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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 99

1906 - Langensalza : Gressler
99 die Augen, tappte nach bent Blocke, und legte ihr Haupt willig hin. Unter dem andächtigen Gebete: „Hers, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" wurde es vom Körper getrennt. In der Kapelle des Towers wurde sie neben ihrem Gatten beigesetzt. Kein Auge, selbst derer, die an Maria hingen, blieb dabei trocken. „In alle Länder ist der Rns ihres seltenen Verstandes und ihrer schönen Seele gedrungen; überall, auch spät uoch, sind nah und sern ihrem Schicksale Tränen gestosten. Künstler und Dichter haben gewetteifert, sie in ihren Werken zu verherrlichen." Je lieblicher die holde Weiblichkeit der unglücklichen Johanna erscheint, desto widerlicher ist uns der Charakter Marias. Sie empfand bei der Nachricht von Johannas edlem Benehmen in ihrer Todesstunde nicht die geringste Teilnahme, sondern iah nur mit größter Ungeduld der Ankunft Philipps entgegen. Bitter beklagte sie sich, daß er so lange zögere und ihr noch nicht einmal geschrieben habe. Seitdem sie bemerkte, daß die Engländer mit Unmut der Verbindung entgegensahen, haßte sie ihre eigene Nation und nahm sich vor, sich blutig an ihr zu rächen. Während der Überfahrt Philipps quälte sie sich mit tausend ängstlichen Gedanken. Bald fürchtete sie, die Franzosen möchten ihn auffangen, balb, ihre alternde Figur möchte dem weit jüngeren Philipp wenig gefallen. Endlich landete der Heißersehnte, und die Vermählung wurde schnell vollzogen. Philipp hielt einen stattlichen Einzug in London: aber alle feine zur Schau getragenen Kostbarkeiten vermochten nicht, ihm die Achtung und Liebe der Engländer zu verschaffen. Er war so kalt, zurückhaltend und vornehm gegen die englischen Großen, daß sie sich unwillig von ihm abwandten. Desto entzückter war Maria. Sie tat alles, was er wünschte, und da sie merkte, daß ihm besonders die Verfolgung der Andersgläubigen viele Freude machte, ging sie gleich wieder an ihr Resormationswerk und verfolgte die Protestanten mit unnatürlicher Grausamkeit. Selbst der Erzbischof Cranmer mußte das Blutgerüst besteigen. Überall in England sah man wieder die Scheiterhaufen rauchen. Wir haben schon mehr, als wir wünschen, von Ruchlosigkeiten erzählen müssen; also wollen wir schweigen von der Harte, mit welcher Maria und die katholische Geistlichkeit die 7*
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