Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. IV

1904 - München : Oldenbourg
Iv Vorwort. Schlern die hiefr ntigen Sonderkenntnisse fehlen. Der Religion als Kulturfaktor ersten Ranges mu die ihr zukommende Stellung gegeben, bzw. gewahrt werden. Da diese Behandlung eine Stofferweiterung mit sich bringt, ander-seits aber von einem modernen Lehrbuch verlangt wird, da es mglichst wenig umfangreich fei, beschrnkt sich das vorliegende im allgemeinen auf die Hervorhebung der groen Gesichtspunkte und Haupt-tatsachen; Einzelheiten sind nur dann behandelt, wenn sie entweder zum Verstndnis der Gegenwart notwendig erscheinen, oder geist- und herz-bildenden Wert haben. brigens soll ja das Buch den Lehrer, der aus Eigenem auch etwas geben will, nur untersttzen, nicht ersetzen. Deshalb ist alles, was in anderen Fchern (Religionslehre, literaturgeschichtlicher, sprachlicher, naturwissenschaftlicher Unterricht) eingehend behandelt wird, im Geschichtslehrbuch blo angedeutet. Auf diese Weise wahrt man zugleich die strengste Objektivitt, besonders auf religisem Gebiet. Da in einem hauptschlich fr bayerische Schulen bestimmten Buch die bayerische Geschichte als organischer Bestandteil der deutschen auftritt, bedarf wohl keiner Begrndung. Weil der Lehrstoff nicht an allen Schulen in gleichem Umfang und gleicher Vertiefung geboten werden kann, ist durch verschiedene Druck-groen und -arten dem Lehrer eine weitgehende Auswahl ermglicht. Der Geschichtsunterricht mu nun einmal mit gewissen Fachbegriffen arbeiten, deren Erklrung, in den Text gesetzt, den Gedankengang hufig unterbrechen wrde; darum sind die wichtigsten von ihnen zu einem besonderen Anhang: Kulturgeschichtliche Grundbegriffe" vereinigt worden. Whrend der ersten Unterrichtsjahre wird man sie nur gelegentlich heranziehen, vor einer Gesamtwiederholung auf der Oberstufe jedoch im Zusammenhang durchnehmen. Verleger und Verfasser waren sich darber klar, da die Teilung des Buches in zwei oder drei Bndchen vielleicht erwnscht sei und manches fr sich habe. Dadurch wrde indes die technische Herstellung wesentlich verteuert werden; ferner ist die Stoffverteilung an den ver-schiedenen Schulgattungen eine so ungleichartige, da es angezeigt erschien, das Buch als ganzes zu geben. In letzterem Falle sind auch Gesamt-Wiederholungen, Rckblicke u. dgl. sehr erleichtert. So unterbreite ich dem Urteil der Kollegen die Ergebnisse meiner Arbeit. Mnchen, im Juli 1904. l)er Iperfaffer.

2. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. VI

1904 - München : Oldenbourg
Vi Inhaltsverzeichnis. Seite Neubildung der Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Mittelalter)......................105 Christentum......................105 Germanen......................106 Land und Leute S. 107. Religise Vorstellungen S. 111. Rmisch-germanische Beziehungen vor der Vlkerwanderung . . . . Iia Armin. Schlacht im Teutoburger Wald S. 114. Vlkerbndnisse S. 116. Die Vlkerwanderung.................116 Westgoten S. 116. Vandalen S. 117. Ostgoten. Theoderich der Groe S. 117 Langobarden. Angelsachsen S. 118. Attila. Hunnen. Burgunder S. 119. Die frnkische Reichsgrndung..............120 Merowinger. Chlodwig S. 120. Pippiniden. Hausmeier S. 121. Islam. Mohammed S. 122. Karl der Groe S. 123. Bayern und die Agilolfinger S. 125. Bedeutung der rmischen Kirche S. 127. Zerfall des frnkischen Gesamtreiches. Vertrag von Verdun S. 129. Die Karolinger S. 130. Ausblick auf die entgegengefetzte Entwicklung in Frankreich und Deutschland 131 Frankreich S. 131. Deutschland S. 132. Zeitalter der schsischen und frnkischen Kaiser.........133 Konrad I. Heinrich I. Luitpold der Schyre S. 133. Otto der Groe S. 134. Otto Ii. und Otto Iii. S. 138. Heinrich Il Konrad Ii. S. 139. Das Lehens- oder Feudalwesen S. 140. Heinrich Iii. Klunia-zensische Bewegung S. 141. Heinrich Iv. S. 144. Die deutschen Reichsstdte. Gregor Vii. S. 145. Jnvestiturstreit S- 146. Heinrich V. S. 147. Zeitalter der Hohenstaufen und Kreuzzge..........148 Lothar von Supplinburg S. 148. Konrad Hl Friedrich Barbarossa S. 149. Heinrich der Lwe. Otto von Wittelsbach S. 153. Heinrich Vi. S. 154. Philipp von Schwaben. Otto Iv. S. 155. Friedrich Ii. S. 155. Konrad Iv. S. 159. Interregnum. Kreuzzge S. 160. Folgen der Kreuzzge S. 163. Zeitalter der Hauptentwicklung der Territorialmacht und des Stdtewesens 165 Rudolf I. S. 165. Adols von Nassau. Albrecht I. S. 166. Heinrich Vii. Ludwig der Bayer S. 167. Schweizer Eidgenossen" S-168. Karl Iv. S. 170. Die Goldene Bulle und die Wittelsbacher S. 171. Herzog Albrecht Iv. der Weise und das Primogeniturgesetz. Wenzel S. 172. Entwicklung des deutschen Stdtewesens S. 172. Ruprecht von der Pfalz. Sigismund S. 175. Albrecht Ii. S. 176. Friedrich Iii. S. 177. Rechtspflege. Feme S. 178. Ludwig der Reiche. Universitt Jngol-stadt. Friedrich der Siegreiche von der Pfalz S. 178. Die auerdeutschen Lnder im Mittelalter..........179 X Frankreich. England S. 179. Pyrenenhalbinsel. Italien. Nord-und Osteuropa S. 180. Rckblick auf das Mittelalter S. 181.

3. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. VIII

1904 - München : Oldenbourg
Viii Inhaltsverzeichnis. Seite S. 282. Die legislative Nationalversammlung S. 285. Der Nationalkonvent S. 286. Die Jakobiner S. 288. Die Direktorialregierung S. 290. Frankreichs Verhltnis zu den Nachbarlndern S. 291. Erster Koalitionskrieg S. 292% Zug nach gypten S. 293. Zweiter Koalitions-krieg S. 294. Das Konsulat S. 295. Das Kaisertum S. 296. Dritter Koalitionskrieg S. 297. Rheinbund S. 298. Friedrich Wilhelm in. Niederwerfung Preuens. Umgestaltung Norddeutschlands S. 299. Kmpfe in Portugal und Spanien S. 300. Abermalige Niederlage sterreichs S. 301. Napoleon auf dem Gipfel der Macht S. 302. Zug nach Rußland S. 303. Der europische Freiheitskampf S. 304. Wiener Kongre S. 306. Der Deutsche Bund S. 307. Die hundert Tage S. 308. Der Heilige Bund S. 309. Bayern unter Max Iv. (I.) S. 310. Die europischen Verfassungskmpfe bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts S. 312. Julirevolution S. 313. Februarrevolution S. 314. Mrzunruhen S. 316. Bayern unter Ludwig I. S. 316. Geistige Kultur und Wirtschaftsleben im 19. Jahrhundert S. 318. Zeitalter des Nationalismus...............321 Bildung moderner Nationalstaaten S. 321. Die nationale Bewegung in Deutschland bis 1852 S. 322. Deutscher Zollverein S. 323. Frankfurter Parlament. Wiederherstellung des Bundestages S. 324. Die vlkische Bewegung auerhalb Deutschlands S. 325. Vorbereitung der nationalen Einigung in Deutschland. Lsung der Schleswig-Holsteiner Frage S. 327. Bayern unter Maximilian Ii. S. 328. Auseinandersetzung zwischen Preußen und sterreich S. 330. Norddeutscher Bund S. 331. Entwicklung bis 1870 S. 332. Rckblick aus Frankreich S. 332. Die spanische Thronangelegenheit S. 334. Der Deutsch-Franzsische Krieg S. 335. Errichtung des Deutschen Reiches S. 338. Verfassung des Deutschen Reiches S. 339. Das Deutsche Reich unter Wilhelm I. S. 341. Die Regierungszeit Kaiser Wilhelms H. S. 346. Bayern unter Ludwig Ii. und Prinzregent Luitpold S. 347. Anhang: Kulturgeschichtliche Grundbegriffe.............I-Xxi

4. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 1

1904 - München : Oldenbourg
Die mongolischen Völker Chinesen. Zu den ltesten Kulturvlkern mongolischer Abstammung gehren die Chinesen. Ihr Land, grer und ebenso volkreich als Europa, bedeckt einen groen Teil Ostasiens zwischen dem Stillen Ozean und den Hochebenen Jnnerasiens. Der reichbewsserte, fruchtbare Boden in Verbindung mit dem gemigten, im Sden milden Klima liefert reichlich Reis, Getreide, Tee, Zuckerrohr, Feigen, Zitronen und Baumwolle und ermglicht die Pflege des Maulbeerbaumes; auer-dem birgt er reiche Mineralschtze und Kohlen. Ackerbau und Viehzucht sind hoch entwickelt und sehr geehrt. Ebenso hoch ent-wickelt ist auch die Industrie, vor allem die Seidenindustrie; sodann die Baumwollen-, Papier-, Porzellan- und Farbwaren-industrie. Sprengpulver (Schiebaumwolle), Kompa, Bcher-druck und Schreibekunst sollen die Chinesen vor uns gekannt haben. Der Chinese ist als Arbeiter sehr fleiig, gengsam, sparsam und zh und deshalb in ganz Ost- und Sdasien sowie in Australien von den Arbeitgebern gesucht, von den Arbeitern als gefhrlicher Konkurrent gefrchtet. Noch erfolgreicher ist er als Kaufmann, weil hier auer den oben genannten Eigenschaften auch seine List und Verschlagenheit, seine Kaltbltigkeit und seine unendliche Geduld und Ausdauer zur Geltung kommen. Am wenigsten begabt ist der praktische und nchterne Chinese fr den Krieg, weshalb auch die eigentlichen Chinesen trotz ihrer riesigen Zahl immer von anderen Vlkern oder Stmmen beherrscht wurden, gegen die sie sich vergeblich abzuschlieen suchten; so z. B. durch die 300 Meilen lange groe Mauer, die das Reich nach Norden hin gegen Einflle fremder Eroberer schtzen sollte. Lorenz, Lehrbuch. 1

5. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 3

1904 - München : Oldenbourg
Japaner. 3 von den Europern alles Wissenswerte zu erlernen. Tausende von begabten und strebsamen Japanern besuchten europische Mittel- und Hochschulen, Fabriken und Werksttten; viele dienten in europischen Heeren und auf europischen Kriegsschiffen, um dann das Gelernte gegen die Europer zu verwerten. Heute ist Japan uerlich fast ein ganz europischer" Staat. Sein Kaiser, Wikado genannt, regiert nach europischem Muster als konstitutioneller Fürst (siehe Grundbegriffe) mit einem aus Ober-haus und Unterhaus bestehenden Parlament Neben der schon von jeher hoch entwickelten Landwirtschaft ist die heutige japanische Industrie der europischen fast ebenbrtig, ja in bezug auf Villigkeit ber-legen, weil der japanische Arbeiter neben seiner Intelligenz und seinem Flei uerst geschickt, behende und vor allem gengsam ist, d. h. um einen Preis arbeitet, um den ein deutscher, englischer oder franzsischer Arbeiter bei dem hheren Preis aller Bedrfnisgegenstnde gar nicht arbeiten kann. So macht die japanische Industrie der europischen in Sdostasien, Indien und Australien schon sehr fhlbare Konkurrenz und kann eine Gefahr fr Europa werden, wenn es den Japanern gelingt, die ungeheuren Massen der Chinesen nach ihrem eigenen Muster heran-zubilden, wonach sie eifrig streben. Wie die japanische Industrie und Wissenschaft bereits mit den modernsten Maschinen und Instrumenten arbeiten, so verfgen auch Heer und Flotte, die ganz nach europischem Muster eingerichtet sind, der die besten und neuesten Waffen und Kriegsschiffe, so da die khnen Japaner um die Vorherrschaft in Ostasien sogar einen ernsten Krieg mit Rußland wagen. Von den brigen Mongolen haben eine fr die Kultur allerdings ver-hngnisvolle Rolle noch mehrere Vlkerschwrme gespielt, die man kurzweg Mongolen" nannte. Ein solcher Schwrm unter der Fhrung des Dscheugis-Chan (Oberfeldherrn) Temndschin und seiner Nachkommen erfllte im 13. Jahrh. die ganze Kulturwelt von China bis Schlesien mit Mord, Brand und Entsetzen, ebenso sein Abkmmling Tamerlan zu Beginn des 15. Jahrh. Schon lange vor ihnen waren im 4. und 5. Jahrh. die wilden Hunnen der Schrecken des Abendlandes, spter die Ungarn, die sprachlich den Mon-golert nahe verwandt sind. Ebenfalls Verwandte der Mongolen sind die Finnen, die im Mittel-alter von den Schweden germanisiert wurden und jetzt unter russischer Herr-schaft leben. Einer Art bergangsrasse gehren die Trken an. Ihre Sprache nhert sich der mongolischen, während sie ihrem sonstigen uern nach der weien Rasse, besonders den Semiten, nahestehen. 1 *

6. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 5

1904 - München : Oldenbourg
Semiten, 5 Von den Wissenschaften pflegten die Semiten besonders die Heilkunde (Medizin) und die Mathematik in Verbindung mit der Himmels-knde (Astronomie, die manchmal in Astrologie = Sterndeutekunst ausartete). Hiezu erfanden sie ein praktisches Zahlensystem; diesem legte man die mehrfach teilbare Zahl 12 zugrunde sowie Vielfache von 12, z. B. 24 (2 X 12), 60 (5 X 12). So teilten sie Tag und Nacht in je 12 Stunden, die Stunde in 60 Minuten usw., den Kreis in 6 X 60 360 Grade usw. Der Scharfsinn der Semiten zeigt sich ferner in der Erfindung praktischer Mnzen (Wertmesser), Mae (Raummesser) und Gewichte (Schwer-messer). Auch Sprachen-und Schriftkuude wurde entwickelt. So bedeckten zahllose groartige Inschriften die Wnde der Tempel, Palste, Denk-mler, Grber, Srge u. dgl. Diese sind, soweit noch vorhanden, schwer zu entziffern. Denn entweder sind sie Bildzeichen (Hieroglyphen, siehe gypten), oder wenn Lautzeichen, so sind nur die Konsonanten angedeutet, nicht die Vokale; also macht die Vokalisierung, d. h. die Ausfllung der Kon-sonanten mit Vokalen, groe Schwierigkeiten. Daraus erklrt sich auch, da die Namen bekannter Helden und Könige von den Gelehrten sehr verschieden gelesen werden. So z. B. wird der Name des aus der Bibel bekannten Knigs Nebu-kadnezar von Babel, der Jerusalem zerstrte, noch folgendermaen ge- 586 lefen: Nabukudrossor oder Nabuchodouosor oder Nabukudurussur u. dgl. Was die religisen Vorstellungen anbelangt, so sind sie bei allen Semiten, mit Ausnahme der Israeliten, so ziemlich die gleichen. Die Natur-Erscheinungen und -krste werden vergttert, und zwar die ntz-lichen als gute, die schdlichen als schlimme Götter; also ist z. B. die Sonne als lebenspendende Licht- und Wrmequelle ein guter Gott und in der Regel der oberste, weil in der Natur tatschlich alles Leben von der Sonne ausgeht; Nacht, Klte und Tod sind schlimme Götter, natrlich auch ber-triebene Hitze und Drre. In richtiger Naturerkenntnis wird ferner die licht-und wrmespendende Sonne als mnnlich, die licht- und wrme-empfangenden Planeten, z. B. die Erde sowie der Mond, werden als weiblich betrachtet. Vergttert werden auch die Jahreszeiten, das Wachs-tum der Natur im Frhling und das Absterben derselben im Herbst u. dgl. Eine eigenartige Ausnahme von allen Semiten bildet das Volk Israel; in nationaler Abgeschlossenheit von den umwohnenden Rasse-verwandten bildete sich der Gottesbegriff in erhabener Reinheit aus und wurde die Grundlage fr die religisen Anschauungen der modernen Kulturvlker. So groß aber auch die Bedeutung der Semiten fr die Kultur ist, aus sich selbst heraus haben sie die Keime dieser Kultur nicht entwickelt; sie empfingen dieselbe vielmehr ebenfalls wieder von einer lteren Kultur-schichte, von der wir noch einzelne Spuren bei denjenigen Vlkern finden, bei denen das Licht der Geschichte und Sage am weitesten zurckreicht, nm-lich bei den Bewohnern der mesopotamischen Tiefebene.

7. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 7

1904 - München : Oldenbourg
Assyrer und Babylonier. 7 griechisch Babylon) und am Tigris Assur oder Minive (Wohnung des Gottes [?] Ninns). Babel hatte zwei gewaltige Mauern, deren uere nach Angabe der alten Schriftsteller neun Meilen Umfang besa. Zwischen der inneren und ueren Stadtmauer waren groe Getreidefelder und Wiesen angelegt mit zahlreichen Viehherden, so da die Stadt auch fr eine lngere Belagerung Lebensmittel hatte. Als Weltwunder galten die sog. hngenden Grten", d. i. terrassenfrmige Anlagen mit knstlichem Unterbau; ferner der sog. babylonische Turm", ein Riesentempel, 200 m hoch, in acht Stockwerken angelegt, die sich pyra-midensrmig nach oben verjngten und auf der obersten Plattform eine Sternwarte trugen. Ninive war hnlich angelegt, aber wahrscheinlich noch grer. Die oben angedeuteten religisen, knstlerischen und wissenschaftlichen Borstellungen der Semiten im allgemeinen fanden bei den Babyloniern eine besondere Ausbildung. Ihren Lichtgott nannten sie Mal oder Bel, dem als weibliche Gottheit Wal'it oder Belit (griechisch Mylitta) an die Seite gestellt wurde. Was die politischen Verhltnisse anbelangt, so ging die Herrschaft von den Sumeriern zunchst an die Babylonier der; man nennt dieses Reich das aktbaytonische. Um 1500 v. Chr. machte sich das nrdlicher gelegene Reich Assur selbstndig und fing an, nach und nach ganz Vorderasien zu unterwerfen. Unter Assuruassirpal Iii. (884860) und seinen Nachfolgern, also ungefhr zwischen 800600, erreichte Assyrien seinen Hhepunkt; es beherrschte, wenn auch mit Unterbrechungen, ganz Vorderasien, von Westiran an bis Phnicien, Kleinasien, Cypern und gypten. Einer dieser Könige, Sargon oder Sarrukiu, eroberte Samaria und zerstrte das sog. Zehnstmmereich Israel. Aber 722 zwischen 633 und 635 kam das wilde, wahrscheinlich indogermanische Reitervolk der Scythen nach Vorderasien; sie durchzogen die semitischen Kulturlnder bis an die Grenzen gyptens angeblich 30 Jahre lang und verbreiteten berallhin Vernichtung und Schrecken. In den Kmpfen gegen diese gefhrlichen Eindringlinge erschpfte sich die Kraft des affy-rischen Weltreichs. Deshalb fate der Babylonier Nabopolafsar nach endlicher Vertreibung der Scythen den Plan, die assyrische Herr-schaft zu vernichten. Er verband sich mit dem Mederknig Kyaxares und so wurde Ninive erobert und vollstndig zerstrt. Alles Gebiet 606 stlich vom Tigris kam an die Meder; in den Gebieten westlich vom Tigris bildete sich das Aeuaylonische Weltreich. Es erreichte unter dem Sohne des Nabopolassar, nmlich Weukadnezar (604561), den Gipfel seiner

8. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 9

1904 - München : Oldenbourg
gypter. 9 zu merken ist die Herstellung der Leinwand und des Papyrus aus den Fasern einer Wasserpflanze schon ums Jahr 2000 v. Chr. Der Landhandel ging nilanswrts zu den thiopen, ostwrts nach Vorderasien und westwrts an der Nordkste Afrikas entlang; ein-zelne Handelswege fhrten auerdem durch die Wste; dieselben muten sich naturgem an die Oasen anschlieen und waren durch Wstenruber sehr gefhrdet. Da sie militrisch schwer zu behaupten waren, so stellte man sie unter den besonderen Schutz der Götter, indem man in den Oasen ehrwrdige Heiligtmer errichtete, vor denen sich die Wstenvlker doch einigermaen scheuten; ein solches weltberhmtes Heiligtum war der Tempel des Amun in der Oase Sivah. Fr den Seehandel fehlten den gyptern das Schiffsbauholz und eine lngere Kstenlinie; doch empfingen sie gern die Phnicischen, spter die griechischen Seefahrer. Von 600 v. Chr. an hatten sie berdies eine eigene Kriegs-flotte, zu der die Anfnge allerdings schon 500 Jahre frher vorhanden waren. Die Hauptbedeutung der alten gypter lag aber auf dem Gebiet der Kunst und Wissenschaft; beide wurden vor allem von den Priestern gepflegt. Die Weisheit und Kunstfertigkeit dieser gyptischen Priester war weit und breit berhmt, so da aus fremden Lndern Ge-lehrte kamen, um von den Priestern zu lernen. Der schon wiederholt genannte Grieche Herodot weilte lngere Zeit in gypten, ebenso die sagenhaften Gesetzgeber der Spartaner und Athener, Lykurg und S o l o n; auch der israelitische Gesetzgeber Mose war in seiner Jugend ein Schler der gyptischen Priester. Vorzugsweise pflegten die letzteren neben der Rechenkunst und Mathematik die Astronomie in Anwendung auf die sog. astronomische Ortsbestimmung und Feldmekunst; letzteres war deshalb sehr wichtig, weil durch die jhrlichen Nilberschwem-mnngen hufig die Grenzen zwischen den verschiedenen Besitztmern, besonders Feldern, verschlammt und verwischt wurden. Einen hervorragenden Ruf genossen die gyptischen rzte; sie wurden gerne an fremde Hfe als Leibrzte berufen; besonders in der Rmerzeit war in vornehmen italischen Familien das Wort gypter" gleichbedeutend mit ..Arzt"; freilich war dieser gypter" meist ein Sklave und wurde bestraft, wenn er seinen Herrn nicht heilen konnte. Die Bewunderung der Welt aber erwarben sich die gypter durch ihre groartige Baukunst in Verbindung mit Malerei und Bild-nerei. Hiefr lieferten ihnen die Randgebirge des schmalen Niltales trefflichen Haustein (Granit, Muschelkalk, harten Kreidekalk, Sand-stein u. dgl.). Allgemein bekannt sind die massigen Pyramiden,

9. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 11

1904 - München : Oldenbourg
gypter. 11 jngende Natur im Frhling). Osiris herrscht dann in der Unterwelt sglaube an die Unsterblichkeit). Eine groe Rolle in der gyptischen Religionslehre spielte ferner die Ahnenverehrung; daraus erklrt sich auch, da die gypter ihre Toten sorgfltig einbalsamierten und mg-lichst luftabgeschlossen begruben, so da dieselben als Mumien noch nach Jahrtausenden erhalten sind. Diese Ehre widerfuhr aber nur den frommen und guten Verstorbenen; deshalb wurde die Bestattung ab-hngig gemacht von einem sog. Totengericht. Letzteres war besonders feierlich bei den Knigen. Kurz vor der Bestattung nmlich wurde der Leichnam des Knigs ffentlich ausgestellt und unter dem Vorsitz der Priester ein ernstes Gericht der ihn abgehalten; hier konnte jedermann, auch der rmste, vor allem Volk auftreten und den toten König einer Ungerechtigkeit anklagen. Stellte sich bei der grndlichen Untersuchung der Priester heraus, da die Klage de-rechtigt war, so wurde der Tote nicht begraben. Dies galt als eine frchter-liche Strafe und war fr die Könige zeitlebens ein mchtiger Sporn zum Guten. Denn da sie ziemlich unumschrnkt regierten, so hatten sie viel Gelegenheit, ihren Leidenschaften und bsen Neigungen nachzugeben; aber der Gedanke an das bevorstehende unvermeidliche Totengericht trieb sie an, das Gute zu tun und das Bse zu meiden. Merkwrdig war bei den gyptern noch die Tierverehrung. Sie erklrt sich auf folgende Weise: Gewisse Tiere waren fr die gypter sehr ntzlich, ja fast unentbehrlich, so das Krokodil, das Ichneumon, der Vogel Ibis, ferner Hund und Katze. Da nmlich die Masse der Be-vlkerung sich an den Ufern des Nil zusammendrngte gypten ist 150 Meilen lang, aber nur 23 Meilen breit , fo war die Beseitigung der huslichen Abflle, wie in den heutigen Grostdten, eine fehr wichtige Frage. Sie wrbe hufig baburch gelst, ba man die Abflle einfach in den St/om ober feine Kanle warf. Bei dem heien Klima htten nun leicht Wasser und Lust verpestet werben knnen, wenn nicht die ewighungrigen Krokobile alle irgeubwie verbaulichen organischen Reste aufgezehrt htten. Da aber biefe riesigen Panzerechsen natrlich auch Menschen und ntzliche Tiere angriffen, so wren sie von den Bewohnern wohl batb ausgerottet werben, wenn man sie nicht unter den befonberen Schutz der Priester gestellt htte. Den gleichen Zweck erfllten auf dem Lanbe die Hnnbe, wie das bei den freilebenben Hunben im Orient heute noch der Fall ist. Die Katze vertilgte die unangenehme Ratte und die fr den gelbbau der gypter sehr gefhrliche, weil in groen Massen nuftretenbe Maus. Nun wre aber eine allzu starke Vermehrung der Krokobile ebenfalls bebenklich gewesen, weil sie u. a. auch viele Fische fraen; bagegen sorgten Ichneumon und Ibis, inbem sie die Krofobileter verzehrten, nebenbei auch den Giftschlangen und ihrer Brut nachstellten, woburch sie sich ein besonberes Verbienst erwarben. Da aber die Schonung dieser Tiere auch manche Unannehmlichkeit mit sich brachte, so htten Verorbnungen der weltlichen Obrigkeit sie vor der Ausrottung durch die dichte Bevlkerung wohl kaum retten knnen, wenn

10. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 13

1904 - München : Oldenbourg
gypter, Phnicier. 13 im Nildelta. Von Sden drngten nun die thiopen nach, wurden aber im 7. Jahrh. mit assyrischer Hilfe Mieder vertrieben. Mit Hilfe griechischer und Phnicischer Sldner wurden dann auch die Assyrer wieder vertrieben, und gypten nahm vorbergehend einen neuen Aus- um schwuug. Wecho Ii. nahm die Plne Ramses' Ii. von neuem auf, 600 errichtete eine Kriegsflotte, lie der Sage nach die Sdspitze Afrikas durch Phnicier umschiffen und wollte auch den Kanal zwischen Mittel-meer und Rotem Meer wieder m Angriff nehmen. Aber die Kriegszge der gyptischen Könige nach Vorderasien brachten diese immer von neuem in Streit mit den dortigen Weltreichen, so nach dem Untergang der Assyrer mit den Babyloniern und Persern, weshalb sich die letzten gypterknige immer enger an die Griechen anschlssen, be- um sonders die kleinasiatischen; z. B. schlo König Amasis einen Bund mit 550 Polykrates von Samos, dem Lyderknig Krsus u. a. gegen die Perser. Dies war fr die letzteren Veranlassung, der gyptischen Selbstndigkeit ein Ende zu machen. Der Sohn des Amasis, Psam-tik Iii. oder Psammenit, wurde bei Pelusium von dem Perser-525 fnig K am byses geschlagen. gypten war fortan eine persische Provinz. Phnicier. Das eigentliche Handelsvolk der semitischen Kulturwelt waren die Phnicier, von den Lateinern Poeni oder Puni genannt. Ihr Land war ein ungefhr 30 Meilen langer, aber nur 34 Meilen breiter Streifen an der syrischen Kste, stlich begrenzt vom Libanongebirge. Schon diese Lage wies die Phnicier aufs Meer. Dazu kam, da der fchmalc Kstenstreisen fr eine wachsende Bevlkerung nicht genug Brotgetreide lieferte, weshalb man schon frhzeitig gezwungen war, Getreide aus dem Auslnde zu holen. Nun waren die Getreidelnder des Altertums in der Osthlfte der Mittelmeerlnder entweder gypten und das benach-barte Cyrene oder Mesopotamien, also die Enphrat- und Tigris-gebiete, oder die Gestade des Schwarzen Meeres. Aus der Bibel ist ja z. B. bekannt, da Jakob, der in der Nachbarschaft der Phnicier wohnte, zur Zeit einer Teuerung seine Shne nach gypten sandte, um Getreide zu kaufen. Wenn aber die Phnicier Getreide einfhrten, so muten sie den betreffenden Vlkern auch Gegenwerte bieten knnen, und so waren sie schon frhzeitig gezwungen, die Naturgaben ihres Lndchens mglichst auszunutzen: es waren dies vor allem Erzeugnisse der Gartenkultur. Der Einflu des Meeres machte bei der sdlichen Lage zwischen dem
   bis 10 von 388 weiter»  »»
388 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 388 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer