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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 119

1906 - Langensalza : Gressler
119 nannte; er ermahnte sie, Christum im Herzen und nicht tri den Hznben zu tragen. erroiberte Maria, „wie könnte man das Bilb des Heilanbes berühren, ohne daß das Herz von innigster Rührung burchbrungen mürbe!" Als Maria Anstalt machte, ihr Kleib abzulegen, traten die Scharfrichter hinzu, ihr behilflich zu fein. Lächelnd wies sie die» selben zurück; sie sei nicht gewohnt, sagte sie, sich von solchen Aus-wärtern bebienen zu lassen. Dann umarmte sie ihre Frauen, wanbte sich gegen ihre Bebienten und sagte ihnen Lebewohl. Diese guten Leute fingen jetzt laut an zu jammern; sie aber legte den Finger auf die Lippen zum Zeichen, daß sie sich bezwingen möchten. Selbst die rohe Natur der Scharfrichter war von der Hoheit der Verurteilten gerührt, und sie baten biefelbe wegen der Vollziehung des Befehls um Verzeihung. „Ich verzeihe allen", sagte Maria mit fester Stimme, „die meinen Tod gewünscht und bewirkt haben; ich beteure, daß ich nie nach der Gewalt noch nach dem Leben Elisabeths getrachtet, daß ich absichtlich nichts getan habe, was Tabel öerbient, wenn mir anders nicht meine Religion zum Verbrechen gemacht werben soll." Nachbem sie ihre Dienerschaft gesegnet und sie gebeten hatte, für sie zu beten, ließ sie sich von einer ihrer Frauen die Augen verbinben, legte das Haupt selbst aus den Block und sprach: „O mein Gott, laß mich nicht zu Schanben werben." Ihr Gebet währte noch einen Augenblick; dann sagte sie laut: „Mein Gott, ich befehle bir meinen Geist!" Mit Mühe hatte der Scharfrichter, den der Anblick der liebens-würbigen Königin außer Fassung gebracht hatte, sich inbesi'en wieber gesammelt; aber erst mit dem britten Hiebe würde das Haupt vom Körper getrennt. Alle Zuschauer waren tief erschüttert, nur bet Dechant rief: „So müssen alle Feinde der Königin Elisabeth untergehen!" und nur Ke nt antwortete: „Amen!" In Tränen gebabet, warfen sich die Frauen der Entseelten vor ihrem bisherigen Hüter auf die Knie und baten flehentlich um die Erlaubnis, den Leichnam waschen und aneleiben zu bürfen. Aber mit Rohheit stieß man sie zurück und überließ den Scharfrichtern die Besorgung des Leichnams, die ihn in den anstoßenben Saal trugen und mit einem
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