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1. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 65

1891 - Danzig : Gruihn
die Verteilung der Früchte lange warten ließ. Da verlangte der Kaiser den Amtmann zu sprechen, und als dieser erschien, bat er, daß die Armen, welche schon acht Stunden warteten, abgefertigt würden. Der Amtmann aber erkannte den Kaiser nicht und sprach: „Was gehen Sie die Bauern an? Die können warten, ich will mich in meinem Vergnügen nicht stören lassen." Damit drehte er sich um und rief ihm im Weggehen zu: „Sorgen Sie für ihre Angelegenheiten, und mischen Sie sich nicht unberufen in die anderer!" — „Halt," rief da der Kaiser, knöpfte seinen Oberrock auf, zeigte dem Amtmauu den kaiserlichen Stern und sprach: „Ich bin der Kaiser. Sie sind auf der Stelle Ihres Amtes entsetzt," und darauf ließ Joseph die Lebensmittel schnell verteilen. Neue Einrichtungen. Sein Ende. Er vernichtete die letzten Spuren der Leibeigenschaft, gestattete durch ein Gesetz allen christlichen Konfessionen freie Religionsübungen und verbesserte auch die Lage der Juden. Die Abhängigkeit der Kirche vom päpstlichen Stuhl wurde durch verschiedene Verordnungen beschränkt; der größte Teil der Klöster aber ward aufgehoben. Die deutsche Sprache wollte er im ganzen Reiche, also auch bei den nichtdeutschen Völkern, einführen. Vor dem Gesetz sollte jedermann gleich sein. Doch die neuen Einrichtungen fanden auch viele Gegner, und in manchen Landesteilen kam es zu einer offenen Empörung, so daß Joseph gezwungen war, den größten Teil seiner Neuerungen und Gesetze zurückzunehmen. Kurz vor seinem Tode sagte er: „Ich wünsche, man schriebe auf mein Grab: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglück hatte, alle seine Entwürfe scheitern zu sehen." — Joseph starb tiefgebeugt. 53. Irie-rich Wilhelm Ii. 1786—1797. Gestalt und Eigenschaften. Friedrich der Große starb kinderlos, und ihm folgte m der Regierung fein Neffe Friedrich Wilhelm Ii., dessen Vater bereits verstorben war. Der neue König war von hoher Gestalt, männlicher Schönheit und würdevoller Haltung; in seinen Zügen lag der Ausdruck freundlichen Wohlwollens. Er hatte sich für seinen Beruf die mannigfachsten Keuntniffe erworben und besaß auch ein freundliches, gutmütiges Wesen, sowie einen ritterlichen Sinn. Doch war er sehr den Lebensgenüssen zugeneigt und ließ sich durch unwürdige Günstlinge beeinflußen. Auch die weise Sparsamkeit seiner Vorgänger ging ihm ab. innere Verhältnisse. Zur großen Freude der Unterthanen hob er kurz nach seinem Regierungsantritt die von Friedrich Ii eingeführte Regie und mithin die Besteuerung des Tabaks und Kaffees aus. Freilich wurde, um die Geldausfälle zu decken, ans Mehl, Weizen und andere .Gegenstände eine Steuer gelegt, worüber die Unzufriedenheit nicht ausblieb. — Der wohlwollende Sinn des Königs bekundete sich auch darin datz er die bisherige harte Behandlung der Soldaten milderte und ein großes Gewicht darauf legte, in den Truppen das Ehrgefühl zu wecken Um das Unterrichtswesen zu fördern, errichtete er ein Oberfchulkolleqium welches alle Schulanstalten zu beaufsichtigen hatte und im Lehrwesen Verbesserungen einführen sollte. Durch eine Volksschulordnung wurden die Lehrer an den Land- und niederen Stadtschulen zur zweckmäßigen Erteilung des Unterrichts angewiesen. Seinen Unterthanen gab er ein neues Gesetzbuch, welches noch heute unter dem Namen „Das allae-meine Landrecht" bekannt ist. Da sich zu Friedrich Wilhelms Zeit die Krüger, Gcschichlc Preußens.
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