1903 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Benjes, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Domanialschule, Bürgerschule, Stadtschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Altertum, Antike
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Perikles allen Bewohnern Attikas, hinter den festen Mauern Athens Schutz ^n suchen. Die Spartaner verwüsteten das Land, sonnten aber Athen nicht einnehmen Dagegen verheerten die athenischen Schisse die Küsten des
Peloponnes. Zum Unglück für die Athener brach gleich im zweiten Kriegsjahre in ihrer übervölkerten Stadt eine Pest ans. Ihr Opfer wurde auch Perikles. Jetzt beherrschte der reiche, aber rohe Gerber Kleou die Lwlk»-partei Er betrat die Rednertribüne mit dem Schurzfell bekleidet und
trachtete nach der Gunst der Menge. Die Vornehmen gehorchten mehr dem weisen Rate des Nieias. In einer großen Schlacht wurden die Athener
geschlagen. Kleou verlor aus der flucht sein Leben. Aber auch ^ der
spartanische Feldherr war gefallen. Nieias vermittelte jetzt einen oojähngen Frieden, genannt der „Friede des Nieias." 421 v. Chr.
3. Alcibiades erneuerte die Streitigkeiten. Er stammte aus vornehmem Geschlechte und verlor früh seinen Vater. Im Hanse seines Oheims Perikles wurde er erzogen. Aleibiades war der schönste und reichste Athener, auch ein sehr kluger, aber eigensinniger und leichtsinniger Mensch. Er verübte zahlreiche mutwillige Streiche, die ihm aber alle gern verziehen wurden, denn er war der allgemeine Liebling des athenischen Volkes. ^
Als Knabe spielte er einmal mit seinen Gefährten Würfel auf der Straße. Die Reihe des Wurfs kam gerade an ihn, als ein Lastwagen gefahren kam. Alcibiades gebot dem Fuhrmann zu warten, dieser wollte aber nicht hören. Da legte sich Alcibiades quer vor die Pf erbe und rief: „Nun fahre zu, wemi bu willst." — Als Jüngling machte er einst eine Wette, daß er einem alten, angesehenen Athener eine Ohrfeige geben wollte. Wirklich führte er auf offenem Markte fein Vorhaben aus. Doch schlug ihm sofort das Gewissen. Er ging in die Wohnung des Greifes, bat ihn um Verzeihung und bot feinen entblößten Rücken zur verdienten Geißelung bar. Der eble Greis vergab dem Jünglinge, gewarnt ihn balb lieb und gab ihm später feine Tochter zur Frau. — Wenn Älcibiabes Aussehen erregen konnte, so tat er es. Einst kaufte er einen Hunb^von dessen Schönheit eine Zeitlang die ganze Stadt sprach. Eines Tages hieb er dem Tiere den Schwanz ab und freute sich, als wiederum die ganze Stadt von dem geschäubeten Hunbe sprach.
4. Der Feldzug nach Syrakus. — Der ehrgeizige Aleibiades strebte nach der Leitung des Staates. Deshalb beredete er die Athener zur Eroberung der Insel Sizilien. Die mächtige, mit den Spartanern verbündete Stadt Syrakus bedrängte andere sizilische Städte. Diese erbaten Hülfe von Athen. Eine große Flotte warb ausgerüstet, zu einem ihrer Anführer ernannte man Nieias und Aleibiades. Kaum war er vor Syrakus angekommen, als ihn die Athener wieder zurückriefen, um sich wegen eines Frevels zu verantworten. Kurz vor der Abfahrt waren in einer Nacht alle Hermessäulen der Stadt verstümmelt worden. Der Verdacht hatte sich sofort auf Aleibiades gelenkt, jetzt forderten ihn feine Feinde vor den Richterstuhl. Aleibiades entfloh unterwegs und hielt sich verborgen. Als er hörte, daß die Athener ihn zum Tode verurteilt hätten, ging er nach Sparta und sprach: „Ich will ihnen zeigen, daß ich noch lebe." Aus seinen Rat schickten die Spartaner der Stadt Syrakus Hülse. Die athenische
Flotte wurde jetzt vernichtet, ebenso ihr Landheer.
5. Alcibiades' Rückkehr. — Alcibiades merkte balb, daß die Spartaner ihm nicht recht trauten. Deshalb verließ er Sparta und begab sich zu dem persischen Statthalter in Kleinasien, den er für die Athener zu gewinnen suchte. Diese wollten ihn jetzt zurückrufen und stellte ihn an die Spitze ihrer Flotte. Sofort wanbte sich das Kriegsglück
lüicber den Athenern zu. Älcibiabes schlug die Spartaner zweimal und kehrte dann im
Triumph zurück. Doch sollte er balb erfahren, wie wenig der Volksgnnst zu trauen fei. Als in feiner Abwesenheit einer feiner Unterfelbherren eine Schlacht verlor, entsetzte das wankelmütige Volk Älcibiabes des Oberbefehls. Abermals ging er in die Verbannung.
Benjes, Geschichtsbilder. A. 3