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1. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 70

1891 - Danzig : Gruihn
70 Preußens Könige und ihre Zeit. sondern sich lieber selbst erschießen. Der Schuß aber zerschmetterte nur den Kinnbacken. Als nun der schreckliche Mann am folgenden Tage mit 22 seiner Genossen auf elenden Karren nach der Richtstätte hingefahren wurde, und jedermann mit Entsetzen sein zerrissenes Gesicht und die blutbefleckte Brust erblickte, da erkannte man das Strafgericht Gottes. — Mit Robespierre hörte die Schreckeuszeit in Frankreich, das in eine Republik verwandelt war, auf, und eiue ruhigere, wenigstens etwas bessere Zeit begann. 55. Die Litteratur und das gesellschaftliche Ueben in -er tehten Hiuste -es 18. Iahrhun-erts. Litteratur. Gegen das Ende des 18. Jahrhunderts ging das deutsche Reich unter seinen Kaisern immer mehr dem Verfall entgegen, und der Glaube an eine glorreiche Zukunft war im Sinken. In dieser Zeit des hinsterbenden deutschen Reiches aber entfaltete sich die vaterländische Dichtkunst (im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts) zu einer wunderbaren Blüte. Die Dichter Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, Schiller, Goethe wurden zu Trägern einer selbständigen, von Frankreich unabhängigen Nationalbildung, und diesen Häuptern der Poesie reihten sich verschiedene Dichtergruppcn an. Freilich fand die Dichtkunst an den Höfen zu Wien, Berlin und andern deutschen Residenzen keine Pflegestätte; aber in Weimar, der Vaterstadt der späteren Kaiserin Augusta, hatte sie unter dem Herzog Karl August ein köstliches Heim. Hier war der Sammelpunkt aller großen Geister jener Zeit, besonders aber wirkten daselbst: Wieland, Herder, Goethe und Schiller, und die beiden letzten gelten noch bis heute als die größten Dichter der deutschen Nation. Mode und gesellschaftliches Leben. In allen Kreisen, besonders in den höh ent Stünden der Gesellschaft, herrschte in Sitte und Tracht die Nachahmung des französischen Wesens. Wenngleich Friedrich Wilhelm I. allem Franzosentum abhold war und echt deutsches Wesen einführen wollte, gewann nach seinem Tode doch wieder in Tracht und Lebensgewohnheiten das Franzosentum die Oberhand. Über die allgemeinen Vorschriften der Sittlichkeit setzte man sich in Preußen und Deutschland oft zu leicht hinweg, und es herrschte die Sucht, daß die meisten mehr scheinen wollten, als sie waren. Besonders aber nahm das Prunken in den Häusern der Vornehmen überhand, und man wetteiferte in verschwenderischer Weise mit Zimmereinrichtungen und Gastmählern. Gärten und Parks legte man nach französischen Vorbildern an; die Alleeen wurden geradlinig geschoren, und Bäume und Sträucher eckig gestutzt. Sehr steif war der gesellige und häusliche Verkehr; selbst die Gatten unter sich, sowie Kinder und Eltern redeten sich mit „Sie" an. Vor und nach der französischen Revolution kam in Tracht und Sitte mehr die englische Mode in Aufnahme; Frack und Stulpstiefeln fand man bei den Männern, das griechische Gewand, wie es die Engländerinnen trugen, bei der Frauenwelt. Verbannt wurden allmählich Schnürbrust und Reifrock. Von einem Gürtel fast unter den Armen zusammengehalten, floß das Gewand in reichen Falten zur Erde. Besonders aber fiel bei den Männern der Zopf auf, der ein halbes Jahrhundert getragen wurde. Sobald nach der Revolution eine ruhige Zeit eintrat, kam in Frankreich wieder Schnürbrust und Reifrock auf und wurde auch in Deutschland nachgeahmt.
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