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1. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Barth
Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen. * Von Karl August Friedrich Mohr weiland Oberpfarrer in Kolditz. Neunte, mit der achten übereinstimmende Anflage. Von Di* Th. Jflatlj», Professor ai^^pr königlichen Landesschule zu Meihen. Mit einer Abbildung der Albrechtsburg in Meißen. Leipzig 1902. Verlag von Johann Ambrosius Barth.

2. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Barth
Georg-Eckert-Institut Bs78 1 Bs78$10706143

3. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 51

1902 - Leipzig : Barth
51 ----- im Jahre 1645 ließ Johann Georg doch geschehen, daß zu Kötzschenbroda ein Waffenstillstand abgeschlossen wurde, der wenigstens den Plünderungen und dem gröbsten Unfuge Einhalt that, wenngleich allmonatlich noch 11000 Gulden und vielerlei Lieferungen für die Schweden geschafft werden mußten. So dauerte ein leidlicher Zustand fort bis zum ersehnten Frieden, der im Jahre 1648 in Westfalen zu stände kam. Ach, mit welchen Gefühlen mochte damals der Friede begrüßt werden! Hatten doch selbst bejahrte Leute in Deutschland den Frieden nur in ihren Jugendjahren gekannt; war doch durch die Kriegswut Deutschland eine weite Wüste geworden; hatte doch der Krieg mit seinem schwarzen Gefolge fast zwei Dritteile der Bevölkerung hinweggerafft, und hatten doch die Lebenden in den letzten Jahren kaum ihr Leben stiften können! — Johann Georg regierte nach dem westfälischen Frieden noch acht Jahre hindurch und hinterließ bei seinem Tode 9 Kinder, 51 Enkel und 19 Urenkel. Unser Vaterland, das durch den schrecklichen dreißigjährigen Krieg am meisten unter allen deutschen Ländern gelitten hatte, gewann doch auch zweierlei durch denselben. Zuerst Me protestantische Freiheit, die zwar schon durch die glorreichen Siege Moritzens und durch den Passauer Vertrag vorläufig errungen worden war, jetzt aber aufs neue durch einen allgemeinen Religionsfrieden befestigt wurde. Sodann die schönen Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz, einen Länderstrich von 180 Quadratmeilen Umfang mit einer halben Million Einwohnern. Wir haben früher gehört, daß zu Markgraf Konrads Zeiten schon die Niederlausitz und große Stücke der Oberlausitz zu unserem Land gehörten. Doch teils schon nach Konrads Tode, teils unter Friedrich dem Frei-digen verlor Meißen diese Besitzungen wieder. Sie waren bald in bran-denburgjschen, bald in böhmischen Händen. In den letzten 300 Jahren vor dem dreißigjährigen Kriege besaßen sie durchgehend die Könige von Böhmen. Da nun zuletzt das Königreich Böhmen an die deutschen Kaiser aus dem Hause Österreich kam, so wurden auch die Lausitzen kaiserlich. Sie erhoben sich nach und nach zu blühendem Wohlstände; die Sechsstädte Bautzen, Görlitz, Zittau, Löban, Lauban und Kamenz waren vor allen angesehen und mächtig und hatten zur Verteidigung gegen Raubritter und zur Beförderung des Handels starke Bündnisse untereinander geschlossen. Freilich erhielt sich in der Lausitz die Leibeigenschaft der Bauern und eine gewisse sklavische Beschränktheit der niederen Stände immer fort und fort, weil die Einwohner meist sorbischen Stammes waren und unter den Völkern dieses Stammes die freiere Entwickelung des Geistes weit langsamer vorwärts zu schreiten pflegte, als bei den deutschen Nationen. Allein Handel und Gewerbthätigkeit, namentlich Leinwandmanufaktur, Töpferei, Bandweberei, waren schon frühzeitig blühend in der Lausitz; auch die Reformation fand in ihr schnell Eingang und Verbreitung. — So blieben diese Länder bei Böhmen 4*

4. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 52

1902 - Leipzig : Barth
52 ----- und dem Hause Österreich bis zum dreißigjährigen Kriege. Als aber im Anfange dieses Krieges unser Kurfürst dem Kaiser Ferdinand Ii. gegen die rebellierenden Böhmen half und dem Kaiser noch außerdem bares Geld vorschießen mußte, da gab der Schuldner seinem Gläubiger im Jahre 1623 die Lausitzen unterpsändlich statt der berechneten 72 Tonnen Goldes, und späterhin, im Prager Frieden 1635, überließ er sie bleibend und erblich an Sachsen. Doch während der langen Regierungszeit Johann Georgs und in den Drangsalen des Krieges sind natürlich im Innern des Vaterlandes manche Veränderungen vorgegangen, die ihr gern kennen lernen möchtet. Wir wollen jetzt noch der bemerkenswertesten kürzlich gedenken. Am Hofe des Kurfürsten sah es jetzt ganz anders aus, als einst am Hofe eines Markgrafen. Da gab's außer dem Kanzler, Hofmarschall und mehreren Geheimräten weit über hundert höhere und niedere Beamte und Diener, die alle zur Umgebung des Landesherrn gehörten. Im Jahre 1614 zog Johann Georg einst nach Naumburg mit einem Gefolge von ungefähr 100 Dienern, 700 Pferden und 23 Trageseln. — Das Kriegsheer war immer noch kein stehendes, sondern ward nur auf kurze Frist angeworben und dann entlassen. Es kostete in dieser Zeit unerschwingliche Summen, da ein Gemeiner wöchentlich 14 Gr., ein Offizier von 10 bis 50 Thlr. erhalten mußte. Auch kamen im dreißigjährigen Kriege bei den sogenannten Defensionen: die ersten Monturen in Sachsen auf, ein „Röcklein, gelbe Hofen, gelbe Strümpfe und weißer Hut mit gelber Schleife". Die Steuern vermehrten sich natürlich in den Kriegsjahren bis ins unendliche. So entstand damals (1645) auch die nach den vier Jahreszeiten zu entrichtende Quatembersteuer*) und viele andere mit ihr. Da nun der Feind unaufhörlich auch Steuern erhob, Raub und Plünderung verübte, so war's kein Wunder, daß an manchen Orten die Einwohner lieber auswanderten, als sich von fremden und von Landessoldaten so schrecklich plagen ließen. — Das Münzwesen war jetzt erbärmlich herabgekommen. Alles gute Geld verschwand sogleich, und elendes, fast ohne allen Silbergehalt wurde dafür eingeführt. Ein Edelmann, der einst 1500 Gulden solch schlechtes Geld verwechselte, bekam dafür nichts weiter, als einen silbernen Löffel und ein Fischkeßlein. In Leipzig gab man oft achteckige Messingbleche mit dem Ratssiegel gestempelt, ja sogar Lederstückchen als Münze aus. Daher stiegen auch die Preise der Lebensmittel unglaublich: ein Scheffel Korn kostete 20 bis 50 Gulden, ein Faß Bier 50 Gulden, 1 Pfund Fleisch 7 bis 12 Gr. — Wie sehr Wildbret und selbst reißende Tiere damals überhand genommen hatten, *) Der Name ist von quatuor tempora hergenommen.

5. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 54

1902 - Leipzig : Barth
54 ---- das Reformationsfest alljährlich und regelmäßig zu feiern. - Er regierte 24 Jahre bis 1680, wo er in Freiberg starb. Sein Sohn Johann Georg Iii. lebte meistenteils feinen kriegerischen Neigungen, und Schmeichler gaben ihm deswegen den Beinamen des sächsischen Mars. Besonders merkwürdig ist er uns dadurch, daß er zuerst in Sachsen ein stehendes Heer errichtete, wie dies zu jener Zeit auch in anderen Staaten geschah. Es fehlte auch nicht an Gelegenheiten, um die Tüchtigkeit desselben zu erproben. Denn damals hatte die Macht der Türken ihren höchsten Punkt erreicht und die Furcht vor ihnen war unbegrenzt. Im Jahre 1683 kamen sie unter ihrem Großwesir Kara Mustafa in ungeheuren Massen durch Ungarn herein und drangen unaufhaltsam bis vor die Kaiserstadt. Kaiser Leopold wußte sich nicht zu helfen und flüchtete selbst aus Wien. Da ward Georg Iii., vereint mit dem tapferen Polenkönige Sobieski und anderen Fürsten, des bedrängten Wiens Retter und Befreier. Sie lieferten dem ungeheueren Türkenheere im September eine furchtbare Schlacht, thaten Wunder der Tapferkeit und errangen den glänzendsten Sieg, der Deutschland für immer von der Türkengefahr befreite. Die große Türkenschlacht vor Wien ist also die ruhmvolle Blut- und Feuertaufe des jungen sächsischen Heeres. Allein er erntete vom Kaiser wenig Dank, vergoß auswärts das Blut seiner Landeskinder und konnte für das innere Wohl seines Landes wenig thun. — Er starb im Kriege gegen die Franzosen am Rheine, als er abermals dem Kaiser half, 1691. — Von der berühmten Schlacht mit den Türken, wo im Lager der Besiegten sehr große Schätze erbeutet wurden, brachte er gleichfalls nur weniges und ziemlich wertloses mit, türkische Waffen, einen Elefanten und mehrere geschriebene arabische Bücher. Die ersteren sieht man noch jetzt im historischen Museum, die letzteren auf der Königlichen Bibliothek im japanischen Palais. — Unter ihm ward zuerst das Stempelpapier eingeführt. — Johann Georg Iv., ein Fürst von gutem Herzen und schönen Geistesanlagen, starb schon nach kaum dreijähriger Regierung an den Pocken. Er war der letzte protestantische Fürst unseres Vaterlandes, mithin auch der letzte, der in die ehrwürdige Fürstengruft zu Freiberg begraben wurde (1694). Während der kurzen Regierungszeit des letzten Johann Georg erhielt das Postwesen in Sachsen eine festbestimmte Verfassung. Noch zur Zeit der Reformation wußte man nichts von landesherrlichen fahrenden oder reitenden Posten. Damals mußten die Obrigkeiten des Landes gewisse Boten oder auch Lehnsklepper (Pferde) halten, mit deren Hilfe alle angekommenen Depeschen der Regierung weiter befördert wurden. Der Geschäftsmann dagegen und jede andere Privatperson mußten ihre Briefe durch eigene Boten oder durch zufällig abgehende Reisende verschicken. Später ließ Vater August eine Anstalt in Dresden einrichten, der ein Postmeister vorstand und die mittels reitender und laufender

6. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 56

1902 - Leipzig : Barth
56-------------- sammelte, anordnete, bauete, geschmackvoll und großartig. Aber freilich war ihm während seines Reisens auch das kleine Sachsen mit seinen anspruchslosen Bewohnern und der enge Wirkungskreis, in welchem sich ein Kurfürst von Sachsen bewegen mußte, allzu unbedeutend und seiner unwürdig erschienen; er hatte in den großen Ländern Europas und insonderheit an dem prachtliebenden Hofe des französischen Königs nach Höherem trachten und sein Mutterland geringschätzen gelernt. Darum war er von heißer Begierde entbrannt, zu seinem Erblande noch ein größeres Land und zu seinem Kurhute eine Königskrone hinzuzufügen. Nun traf es sich, daß gerade zu jener Zeit (1696) der König von Polen starb, und daß dies Land nun einen neuen König wählen mußte. Unser Friedrich August bewarb sich sogleich eifrig um die ersehnte Würdet Weil aber die Polen nach ihrem Landesgesetz keinen Protestanten auf ihren Thron berufen dursten, so trat er, zu Pfingsten 1697, in der Nähe von Wien zur katholischen Kirche über; er schickte schleunig mehr denn zehn Millionen polnische Gulden nach Polen, um nur die Stimmen der Wähler für sich zu gewinnen; er versprach blindlings, alles zu thun, was der polnische Adel nur immer wünschte, mochte es auch das äußerste kosten, und vielleicht mehr als nochmals zehn Millionen betragen. So ward er denn im Jahre 1697 zum König in Polen gekrönt, und seinem verblendeten Ehrgeize war Genüge geschehen. Am Krönungstage trug der Prachtliebende ein Kleid, das von Gold und Juwelen strotzte und allein über eine Million Thaler wert war. 8000 sächsische Soldaten mußten sogleich ins neue Königreich marschieren, und ungeheure Summen wurden nach Warschau gebracht und in glänzenden Festen vergeudet. Es war eine höchst kostspielige Erwerbung und ihre notwendige Folge war, daß Sachsen zurückgesetzt, ausgesogen und mit schweren Lasten belegt wurde. Unerschwingliche Steuern mußten geschafft, immer neue Rekruten mußten in das unersättliche Polen geschickt und — was höchst betrübend war! — ansehnliche Besitzungen des wettmachen Hauses mußten verkauft oder verpfändet werden. Damals ward auch die ehrwürdige Stammherrschaft der Wettiner, das Amt Petersberg bei Halle, wo der Urahn unseres Königshauses, der große Konrad, seine Ruhestätte hat, an Brandenburg verkauft. Außerdem kamen noch zahllose Abgaben in Sachsen auf, von Tabak, von Spielkarten, von Spitzen, Leder und Papier mußte abgegeben werden; die Quatembersteuer ward in einem Jahre 24fach erhoben, Rang-, Vermögens- und Kopfsteuer wurden ohne Bewilligung der Landstände eingeführt. Doch die schlimmste und unseligste Folge der polnischen Thronerwerbung war ein Krieg mit Schweden, der sogenannte nordische Krieg. Unser August wollte sich von Polen aus an seinem Nachbar, dem jungen König Karl dem Zwölften, versuchen, und ihm Livland entreißen. Auch Peter der Große von Rußland und der König von Dänemark griffen in gleicher Absicht den jungen Schweden an, und alle meinten, leicht mit ihm fertig zu werden. Allein der tapfere und

7. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. uncounted

1902 - Leipzig : Barth

8. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 58

1902 - Leipzig : Barth
58 ------------ mochte an zwei Millionen wert sein; 107 sechsspännige Kutschen und zahllose Soldaten. Schweizer. Mohren. Pferde. Maultiere machten den endlosen Zug aus. In den darauffolgenden Tagen reiheten sich Opern und Turniere, Paraden und Jagden, Jahrmärkte und Bergaufzüge, Türken- und Götterfefte unablässig aneinander; nicht allein Dresden' sondern auch Moritzburg. Großsedlitz. Ubigau und der plauische Grund waren die Schauplätze dieser Festlichkeiten. — Ein Fest anderer Art war das Lustlager bei Zeithain im Juni 1730, das auch eine Million Thaler verschlang. Hier waren 30000 Mann Truppen versammelt; zwei Könige, zwei Kronprinzen. 47 Herzoge waren unter den Zuschauern; ein Feuerwerk ward abgebrannt, zu welchem schon seit Weihnachten Zurüstungen gemacht worden waren; ein Palast von 80 Ellen Höhe und 200 Ellen Breite war erbaut, der 18 000 Stämme Holz. eine Unzahl Bretter und 6000 Ellen bemalte Leinwand kostete. Hier gab's auf der Elbe eine kostbare Flotte und holländisch gekleidete Matrosen, über die Elbe führten vier Schiffbrücken, deren eine in die Luft gesprengt ward; auf dem Lande sah man die von Gold und Silber strotzenden Garden und neben ihnen Janitscharen. Mohren und andere nachgeahmte Trachten. Hier wurden bei einer einzigen Mahlzeit der Soldaten 170 Ochsen verspeist; ein riesengroßer Kuchen von 14 Ellen Länge und 6 Ellen Breite wurde dem schaulustigen Volke preisgegeben, und 30000 hölzerne Teller wurden nach der letzten Mahlzeit in die Elbe geworfen. — Überhaupt waren die Vergnügungen des glanzvollen sächsischen Hofes zwar geschmackvoll und weitberühmt, aber doch zum Teil auch, nach jetzigen Begriffen, höchst ungereimt. Denn wenn zu einer pomphaften Schlittenfahrt, die der Hof halten wollte, die Bauern erst den Schnee herzufahren mußten, so wird euch dies wahrlich lächerlich dünken. Zu Augusts Zeit entstand übrigens Herrnhut (1722) und die Herrnhuter Gemeinde. Der fromme Graf Zinzendorf sammelte um sein Rittergut Berthelsdors her eine kleine Anzahl armer, aber geroerb-fleißiger Protestanten, die aus Mähren und Böhmen nach Sachsen gewandert waren. Er gab ihnen einfache Religionsvorschriften, hieß sie fleißig beten, fleißig arbeiten, Jesum Christum über alles verehren und sich untereinander als Brüder und Schwestern lieben. So bildete sich die „evangelische Brüdergemeinde", die gegenwärtig nicht allein in Sachsen, sondern in allen Erdteilen zahlreiche Anhänger hat. Sie hat für die Verbreitung des Christentums unter den Heiden, sowie für Bibelausbreitung durch ihre Missionäre unendlich viel gethan; sie hat viele wahrhaft fromme, ganz Gott und dem Heilande angehörende Mitglieder gehabt; aber sie hat auch manche Tändelei und Spielerei in die Christusreligion getragen und manchen Heuchler hervorgebracht, der sich nur äußerlich stellte, als ob er fromm wäre. — Damals lebten übrigens viele berühmte Männer, deren Namen in unserer Geschichte stets denkwürdig bleiben werden. Der Apotheker Böttger aus Schleiz erfand,

9. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 59

1902 - Leipzig : Barth
59 indem er Gold machen wollte, das Porzellan, und arbeitete vom Jahre 1710 an in der neugegründeten Meißner Fabrik. Das älteste Porzellan sah braun aus, erst nach Auffindung der Porzellanerde bei Aue entdeckte er das weiße Porzellan. Da damals das Porzellan nur aus China oder Japan bezogen werden konnte und deshalb viel kostbarer war als heutzutage, so wurde Böttgers Erfindung streng geheim gehalten. Der Orgelbauer Silbermann, aus der Gegend von Frauenstein gebürtig, baute in jener Zeit seine unübertrefflichen Orgeln, deren größte in Frei--berg, deren letzte in der katholischen Kirche zu Dresden zu finden ist. — Pastor Zürner, bei Großenhain, stellte Landesvermessungen an, entwarf bessere Landkarten von Sachsen und besorgte das Setzen der steinernen Meilensäulen an den Poststraßen (1722). — Schröder in Hohenstein fertigte das erste Pianoforte. — Obristleutnant von Kyau ergötzte den König August mit seinen Späßen, und erhielt dafür zuletzt die Komman-dantenstelle auf dem Königstein. — Hebenstreit, ein Naturforscher, reiste mit mehreren anderen Gelehrten auf Augusts Befehl nach Afrika, um wilde Tiere teils für die Sammlungen, teils für die Stiergefechte zu holen; von dieser Reise soll er auch die Orangeriestämme mitgebracht haben, die, zum Wiederausschlagen gebracht, lange eine Zierde des Dresdner Zwingers waren. — Vor allen anderen aber glänzte damals, freilich außerhalb Sachsens, ein gebotener Leipziger, der große Leibniz, der an Geist, an Gelehrsamkeit und an umfassender Wirksamkeit zu den ersten Männern der Weltgeschichte gehört. — Endlich ist noch zu erwähnen, daß mit dem Beginn des neuen Jahrhunderts auch in Sachsen, wie in den meisten protestantischen Ländern, der schon im Jahre 1582 vom Papst Gregor Xiii. verbesserte Kalender eingeführt wurde, nach dem wir uns noch jetzt richten. 24. Friedrich August Ii. — Der Minister Brühl. — Der siebenjährige Krieg. Der Sohn Augusts des Starken, Friedrich August Ii., brachte es » durch mancherlei Geldopfer abermals dahin, daß die Polen ihn zum Könige annahmen; er war also auch Kurfürst von Sachsen und König von Polen. O unter feiner dreißigjährigen Regierung stand's noch weit schlimmer um unser Vaterland, als bei des Vaters Lebzeiten. Zwar war Friedrich August Ii. ein gutmütiger, freundlicher Fürst, der nichts Böses wollte, allein er war doch auch zu schwach, zu beschränkt und sorglos, als daß er das Böse um sich her bemerkt und gehindert hätte. Er hatte von seinem Vater zwar die Prachtliebe, den Hang zur Verschwendung und zu großartigen Festen und Lustbarkeiten, sowie die Begierde zu bauen, schone Sammlungen anzulegen und durch übermäßigen Aufwand zu glänzen, frühzeitig geerbt; aber er besaß nicht einmal

10. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. III

1902 - Leipzig : Barth
Vorwort zur ersten Äustage. Die sächsische Geschichte im Zusammenhange für Volksschulen und die unteren Klassen der Bürgerschulen zu erzählen, ist bei aller Kleinheit des Sachsenlandes nicht so leicht, als es auf den ersten Anblick scheinen mag. Wer auch nur eine kleine Zahl von Unterrichtsplänen in verschiedenen Schulen gesehen hat, der wird inne geworden sein, wie verschieden und wie mangelhaft die Ansichten und die Vortragsweisen bei diesem Unterrichtsgegenstande sind. Einige verfehlen ihren Zweck schon von Anbeginn durch allzu weites Ausholen, vergessen über den Sachsen-Namen das Sachsen-Land und verwickeln sich bei der Erzählung der allmählichen Bildung, Vergrößerung oder Zerteilung unseres Vaterlandes dergestalt, das ein einfach klares Bild der vaterländischen Geschichte in der Seele des jungen Vaterlandsbürgers gar nicht entstehen kann. Andere erzählen eine reine Regenten-Geschichte, vielleicht sogar von Herzog Wittekind an und vernachlässigen dabei notwendigerweise den geschichtlichen Zusammenhang und die unerläßliche Hindeutung auf die Kultur-Fortschritte. Wieder andere — auch in den Lehrbüchern finden wir das — geben viel zu viel von Politik, von Statistik und anderen fürs Kindesalter offenbar unwesentlichen Dingen, verlieren aber darüber die kostbare Zeit und können das wahrhaft Wesentliche und Interessante nicht so einprägen, wie es geschehen sollte. Noch andere endlich fehlen in der Verteilung des Unterrichtsstoffes und verweilen bei diesem Gegenstände zu lange, bei jenem zu kurze Zeit. Alles hinlängliche Beweise, daß gerade für die Voklsfchule mit ihren ungeübten Schülern und ihrer karg gemessenen Unterrichtszeit eine Erzählung der vaterländischen Geschichte nicht so ganz leicht sei. Nun fehlt es aber offenbar an einem Büchlein, das für diese Klasse von Schülern in klar verständlichem und zugleich möglichst anziehendem Tone geschrieben wäre; das mit Ausscheidung aller Nebendinge nur die Hauptpersonen und Hauptveränderungen, vor allem aber auch die Kulturgeschichte berücksichtigt; das endlich den Zusammenhang der Geschichte stets im Auge hält und dabei patriotischen Sinn ebenso, wie echte Religiosität unablässig zu beleben bemüht ist. Ich habe in vorliegenden Bogen versucht, ein solches Büchlein zu schreiben, und würde, falls diese Anleitung günstig ausgenommen würde, gern auch das größere, ganz für Lehrer in Volksschulen bestimmte Handbuch, das bereits zur Hälfte fertig vor mir liegt, nachfolgen lassen. Ich habe die sächsischen Geschichten für Volksschulen in dreißig ziemlich gleichmäßige Lektionen verteilt und den Ton so zu halten gestrebt, daß sie — versteht sich wohl nur im Notfälle — abgelesen
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