, nur nicht fr fein militrisches Ansehen und fr die Kriegstchtigkeit seiner Kom-pagnie. Mute bei Beginn eines $elbzuges die Kompagnie auf Kriegsstrke gebracht und ausgestattet merden, fo begann fr den Hauptmann eine ungnstige Geschfts-zeit; darum mar ihm nichts verhater als der leidige Krieg! Die Niederlagen von 1806 und 1807 enthllten die traurigen Zustnde, und eine der ersten Sorgen des Knigs nach dem Eilfiter frieden mar deren Beseitigung. Die Heeresverbesserung mrbe dem General Scharnhorst und anderen trefflichen Offizieren (u. a. (Bneisenau, Boyen, Elausemitz) bertragen. Ihr erstes Bestreben mar die Verbesserung des Soldatenmaterials. Nicht mehr landfremde Menschen, sondern nur noch Shne des eignen Volks durften ins preuische Heer eintreten. Das werbe-festem murde aufgehoben; dafr mrbe die allgemeine Wehrpflicht eingefhrt. Dieser Grunbsatz fhrte von selbst zur Einrichtung der anbmehr und des anb sturms. Rlle Befreiungen hrten nun auf; die Shne aller Stnbe hatten sich in Reih und (Blieb zu stellen. Xtxit einem Schlage mar der heeresbienst keine Schanbe mehr, fonbern erhielt ,,den Eharakter einer allgemeinen patriotischen Pflicht", von nun an galt auch das (Ehrgefhl als der beste Ansporn zur Pflichterfllung; es mrbe auf jebe weise gestrkt. Alle schimpflichen Zuchtmittel, so die Prgelstrafe, mrben verboten. Jetzt erst konnte man fr den Krieg ebenfalls an die Taktik der in Schtzenlinien aufgelsten Stellung benken, beren steh die Franzofen schon lngst bebienten. -C -0-" (V< = stes j Tref =fen J Kh-0-- Ppf-Pf K Rechter Flgel
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