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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 150

1897 - Breslau : Handel
150 C. Aus der deutschen Geschichte. Krönung Rudolfs. Rudolf belagerte eben die Stadt Basel, mit deren Bischof er in Fehde lag, als Burggraf Friedrich Iii. ihm die Nachricht seiner Erhebung brachte. Sofort bot er dem Feinde den Frieden an, den dieser gern annahm, und zog mit seiner Familie nach Aachen zur Krönung. Unter den üblichen Feierlichkeiten fand diese statt. Als der König nach der Krönung die Fürsten belehnen wollte, fehlte das Zepter. Jedoch Rudolf ergriff ein auf dem Altare stehendes Kruzifix, küßte es und ließ die Fürsten auf dasselbe den Lehnseid leisten. — In Aachen fand auch die Vermählung zweier Töchter Rudolfs mit mächtigen Reichsfürsten statt, wodurch sein Ansehen nicht wenig erhöht wurde. Verhältnis zu Italien. Von seinen Vorgängern unterscheidet sich Rudolf hauptsächlich dadurch, daß er seine Wirksamkeit auf die deutschen Lande beschränkte und von einer Wiederherstellung der kaiserlichen Macht in Italien Abstand nahm. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen in der Äsopischen Fabel und gebrauchte von diesem Lande die Worte des Fuchses: „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineinkamen, nicht aber derer, die glücklich wieder herauskamen." Dem päpstlichen Stuhle bestätigte er alle Besitzungen und hielt mit demselben aufrichtigen Frieden. Eine Romfahrt hat er nie unternommen. Krieg mit Ottokar von Böhmen. König Ottokar von Böhmen hatte an Rudolfs Wahl nicht teil genommen und verweigerte dem „armen Grafen", wie er diesen zu nennen pflegte, die Anerkennung. Seine Unterwerfung war Rudolfs nächste Aufgabe; dieselbe war aber nicht leicht, denn Ottokars Länder erstreckten sich von den Sudeten bis in die Nähe des Adriatischen Meeres. Derselbe hatte nämlich während des Interregnums Österreich und Steiermark als Erbe seiner Gemahlin, der ältesten Schwester des letzten Herzogs dieser Länder, in Besitz genommen und auch Kärnten und Krain nach dem Tode des ihm verwandten, kinderlosen Herzogs dieser Länder an sich gebracht. König Rudolf forderte die Herausgabe der Erwerbungen, die er als erledigte Reichslehen erklärte. Da Ottokar sowohl dies als auch die Anerkennung Rudolfs verweigerte, ward die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Zur Vollstreckung der Reichsacht zog Rudolf 1276 mit einer nicht großen Schar von Kriegsleuten die Donau hinab. Aber Bündnisse mit Ottokars Nachbarn verstärkten bald sein Heer. In Steiermark und Kärnten brach ein Aufstand gegen die harte Herrschaft des Böhmen aus; die Österreicher leisteten dem eindringenden Rudolf keinen Widerstand. Als dieser sich anschickte, auf einer Schiffbrücke auf das linke Ufer der Donau hinüber zu kommen, entsank Ottokar der Mut. Er knüpfte mit Rudolf Unterhandlungen an, gab die an sich genommenen Länder heraus und erschien im Lager Rudolfs, um für seine Erblande Böhmen und Mähren die Belehnung zu empfangen. Seine prachtvollen Gewänder strahlten von Gold und Edelsteinen; Rudolf aber trug, wie gewöhnlich, ein schlichtes Lederwams. Als die Seinen ihn baten, den königlichen Schmuck anzulegen, sprach er: „Der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht; heute soll mein Wams einmal
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