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1. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 126

1884 - Leipzig : Weber
126 Aus der Vorgeschichte der Hellenen. Liebe des Ares und der Aphrodite, und wiederum ein anderes von der Zerstörung Trojas, eine Improvisation, von der nur der Inhalt angegeben ist; sie müßte ein Lied von beträchtlicher Länge gewesen sein. Es ist nicht anders zu erwarten, als daß sehr bald — sobald nämlich Km die Sprache so weit ausgebildet war, um dem Dichter eine freiere Bewegung äu gestatten — auch größere Dichtungen entstanden, mit anderen Worten, daß ?um bdn der kurzen und einfachen Erzählung zur langem und zusammengesetzten Epos Erzählung fortgeschritten wurde —: ein Fortschritt, eben so sehr in der Stimmung des schaffenden Dichters wie in der seiner Zuhörer mit einer Art Naturnotwendigkeit begründet. Das Lied vom Zorn des Achilleus, das wir die Ilias nennen, ist, so möchten wir glauben, möglicherweise der erste, vielleicht einer der ersten, in jedem Fall der bedeutsamste und entscheidende Versuch, iu welchem ein großer Lichter diesen Fortschritt von der Aventiure zum Epos verwirklichte. Nicht ciu vou vornherein mit planmäßiger Überlegung unternommener Versuch: es gab sich hier leicht eines aus dem andern. Dem -Lichter bot sich der Kreis der troischen Sagen, bekannte Geschichten, vertraute Heldengestalten, für die Dichtung ein unerschöpflicher Stoff: mit einem Lied, aus diesem Stoff geschaffen, entzückte er einen Kreis von Edlen, eine Panegyris des Volks; und er nahm aus diesen Kreisen die natürliche Anregung mit hinweg, die in dem begeisterten Vortrag eines liebgewordenen Stoffes vor empfänglichen Hörern liegt. Demselben Quell entspringend entstand ihm Lied um Lied; Zusammenhänge, spannende Verwicklungen, effektvolle Lösungen eröffneten sich ihm; die Charaktere gewannen Klarheit, die Scenen ordneten sich unter einheitliche Gesichtspunkte; und ein Plan, eine Haupthandlung begann allmählich die bunte Mannigfaltigkeit der einzelnen Scenen zu beherrschen. Mit dieser beherrschenden Haiyithaitdluiig ward die Liederreihe zum Gedicht. So, scheint uus, ist die Ilias entstanden, nicht ans einzelnen Liedern verschiedener Verfasser, sondern ans der, längere Zeit mit Vorliebe auf einen Kreis poetischer Gestalten gerichteten schöpferischen Thätigkeit eines hervorragenden Dichtergeistes, wie es nicht zwanzig, nicht zehn und nach allen Analogien zu schließen, schwerlich auch nur zwei gegeben haben samt. Demt es ist schwer denkbar, daß zwei Dichter sich in den feinsten Odyssee, dichterischen Eigenschaften, dem höchsten Talent klarer Schilderung, der Fähigkeit Charaktere zu schaffen und durchzuführen, derselben Betrachtung der natürlichen und sittlichen Welt, dem was wir künstlerischen Humor nennen z. B. und ähnlichem, sich sollten begegnet haben, daß zwei verschiedene Dichter, bei denen doch bei einem Verhältnis der Nachahmung von vornherein keine Rede sein kann, innerlich so gleichartige Scenen sollten geschaffen haben, wie den Eingang der Ilias und den der Odyssee, die Zähmung der widerspenstigen Thersites und die Züchtigung des Bettlers Jrus, die Leichenspiele am Grabhügel des Patroklos und die Wettkämpfe der Phäaken, die sinnige
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