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1. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 79

1891 - Danzig : Gruihn
Die Königin Luise. 79 sagte ihm hierauf noch, es sei dafür gesorgt, daß er, sobald es ihm beliebe, von Berlin nach Darmstadt mit Extrapost frei zurückreisen könne. Tie Leivensjahre. Nach den unglücklichen Schlachten von Jena und Auerstädt, Pr. Eylau und Friedland begann eine trübe Zeit für Preußen. Die Königin flüchtete nach Königsberg. Unterwegs aber schrieb sie in ibr Tagebuch: „Wer nie sein Brot mit Thränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte." — Als die Franzosen gegen Königsberg vorrückten, floh Luise, trotzdem sie am Nervenfieber litt, bei der strengsten Kälte nach Memel und schrieb bald darauf an ihren Vater: „Mit uns ist es aus, wenn auch nicht für immer, doch für jetzt; aber ich glaube fest an Gott und bin der Hoffnung, daß auf die jetzige böse Zeit eine bessere folgen wird." Frieden zu Tilsit. Da nach dem unglücklichen Kriege die Friedeus-verhandluugeu begannen, vermochte es die Königin über sich, auch in Tilsit zu erscheinen. Sie äußerte gegen Napoleon, daß sie von seinem Edelmute einen für Preußen günstigen Frieden hoffe. Der Kaiser aber sagte zum Könige: „Wie konnten Sie es wagen, mit mir den Krieg anzufangen?" Luise antwortete: „Dem Ruhme Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Im weiteren Verlaufe des Gesprächs bot Napoleon der Königin aus Höflichkeit eine schöne Rose an. Da aber Friedrich Wilhelm vorher schon alles versnckt hatte, Magdeburg beim Friedensschluss nicht zu verlieren, so sprach Luise: „Ich nehme diese Rose, aber nicht ohne Magdeburg." Napoleon blieb jedoch unerbittlich. Luisens Ende. 19. Juli 1810. Die Königin sollte die neue bessere Zeit nicht mehr erleben. Als sie den lange ersehnten Besuch bei ihrem Vater, dem Herzog von Mecklenburg-Strelitz, machte, stellten sich Husteu und Fieber ein. Ein heftiger Brustkrampf brachte sie dem Tode nahe, und sie sagte daher zu ihrem Arzt: „Helfen Sie mir! Bedenken Sie, wenn ich dem Könige, wenn ich den Kindern stürbe!" Sobald der König ankam und die Leidende sah, war er gebrochen vor Schmerz und eilte aus dem Zimmer, um seine Aufregung zu verbergen. Man wollte ihn trösten, es sei ja noch Hoffnung da. „Ach," sagte er, „wenn sie nicht mein wäre, würde sie leben; aber da sie meine Frau ist, stirbt sie gewiß." Als Luise ihren Gemahl hinauseilen sah, rief sie schmerzlich aus: „Der König geht von mir, als wolle er Abschied nehmen. Geht der König von mir, so sterbe ich gleich." Doch bald kehrte ihr Ge- mahl zurück und verließ sie von jetzt ab nicht mehr. Es nahte die Todesstunde. Der König saß am Sterbebette; er hatte ihre rechte Hand ergriffen. Endlich bog sie sanft ihr Haupt zurück, schloß die Augen und rief: „Herr Jesus, mach' es kurz!" Mit diesem stillen Seufzer endete ihr Leben. Der König war zurückgesunken, während die beiden ältesten Prin- Luise, Königin von Preußen.
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