1891 -
Danzig
: Gruihn
- Autor: Krüger, Carl A.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Brandenburg-Preussen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Skomand, Liebenzell und Kantegerde. Golin.
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Gegner niedergestreckt. — Indes mußte Skomand befürchten, man werde dem Feinde nach dem Leben trachten, und so ließ er ihn heimlich ins Ordensland führen. Doch hatte Liebenzell so veredelnd auf Skomand eingewirkt, daß letzterer sich bald mit den Seinen taufen ließ.
Kantegerde und Liebenzell. Da der Krieg fortgeführt wurde, und Liebenzell wieder am Kampfe teil nahm, so fügte es sich, daß er einst schwer verwundet und ohnmächtig auf dem Kampfplatze blieb. Als die (Sudaner ihn fanden und noch einige Lebenszeichen an ihm bemerkten, Übergaben sie ihn ihrem Häuptling Kantegerde. Dieser hatte den Ritter bereits bei Skomand kennen gelernt und lieb gewonnen und pflegte ihn daher. Als Siebenzell wieder zur Besinnung kam, war er getrost und dankte seinem Retter. Außerdem sprach er viel von seinem Gott und Heiland, und das Herz der umstehenden Heiden wurde gerührt. Als später der Landmeister mit einem Heere nach Sndauen zog, ging ihm Kantegerde an der Hand seines Freundes Liebenzell entgegen und ließ sich mit seinen Verwandten und Untergebenen taufen.
Martin Golin. An den Kämpfen des Ordens gegen die Sudaner und später gegen die Litauer beteiligten sich auch Männer, welche mit ihren Genoffen Raub und Mord auf eigene Rechnung ausübten. Zu diesen gehörte auch der sagenhafte Martin Golin. In der kanonischen Heide, einer Waldung in der Nähe des Städtchens Fischhaufen im Samlande, hatte dieser kühne Freibeuter nach der Sage eine Burg. Von dort zog er einst ins Gebiet der Sudaner auf Beute. Als er von diesem Raubzuge zurückgekehrt war, und mit vier seiner Genossen ein srohes Mahl hielt, überfielen ihn die Sudaner und erschlugen seine Gefährten. Trotzdem es Golin gelang zu entfliehen, wurde er doch durch den Tod seiner treuen Streitgenossen schwer erschüttert. Sobald er an den Ort der blutigen That zurückgekehrt war, begrub er die Gefallenen und fetzte auf ihren gemeinsamen Grabhügel ein schwarzes Kreuz. Fortan aber war feine Kraft gebrochen; denn er starb bald darauf an Gram und Schwermut. Später wurde auf der Stelle, wo die Gefallenen ruhten, eine hölzerne Säule errichtet, an deren Spitze vier bärtige, behelmte Häupter zu schauen waren. Dieses Denkmal, das den Namen Vierbrüdersäule führt, ist bis heute von Zeit zu Zeit erneuert worden und steht bei Vierbrüderkrug, einem einzeln stehenden Gasthaus in der kapomschen Heide.
23. Entwickelung des Ordenslandes.
Kolonisation. Der Orden war fortgesetzt bestrebt, in die eroberten Landschaften deutsche Kolonisten zu ziehen und neue Dörfer, Burgen und Städte zu gründen. So geschah es denn, daß das Land von Jahr zu Jahr mehr emporblühte. Alle deutschen Einwanderer wurden als freie Leute aufgenommen und hatten eine eigene Gerichtsbarkeit. Die Städte durften ihre Angelegenheiten selbst verwalten. Zu den einzelnen Ordensburgen gehörten Dörfer und Güter, welche der Besatzung den Unterhalt lieferten. — Schon früh wurden die Ufer der Weichsel, Nogat und des Elbingflusses mit Dämmen versehen (1288—1294), wodurch die äußerst fruchtbaren Werber vor Überschwemmungen Schutz fanden.
Die Marienburg. Da Preußen die Hauptbesitzung des Orbens geworben war, so hatte der Hochmeister Siegfried von Feuchtwangen bereits im Jahre 1309 seinen Sitz von Venedig nach Marienburg an der Nogat verlegt. Hier erbaute man eine prachtvolle Orbensbnrg als Resi-