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1. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 144

1884 - Leipzig : Weber
144 Geschichte der Hellenen. leere Gedanken ganz einfältig, wenn sie während der Verhandlung nach schönen Bildsäulen und Gemälden, nach der Vorhalle eines Theaters oder dem kunstvoll ausgeführten Giebeldach eines Rathauses gaffen." War das Volk in Masse beisammen, so hatte sonst niemand die Befugnis, einen Antrag zu machen, außer dem Rat und den Königen; das Volk hatte bloß das Recht zur nachfolgenden Entscheidung über einen solchen Antrag. Aber trotz solcher Mischung der politischen Gewalten blieb es eben eine reine übergewaltige Oligarchie. Deswegen legte man ihr nach Platos Ausdruck gleichsam ein Gebiß an, und dies war die Gewalt der Ephoren. Die zweite und zugleich kühnste Maßregel Lykurgs besteht in der Verteilung des Landes. Die Ungleichheit war in der That entsetzlich; eine Masse von besitzlosen, verarmten Leuten belästigte die Stadt, während aller Reichtum schlechthin in der Hand einiger Wenigen zusammengeflossen war. Übermut und Neid, Verbrechen und Üppigkeit standen sich gegenüber, sowie zwei andere Krankheitsformen eines Staates, die nock-tiefer gelegen und bedeutender find, nämlich Reichtum und Armut. Dies waren die Feinde, die Lykurg zu vertreiben suchte. Er bewog die Spartaner, das gesamte Gebiet wieder zu Staatseigentum zu machen, um sodann eine neue Teilung vorzunehmen. Sie sollten insgesamt mit einander nach dem Grundsätze der Gleichheit leben. Jede Verschiedenheit für den Nahruugsstaud sollte wegfallen. * Den ersten Rang sollten sie nur auf dem Wege der Tugend suchen und keinen andern Unterschied, keine Ungleichheit in den gegenseitigen Verhältnissen kennen als diejenige, welche der Schimpf von schlechten und der Ruhm von edlen Handlungen bestimmt. Als er seinen Vorschlag zur Ausführung brachte, verteilte er eiueu großen Teil des Landes Lakonika an die Periöken (Umwohner) in 30 000 Losen; dasjenige Land aber, welches zur Markung der Hauptstadt Sparta gehörte, in 9000; letzteres war die Zahl für die Lose der Spartaner. Das Los jedes einzelnen war so groß, daß es für den Mann einen Ertrag von 70, für eine Frau von 12 Scheffeln lieferte und ebenso eine verhältnismäßige Menge von Wein und Ol. Ein solcher Vorrat war nach seiner Ansicht für alle zureichend; er war zum Wohlbefinden und zur Gesundheit genügend; sie konnten kein weiteres Bedürfnis mehr haben. Allein Lykurg gedachte der Üppigkeit noch mehr auf den Leib zu gehen und das Trachten nach Reichtum noch gründlicher abzuthun. Deswegen führte er eine dritte und zugleich schönste Maßregel ein. Es war die Anordnung der sogenannten Syssitien d. H. der gemeinschaftlichen Mahlzeiten, so daß sie mit einander aßen und sich täglich zum Genusse von gemeinsamen festbestimmten Fleisch- und Mehlspeisen vereinigten. Zuhause dursten sie nicht tafeln und sich dabei auf kostbare Polster an teuren Tischen bequem niederlegen; sie durften sich nicht durch die Hände "von Künstlern und Köchen im finstern mästen lassen wie gefräßige Tiere und dabei neben den Sitten zugleich auch den Körper ruinieren. Denn dieser erhält hiedurch eine zügellose Neigung zu jeder Art von Begierden oder Völlerei, und es macht sich alsdann ein langes Schlafen, warmes Baden, vieles Ausruhen und gewissermaßen eine alltägliche Krankenpflege zum Bedürfnis. Schon dieser einzige Zweck war wichtig genug; aber noch wichtiger war es, daß Lykurg den Reichtum nach Theophrasts Ausdruck gleichsam „abschätzte und verarmen" ließ. Er bewerkstelligte dies eben durch die Gemeinsamkeit der Mahlzeiten und die Einfachheit der Kost. Es war kein Gebrauch, kein Genuß, überhaupt nicht einmal mehr der Anblick oder die Schaustellung von all dem vielen Geräte möglich, weil der Reiche mit dem Armen zu dem nämlichen Mittag-essen ging. Auch war es verboten, vorher zuhause zu speisen, um dann mit vollem Magen zum Gemeintisch zu gehen. Die anderen gaben genau Achtung. Wenn einer nicht mit ihnen aß und trank, so schalten sie ihn einen Lüstling, dem die allgemeine Kost zu grob sei. Es kamen dabei je fünfzehn Personen zusammen, bisweilen einige wenige über oder unter dieser Zahl. Jeder Mitspeisende brachte monatlich einen Scheffel Gerstenmehl, etwas Wein, Käse und Feigen, ferner noch zum Ankauf weiterer Speisen eine ganz unbedeutende Kleinigkeit von Geld. Außerdem schickte man von jedem Opfer eine Erstlingsgabe und ebenso von der Jagd ein Stück Fleisch an den allgemeinen
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