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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 58

1906 - Langensalza : Gressler
58 Daher schlossen sich auch einige evangelische Fürsten nicht an den Bund an. Dahin gehörte außer Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg besonders der junge Herzog Moritz von Sachsen, Johann Friedrichs Vetter. Das Haus Sachsen besteht aus zwei Linien, der ernestinischen und der albertinischen. Jene war damals im Besitze des Kurfürstentumes, dessen Hauptstadt Wittenberg war; diese war die herzogliche und hatte Dresden zur Hauptstadt. Moritz war ein junger, trefflicher Mann, in der Blüte der Jahre. Aus seinen feurigen Augen blitzten Klugheit und Heldenmut, und daher war es nicht zu verwundern, daß er sich mh seinem schwerfälligen Vetter, der alles besser wissen wollte und doch alles verkehrt anfing, nicht vertragen konnte. Besser stand er mit Philipp von Hessen, dessen Schwiegersohn er war. Aber dennoch hielt er es nicht für geraten, sich mit ihm zu verbinden; denn er sah wohl ein, daß mit Philipps aufbrausender Hitze ebensowenig wie mit Friedrichs träger Unentschlossenheit ein sicheres Bündnis zu schließen sei. Moritz war zwar auch ein frommer, feinem Glauben treu ergebener Fürst; aber Ehrgeiz war seine Schwäche, der er alles aufopferte. Das wußte der Kaiser; darum machte er ihm Hoffnung, ihm den Oberbefehl über ein Heer zu geben, und diese Aussicht bezauberte ihn so, daß er sich fest an ihn anschloß. Wirklich schätzte ihn auch Karl recht hoch; Moritz galt als fein Liebling. So standen die Sachen, als der Krieg auszubrechen drohte Ta wurde Moritz recht in Verlegenheit gefetzt. Johann Friedrich bat ihn, während feiner Abwesenheit die Befchützung feines Landes zu übernehmen; denn er wußte nicht, daß Moritz schon mit dem Kaiser verabredet hatte, dem Kurfürsten, sobald er in den Krieg gezogen, ins Land zu fallen. Sollte die ganze Verabredung nicht gleich verraten werden, so mußte er den erbetenen Schutz versprechen, eine offenbar treulose Handlung. Kaum waren Johann Friedrich und Philipp auf den Kaiser losgegangen, als Moritz heim-tiiefifcherweife in das Kurfürstentum einfiel und fast das ganze wehrlose Land eroberte. Mit Recht schrieen die Sachsen und alle Evangelische, das sei eine abscheuliche Verräterei, die Moritz sowohl an seiner Religion als an seinem Vetter begehe.
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