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1. Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart - S. 148

1901 - Berlin : Rentel
— 148 — i'ute des Landes, und in den Kirchen betete man: „Aus der Schweden Not, erlös' uns, lieber Herre Gott!" Außerdem hörte man singen: Der Schweb' ist gekommen, Hat alles mitgenommen, Hat die Fenster eingeschlagen, Hat's Blei herausgegraben, Hat Kugeln gegossen Und die Bauern niedergeschossen. Auch die Franzosen mischten sich in den Krieg, um die deutschen Rheinlande an sich zu reißen. Für den Glauben zu kämpfen, daran dachte man weit weniger, als daran, gute Beute zu machen und große Verwüstungen anzurichten. Der westfälische Frieden. Endlich kam nach vielen Verhandlungen zu Osnabrück und Münster der „westfälische Frieden" zu stände. Den Lutheranern wurde der Augsburger Religionsfriede mit Ausdehnung auf die Reformierter: bestätigt, wonach sie mit den Katholiken gleiche Rechte genießen und ihre Religion frei ausüben dursten. Die Schweden erhielten Vorpommern, die Insel Rügen u. s. w. Brandenburg bekam Hinter-pommern mit Kamin, sowie die Stifter Magdeburg, Halberstadt und Minden. Den Franzosen wurde das von ihnen eroberte Elsaß mit Ausnahme der Stadt Straßburg zugestanden. Bayern behielt die Oberpfalz (an der Naab) und die Kurwürde. Die Pfalz am Rhein mit der Hauptstadt Heidelberg bekam der Sohn Friedrichs V. von der Pfalz; für diesen wurde eine achte Kurwürde neu geschaffen. Die Schweiz und die Niederlande, schon längst vom deutschen Reiche geschieden, wurden als selbständige Staaten anerkannt. Die deutsche Reichsversassung. Beim Friedensschlüsse ward festgesetzt, daß der Kaiser über Krieg, Frieden, Gesetzgebung, Steuern, Bündnisse, Befestigungen rc. nur nach einer auf dem Reichstage erfolgten Abstimmung der Reichsstände verfügen durfte. Den Reichsfürsten aber wurden sämtliche Hoheitsrechte bestätigt, z. B. Rechtspflege, Besteuerung der Unterthanen 2c. Auch ward ihnen gestattet, untereinander und mit fremden Fürsten Bündnisse zu schließen, freilich nicht gegen Kaiser und Reich. Demnach war das Ansehen des Reichsoberhauptes wesentlich verringert, und das Reich bildete fortan einen Bund selbständiger Staaten. Die Ariedensseier. Als der Frieden abgeschlossen war, hielt das Volk in jeder Stadt und in jedem nicht ganz zerstörten Dorf eine Festfeier ab; denn die Friedensbotschaft machte auf die Überreste der Bevölkerung einen rührenden Eindruck. Den alten Landleuten erschien der Frieden als eine Rückkehr ihrer Jugend. Vor ihr geistiges Auge trat die weit zurückliegende Vergangenheit, und sie sahen die reichen Ernten ihrer Kindheit wiederkehren. Im Geiste erblickten sie die dichtbevölkerten Dörfer, die lustigen Sonntage unter der großen Dorf linde und die guten Stunden, die sie mit ihren Verwandten und Jugendgenossen verlebt hatten. Die im Kriege verwilderte Jugend aber empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm wie ein Märchen aus fremdem Lande vorkam. Man sprach von der Zukunft, in der auf jedem Ackerstück gelbe Ähren wogen, wo im Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden und luftigem Peitschenknall auf das Feld fahren würden, wo sie nicht mehr mit Heugabeln und Flinten den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf Gräbern der Erschlagenen sitzen würden, wo die Dächer der Häuser ohne Löcher fein sollten. Man freute sich auf die zukünftige Zeit,
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