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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 75

1897 - Breslau : Handel
3. Die Völkerwanderung. 75 eigentlichen Deutschlands zu betrachten. Der nur mangelhaft ausgenutzte Boden war nicht mehr im stände, die Bevölkerung zu ernähren, und die fruchtbaren, mit einem mildern Klima gesegneten Länderstriche des römischen Reiches luden bei der den Deutschen wohl bekannten Schwäche desselben zur Besitznahme ein. Dazu kam, daß von Asien her die Slaven und die Hunnen nachdrängten; das letztere Volk gab den eigentlichen Austoß zur Völkerwanderung. Die Hunnen. Ihre Heimat waren die unermeßlichen Steppen Hochasiens. Aus unbekannten Ursachen verließen sie dieselbe, stiegen in die Ebene am Aralsee und am kaspischen Meere herab und erschienen an der Ostgrenze Europas. Sie werden als außerordentlich häßlich, roh und wild geschildert. Römische Schriftsteller nennen sie geradezu zweibeinige Bestien. Wie alle Mongolen hatten sie schwarzes, struppiges Haar, gelbe Hautfarbe, schief liegende Augen und hervorstehende Backenknochen. Auf dem kleinen gedrungenen Körper faß ein unförmlich dicker Kopf. Körper und Kleidung starrten von Schmutz, denn sie nächtigten immer im Freien und wuschen sich nie. Die Speisen genossen sie roh; das Fleisch legten sie aufs Pferd, um es mürbe zu reiten. Von ihren kleinen, aber ausdauernden und schnellen Pferden waren sie unzertrennlich; zu Pferde hielten sie ihre Versammlungen ab; auf den Pferden aßen und tranken, ja schliefen sie. Weiber und Kinder folgten dem Zuge auf Karren. In der Schlacht stürzten sie sich ohne Ordnung mit wildem Geschrei auf den Feind. Aus einiger Entfernung schossen sie ihre Pfeile ab, im Nahkampfe griffen sie zum Schwerte oder warfen dem Gegner die Schlinge über den Kops. Fanden sie Widerstand, so flohen sie pfeilschnell zurück, erschienen aber bald wieder und ermüdeten so den Feind. Dörfer und Städte wurden geplündert und verbrannt, die Einwohner getötet oder zu Sklaven gemacht. Das Land, das sie durchzogen, war auf lange Jahre hinaus zur Einöde gemacht. Alarich. Die Hunnen stießen bei ihrem Eindringen in Europa zuerst auf das östlich vom Don wohnende Volk der Alanen. Diese waren zu schwach, um Widerstand leisten zu können und vereinigten sich mit den Hunnen. Beide Völker stürzten sich nun auf die Ostgoten. Dieselben wurden besiegt und weiter nach Westen gegen die Westgoten gedrängt. Dem gemeinsamen Anprall dreier Völker konnten die Westgoten nicht Stand halten. Sie verließen ihre bisherigen Wohnsitze und baten den Kaiser um Aufnahme ins römische Reich. Ihre Bitte wurde ihnen gewährt; sie überschritten im Jahre 375 die Donau und erhielten Wohnsitze in Mösien. Da sie aber von den römischen Beamten hart bedrückt wurden, erhoben sie sich gegen die Römer. Kaiser Valens führte selbst ein Heer gegen sie, wurde aber in der Schlacht bei Adrianopel (378) geschlagen und verbrannte auf der Flucht in einem Bauernhause. Sein Nachfolger, Theodosius der Große, schloß einen Vertrag mit den Westgoten, nach welchem sie in Jllyrien (dem jetzigen Dalmatien und Bosnien) Wohnsitze erhielten. Doch mußten sie sich verpflichten, dem Kaiser auf Verlangen Hilfstruppen zu stellen. Die Wohnsitze der Westgoten lagen gerade auf der Grenze zwischen dem ost- und weströmischen Reiche. Diesen Umstand benutzte der tapfere Westgotenkönig Alarich zu Gunsten seines Volkes. Er zwang zunächst den oströmischen Kaiser Arkadius durch einen Raub- und Plünderungs-zug nach Griechenland zu einem Vertrage, durch welchen er zum Statthalter des östlichen Jllyriens ernannt und ihm die Zahlung eines 375
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