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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 9

1894 - Münster : Aschendorff
— 9 — des Suezkanals. Die Reise führte ihn über Griechenland nach der türkischen Hauptstadt Konstantinopel und von dort durch Äleiu-asien und Syrien nach Jerusalem. Hier wurde er von den türkischen Behörden mit mehr als fürstlichen Ehren empfangen. Aber mehr als diese Äußerlichkeiten zog ihn die Heiligkeit des Ortes an. Er besuchte mit christlicher Demut und Frömmigkeit alle die heiligen Stätten in Jerusalem und in der Umgebung und wußte nicht genug zu erzählen von dem erhabenen Gefühle, das ihn beseelt habe, als er bei Sonnenuntergang vom Ölberge aus seine Blicke über die heilige Stadt hatte schweifen lassen. Nach der feierlichen Eröffnung des Suezkanals, bei der zahlreiche fremde Fürsten zugegen waren, bereiste er noch das alte Wunderland Ägypten, fuhr den Nil hinauf und bestieg die altehrwürdigen Pyramiden. Als Kaiser Wilhelm wegen seines hohen Alters keine weiten Reisen mehr unternehmen konnte, mußte der Kronprinz ihn oft vertreten. So reiste er im November des Jahres 1883 nach dem schönen Spanien, um als Stellvertreter seines Vaters den Besuch zu erwidern, den der spanische König Alfons in Deutschland gemacht hatte. Glänzend war der Empfang, der ihm hier von Hof und Volk bereitet wurde. Auf der Rückreise besuchte er noch in Rcnt den König Humbert von Italien und den alten, ehrwürdigen Papst Leo Xiil. Mit stolzer Hoffnung blickte ganz Deutschland auf seinen Kronprinzen, überzeugt, daß er ein würdiger Nachfolger seines großen Vaters werden wurde. Wer hätte es ahnen können, daß diese wohlberechtigten Hoffnungen sich nur in so geringem Maße erfüllen würden? Im Frühlinge des Jahres 1887 wurde der Kronprinz von einem anfangs wenig beachteten Halsübel befallen, das aber immer schlimmer wurde und aller Kunst der Ärzte spottete. Vergeblich suchte der kräftige Mann Heilung in der stärkenden Berglust Schottlands, dann in deut milden Klima Cberitaliens. Das Leiden wurde immer schlimmer, und schon fing man an, ernstliche Besorgnisse um sein Leben zu hegen. Den Winter von 1887 auf 88 verlebte er zusammen mit seiner hohen Gemahlin und feinen drei jüngsten Töchtern in San Nemo an der Riviera in Oberitalien. Aber auch die milde Lust Italiens brachte ihm keiue Besserung; im Gegenteil, sein Leiden wurde immer schlimmer. Ersticknngsansälle machten eine schwierige Operation an der Luftröhre nötig; aber noch immer schwankte man zwischen Furcht und Hoffnung. Da ereilte den Schwerkranken am 9. März 1888 die Trauernachricht von dem Tode feines vielgeliebten Vaters. Er war nunmehr Kaiser und nahm den Namen Friedrich Iii. an, da Fritz oder Friedrich stets sein Rufname gewesen war. Trotz seiner schlimmen Krankheit und trotz des rauhen Winterwetters hielt er es für seine
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