Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 110

1884 - Leipzig : Weber
110 Aus der Vorgeschichte der Hellenen. weghoben. Neben den mächtigen Göttern boten gewaltige Menschen sich der überschwellenden Empfindung, die in musikalischen Klängen einen Ausweg suchte, als Gegenstände dar; die andersgewordene Zeit schuf, die Gemüter verändernd, von selbst auch andere Stoffe, andere Formen und Weisen der Dichtung. Hier sah man staunenswerte Thaten, dort trug sie der Ruf vergrößernd in die Ferne, und leicht bildete sich so ein Lied vom „Ruhme der Männer", in welchem der Kampfuntüchtige, der Priester, der Greis seiner Bewunderung des Helden und des Gottes, der ihm beigestanden, einen Ausdruck verlieh. Die Kämpfe wechselten allmählich mit ruhigeren Zeiten ab. In diese Ruhe etwas vou der vorausgegangenen und vielleicht bald wieder bevorstehenden Aufregung hineinzutragen, wurde zum Bedürfnis. So ward der Sänger, welchem die Muse es verliehen hatte, diesem natürlichen Drange gerecht zu werdeu, ein allerwärts gern gesehener Gast, bei dem zur Festversammlung zusammenströmenden Volke ebensowohl wie bei dem Gelage der Fürsten, deren ritterlichem Sinn er durch Erzähluug der Thaten ihrer Ahnen oder ihrer eigenen schmeichelte, und die ihm mit einer Ehrengabe, einem Kleinod von der Beute, oder nach der naiven Schlichtheit der Zeit mit einem besonders schmackhaften Stück des Festbratens lohnten. So entstand Gewohnheit des Singens und des Hörens und ine Dichtung wurde Sache eines eigenen, überall willkommenen und hochgeehrten Standes. Hier aber, auf dem Boden Kleinasiens, trafen jetzt neue Thaten und alte Erinnerungen zusammen. Es war eine Zeit großer kriegerischer Erfolge, es war ein Wetteifer verschiedener Stämme, und Lieder, welche einzelne Helden und einzelne Abenteuer besangen, werden hier bald in großer Fülle entstanden fein. Vom einzelnen Liede zum großem Heldengedicht, von der einfachen Erzählung zur umfassenderen war der nächste Schritt: wir sehen ihn gethan in den beiden großen epischen Gedichten, welche ums Jahr 900 auf diesem von Poesie getränkten Boden entstanden sind. Ans diesen beiden Gedichten, der Ilias und Odyssee, müssen wir, hmne- ehe 10*r Spuren des großen Geistes aufsuchen, der sie schuf, uns erst eine Aschen reichere Anschauung der Zeit, die sic spiegeln, zu gewinnen suchen. Sie geben 'allerdings ein dichterisch verklärtes Bild, aber ein Teil der geschichtlichen Wirklichkeit, auf deren Grunde sie ruhen, wird sich dem genau Betrachtenden und vorfichtiglich Schließenden dennoch enthüllen. Die homerischen Gedichte zeigen uns eine bunte Mannigfaltigkeit kleinerer zustande un‘) größerer Staaten, welche in der Stammverwandtschaft ihrer Bevölkerung, König, in dem gemeinsamen Interesse eines geordneten Rechtszustandes und in der «ölt! Person eines Fürsten ihre Einheit finden: eine Einheit, welche zugleich in der Regel eine Stadt als ihren Mittel- und Sammelpunkt anerkennt. Mit Verachtung sieht der Dichter auf den roheu Naturzustand hin, wie er bei seinen Cyklopen herrscht, bei denen nicht ratschaffende Märkte noch bestimmte Rechts-
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer