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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 16

1906 - Langensalza : Gressler
10 die Stadt Leipzig befestigt werden. Da bat der Herzog von Sachsen den Papst, ihm doch mit Ablaß zu Hilfe zu kommen, und sogleich wurde bekannt gemacht, daß der, welcher an Sonn- und Festtagen an den Werken arbeitete, 40 Tage Ablaß haben sollte, d. H. es sollten ihm von seiner Strafzeit im Fegseuer 40 Tage erlassen werden. Daß dafür der Papst ein reiches Geldgeschenk erhielt, verstand sich von selbst. Damals war L e o X. Papst, ein hochgebildeter aber vergnügungssüchtiger Mann, der viel Geld gebrauchte. Ta gerade kein Jubeljahr war, so nahm er den Bau der Peterskirche zum Bor-wande, einen Ablaß auszuschreiben. Unter den Ablaßverkäufern, die in Deutschland umherzogen, war aber keiner unverschämter als der Dominikanermönch Tezel. Wenn er nach einer Ltadt kam, so hielt er einen feierlichen Einzug, damit das Volk recht zusammenlaufen sollte. Die päpstliche Bulle wurde aus einem Kissen von Sammet vorangetragen; die Priester und Mönche, der Magistrat und die Schulen zogen ihm mit Kerzen und Fahnen entgegen und holten ihn ein, alle Glocken läuteten, man begleitete ihn in die Kirche, wo er ein rotes Kreuz mit des Papstes Panier aufrichtete, und mm ging der Handel los. Immer hatte er zwei Kasten bei sich; und er pflegte wohl zu rufen: „Sobald nur erst das Geld in meinem Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer in den Himmel springt!" Da fand mein Ablaßbriefe für alle möglichen Vergehungen, für Diebstahl, Meineid, Gewalttat, Mord u. s. w. - Der Handel mit diesen Ablaßzetteln machte die Leute ganz gewissenlos, denn sie mußten am Ende glauben, eine Sünde habe weiter nicht viel zu bedeuten, man könnte sie ja mit einigen Groschen, höchstens einigen Talern absaufen. Und diesen Glanben suchte -lezel durch seine schändlichen Predigten noch zu vermehren. Er lehrte geradezu, der Ablaß sei die höchste und allerwerteste Gabe Gottes, denn dadurch könne man ohne Reue und Buße selig werden, und das Ablaßkreuz mit des Papstes Wappen vermöge eben so viel als Ehristi Kreuz. Das gemeine Volk ist immer abergläubisch und war damals noch um ein gutes Teil unwissender als jetzt. Kein Wunder, daß
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