1894 -
Münster
: Aschendorff
- Autor: Vaders, Joseph
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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ten. Aber der Kaiser Franz Joseph wollte lieber seine Besitzungen in Italien, als seinen Vorrang und seinen Einfluß in Deutschland verlieren. Er schloß daher schleunigst mit dem Könige von Italien Frieden, trat ihm das schöne Benetien mit der altberühmten, herrlichen Stadt Venedig ab und berief den Erzherzog Albrecht auf den nördlichen Kriegsschauplatz. Nene, schwere Kämpfe schienen bevorzustehen. Aber ehe der Erzherzog Albrecht in den Krieg eingreifen konnte, wurde unter Vermittelung des französischen Kaisers Napoleon Iii. ein Waffenstillstand abgeschlossen. Dieser führte bald darauf zum Frieden von Prag am 23. August.
Zu derselben Zeit, als in Böhmen und Italien der Krieg tobte, wurde noch auf einem dritten Kriegsschauplätze gekämpft. Nach der
Schlacht bei Langensalza zog der General Vogel von Falkenstein süd-
wärts an den Main. Hier standen die baierischen Truppen unter dem Befehle des Prinzen Karl von Baiern, sowie die Württemberger,
Badener, Hessen und Nassauer unter dem Befehle des Prinzen Alexan-
der von Hessen. Zunächst gelang es Vogel von Falkenstein, die Vereinigung der beiden Heere zu verhindern. Bald darauf wurde er abberufen, um die Verwaltung Böhmens zu übernehmen. Sein Nachfolger, der G e n e r a l von M a n t e n f fe l, errang eine Reihe kleinerer und größerer Siege über die weit stärkeren, aber schlecht geführten Feinde und drängte sie immer mehr zurück. Als aber die Nachricht von dem Abschlüsse des Waffenstillstandes zwischen Preußen und Österreich eintraf, hörten auch hier die Feindseligkeiten auf, und auch der
sog. „Mainfeldzug" war beendigt. Mit den einzelnen süddeutschen
Staaten wurde in Berlin der Friede abgeschlossen.
Die Friedensbedingungen waren folgende: Schleswig und Hol-
stein gingen in den alleinigen Besitz Preußens über. Ebenso wurden das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, das Herzogtum Nassau und die freie Stadt Frankfurt dem preußischen Staate einverleibt. Österreich und die süddeutschen Staaten mußten Verhältnis^ mäßig geringe Kriegskosten zahlen. Ans den von Preußen neuerworbenen Landesteilen wurden drei neue Provinzen gebildet: Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassan. Österreich schied aus Deutschland ans. Die norddeutschen Staaten vereinigten sich zum Norddeutschen Bunde. Art der Spitze dieses Bundes ftanb der König von Preußen; Bismarck, der wegen seiner besonderen Verdienste in den Grafenstand erhoben worden war, wurde Bundeskanzler. Die gesamte Kriegsmacht des Bundes stand im Krieg und Frieden unter dem Oberbefehle des Königs von Preußen; die gemeinsame Flagge führte die Farben schwarz-weiß-rot. Mit den sübbeutschen Staa-