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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 48

1906 - Langensalza : Gressler
48 — „Und was bringst du zurück, wenn dn kommst?" fragte Anna weiter. — „Segen nach dunkler Nacht!" sprach er mit fester Stimme. Tann küßte er die Kleinen, riß sich los und eilte fort. Noch sah ihm Anna mit gepreßtem Atem nach, und als er um die Ecke der Straße bog und sie ihm das letzte Lebewohl zugewinkt hatte, da hatten sich beide hinieden das letzte Mal gesehen. Anna warf sich weinend mit ihren Kindern in der einsamen Kammer auf die Knie und betete zu dem, der im Gebete Kraft gibt: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe!" Auch sie erhielt diese Kraft, so daß sie nicht erlag, als die Kunde kam, daß die Schlacht verloren gegangen und ihr geliebter Gatte umgekommen sei. Am 11. Nov. 1531 war es bei Cappe l, zwischen Zürich und Zug, zur Schlacht gekommen. Tie Züricher wurden von der Übermacht der katholischen Kantone besiegt; mich Zwingli, der unter den Vordersten kämpfte, wurde mit Wuuden bedeckt, fein Pferd getötet; zuletzt sank er selbst nieder. Eben erst hatte er einem Sterbenden trostreiche Worte zugerusen. Mehrere der Feinde umstanden den edlen Mann, der mit heiterem Gesicht, den Blick gen Himmel gerichtet, dalag, und fragten ihn, ob er einen Beichtiger verlange. Da er dies, fowie die Anrufung der Heiligen, die man ihm zumutete, ablehnte, rief ihm der Hauptmann Vockinger aus Uuterwalden zu: „So mußt du sterben, du hartnäckiger Ketzer!" und durchstach sein treues Herz. Erst nach der Tat erkannte man ihn, und nuu strömten ans die Nachricht, der Ketzer Zwingli liege draußen erschlagen, Unzählige herbei und starrten mit wahrer Schadenfreude die Leiche des braveu Mannes an. Nur ein einziger zeigte Gefühl; ihm traten die Tränen in die Augen, und gerührt sprach er: „Welches auch dein Glaube gewesen ist, ich weiß, daß du ein frommer Eidgenosse warst. Gott sei deiner Seele gnädig!" Ter Leichnam wurde noch an demselben Tage gevierteilt und verbrannt; aber sein Andenken und seine Lehre vermochten seine Feinde nicht zu tilgen*). Anna Reinhard, Zwinglis Witwe, war eine der wackersten Frauen ihrer Zeit. Sie verband mit seltener weiblicher *) An der Stelle, mo er gefallen ist, steht ein Denkstein, dicht an der Landstraße.
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