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1. Sagen, Lebensbilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 76

1912 - Düsseldorf : Schwann
— 76 — Ergebung gezwungen. Die meisten Festungen öffneten ihnen ohne Schwertstreich die Tore; selbst das stark befestigte Magdeburg, das wichtigste Bollwerk des Staates, ergab sich mit 24 000 Mann Besatzung, worunter 19 Generale waren, und mit 600 Kanonen dem frohlockenden Feinde. Heldenmütig verteidigte dagegen der wackere Major von G n e i f e n a u die kleine Stadt K o l b e r g in Pommern; ein alter Bürger namens N e 11 e l b e ck , der als Seemann viele Meere befahren hatte, stand ihm treu zur Seite. Auch Graudenz hielt sich tapfer; als die Franzosen den Befehlshaber Courbiere aufforderten, ihnen die Festung zu überliefern, weil es ja doch keinen König von Preußen mehr gebe, da antwortete der wackere Mann: „Nun, dann will ich der König von Graudenz fein!" 4. Königin Luise auf der Flucht. Die Nachricht von der Niederlage bei Jena und Auerstädt wirkte auf die Königin wie ein Donnerschlag. Sie eilte ihren Kindern nach, die schon auf der Flucht nach Stettin vorausgesandt waren, und traf sie in Schwedt an der Oder. Es war ein trauriges Wiedersehen. Die sonst so heitere Frau schloß die Kinder weinend in die Arme. „Ihr seht mich in Tränen," sprach sie; „ich beweine den Untergang der Armee, sie hat den Erwartungen des Königs nicht entsprochen." Und zu ihren beiden ältesten Söhnen, die selbst in Weinen ausbrachen, sprach sie im Schlosse: „Aber begnügt euch nicht mit den Tränen, sondern arbeitet, entwickelt eure Kräfte! Trachtet darnach, den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern!" Wenn sie hätte ahnen können, was in dem großen Jahre 1870 durch ihren Sohn Wilhelm geschah! Die Königskinder wurden auf der weiteren langen Reise nach Königsberg krank und elend. Der König kam später nach. Die Aufregung stürzte Luise in ein Nervenfieber. In den Weihnachtstagen, während ein heftiger Sturm um das Schloß tobte, war ihr Zustand am schlimmsten. Eine Festfeier gab es nicht, denn alles trauerte. Schon waren die Franzosen auf dem weiteren Feldzuge gegen den König bis in die Nähe von Königsberg gekommen. „Ich will lieber in die Hände Gottes als dieser Menschen fallen," sagte da die kranke Königin. Nachdem die Kinder vorausgeschickt waren, ging die Flucht Luisens über die 20 Meilen lange Kurische Nehrung weiter. „Wir brachten", so erzählt ihr treuer Leibarzt, „drei Tage und drei Nächte, die Tage teils in den Sturmwellen des Meeres, teils im Eise fahrenb, die Nächte in den elenbesten Quartieren zu. Die erste Nacht lag die Königin in einer Stube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett geweht würde, ohne erquickenbe Nahrung. So hat noch keine Königin die Not empfunben. Und bennoch
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