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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 89

1894 - Münster : Aschendorff
- 89 — reuevoll ihm zu Füßen und flehte demütig um Verzeihung. Der milde König verzieh dem Bruder, und da seine Sinnesänderung vollständig war, so verlieh er ihm später sogar das Herzogtum Baiern. Diese Wirren im Innern glaubten die auswärtigen Feinde Deutschlands zu ihrem Vorteile ausnützen zu können. So erhoben sich zuerst die slavischen Völkerschaften an der Elbe gegen die ihnen erst vor kurzem auferlegte verhaßte deutsche Herrschaft. Schnell war Otto an den Grenzen des Reiches und stellte das königliche Ansehen wieder her. Als bestes Mittel, die noch heidnischen Stämme für die deutsche Herrschaft dauernd zu gewinnen, erkannte er die Einführung des Christentums. Er stiftete in ihrem Gebiete die Bistümer Havelberg und Brandenburg und später das Erzbistum Magdeburg. In den Kämpfen gegen die Slaven zeichnete sich vor allen der tapfere Markgraf Gero aus. Er kämpfte nicht bloß mit Gewalt, sondern auch mit List. Einst verschworen sich viele Wendenfürsten, ihn meuchlings zu ermorden. Gero aber vergalt gleiches mit gleichem. Er lud die Fürsten zu einem Gastmahle ein, und als sie munter am Zechen waren, ließ er sie plötzlich überfallen und umbringen. Auch zur Ordnung der Verhältnisse in Italien wurde der deutsche König herbeigerufen. Der letzte rechtmäßige König dieses Landes, Lothar, war gestorben, und ein grausamer Tyrann, Namens Berengar, riß die Herrschaft an sich. Dieser wollte die Witwe Lothars, die junge und schöne Adelheid, zwingen, seinen Sohn zu heiraten. Da Adelheid sich weigerte, wurde sie in einen finsteren Kerker geworfen. Nach mehreren Monaten schwerer Leiden entkam sie durch die Hülfe eines treuen Mönches, der heimlich einen unterirdischen Gang gegraben hatte und sie so aus dem Kerker herausführte. Auf einem Fischernachen, so erzählt man, kam die schöne Königin über den Gardasee, hielt sich mehrere Tage in den hohen Kornfeldern verborgen und wurde daun glücklich auf das Schloß Canofsa gebracht. Von hier aus wandte sie sich an den König Otto, der gerade seine Gemahlin Editha durch den Tod verloren hatte. Otto folgte ihrem Rufe, befreite sie und erhielt mit ihrer Hand zugleich ein Anrecht auf Italien. Als der besiegte Berengar ihm Treue geschworen hatte, übertrug er ihm großmütig das Königreich Italien als deutsches Lehen. Die schlimmsten Feinde Deutschlands in jener Zeit waren die Ungarn, ein noch ganz ungesittetes, wildes Reitervolk. Aus ihren schnellen Rossen, mit denen sie zu einem Wesen verwachsen zu sein schienen, unternahmen sie ihre fürchterlichen Raubzüge in die Nachbarländer. Schon ihr Äußeres erregte Furcht und Abscheu. Sie waren von kleiner Gestalt, hatten eine gelbbraune Hautfarbe, ein häßliches Gesicht mit kleinen, tiefliegenden Augen; ihr Kops war bis auf drei
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