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1. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 225

1897 - Breslau : Handel
4. Friedrich Wilhelm I. 225 und im Gebrauch der Waffen eingeübt und zu militärischen Dienstleistungen angehalten. Der Zwang zu solcher der Richtung des jugendlichen Geistes zuwiderlaufenden Thäügkeit vermochte ihn aber ebensowenig für das Leben und Treiben des Exerzierplatzes zu gewinnen, als das Übermaß von Andachtsubungen und Religionsunterricht den religiösen Sinn zu entwickeln geeignet war. Die peinliche Beaufsichtigung, welche die Tagesordnung genau vorschrieb und dem Prinzen jedwede Annehmlichkeit und Bequemlichkeit und alle höheren geistigen Genüsse vorenthielt, ward Anlaß, daß dieser seine Lage als harten Druck empfand und sich am liebsten mit französischer Lektüre und Flötenfpiel beschäftigte. Das mißfiel dem Könige. Er äußerte besorgt: „Fritz ist ein Querpfeifer und Verfemacher; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben." Die zunehmende Strenge, durch welche er den Sohn zur Unterwerfung unter feinen Willen zwingen wollte, entfremdete ihm dessen Herz. Der zum Jüngling herangewachsene Kronprinz, vom Vater im Jähzorn mehrmals öffentlich in unwürdiger Weise behandelt, fand das Leben am Hofe unerträglich und suchte sich demselben durch die Flucht ins Ausland zu entziehen. Auf einer Reife nach Süddeutschland sollte der Fluchtplan zur Ausführung kommen. Aber das Vorhaben wurde entdeckt. Der Kronprinz ward auf Befehl des erzürnten Königs als Gefangener nach Küstrin gebracht und sollte vor einem Kriegsgericht nach der Strenge des Gesetzes als Deserteur abgeurteilt werden. Letzteres erklärte sich jedoch unzuständig. Der König trug sich anfänglich mit dem Gedanken, Friedrich von der Thronfolge auszuschließen, wurde aber durch die Fürsprache des Kaisers und anderer Fürsten, mehr wohl noch durch die Stimme des Vaterherzens, zur Milde gestimmt. Doch blieb Friedrich in Küstrin noch in Haft, und der Leutnant Kalte,' derjenige der beiden in den Fluchtplan Eingeweihten, dem die rechtzeitige Entweichung nicht geglückt war, wurde vor seinen Augen auf Befehl des Königs hingerichtet. Der Tod des Vertrauten und die Einsamkeit der Haft verfehlten ihre Wirkung nicht. Sie brachten Friedrich zur Erkenntnis feiner Schuld und zum Vorsatz, sich fortan dem Willen des Vaters zu beugen. Auf die Kunbe von biefer Sinnesänberung würde er der Haft entlassen und bürste an der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin unter Anleitung erfahrener Räte thätig fein. Hier bewies er balb hervorragenbes Verständnis für die Angelegenheiten der Staatsverwaltung und Lust und Liebe zur Arbeit. Zur Verlobungsfeier der ältesten Schwester bürste er wieber bei Hofe erscheinen und erhielt seinen Offiziersrang zurück. Auch in Bezug auf feine Vermählung fügte er sich nunmehr dem Wunsche des Vaters. Die Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern warb seine Gemahlin. Der König schenkte ihm das Gut Rheinsberg in der Nähe von Neu-Ruppin, der Garnison des ihm übertragenen Regiments. Nichts störte fortan das Einvernehmen mit dem Vater. Letzterer kam mehr und mehr zur Erkenntnis der vortrefflichen Fähigkeiten des Sohnes, und auch biefer lernte die Verbienste des Vaters mit den Jahren schätzen und würbigen. Auf Tschaudcr u. Richter, Hilfsbuch. 15
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