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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 143

1906 - Langensalza : Gressler
143 wurde nun auch nach den Niederlanden verpflanzt, und dadurch wurden alle Bande des Vertrauens aufgelöst. Keiner durfte nun noch dem andern trauen; überall fürchtete man einen Lauscher, und diese Furcht erschreckte jeden Blick des Auges und unterdrückte jedes Wort auf der Zunge. Die freisinnigen Niederländer hätten dies scheußliche Gericht gleich aus dem Lande gejagt, wenn nicht Philipp das ganze Land mit spanischen Soldaten belegt hätte, die jeden Laut des Mißvergnügens niederdrückten. Als Philipp die Niederlande verließ, setzte er seine 37jährige Halbschwester Margareta von Parma zur (Statthaltern ein. Sie war eine männliche Frau; ihr Gang. ihre Lebensart, selbst ihre Vergnügungen — sie war eine leidenschaftliche Jägerin — waren männlich. Doch sahen die Niederländer sie nicht ungern, weil sie dort geboren war, und hatte sie gleich den römischen Glauben, so war sie doch nicht grausam. Desto mehr gehaßt wurde ihr Ratgeber, der Kardinal und Erzbischof von Mecheln Gran -vella, ein eifriger Diener König Philipps, der nur daran dachte, feinen Herrn in den Niederlanden recht mächtig zu machen. Er behandelte die niederländischen Großen mit empörender Verachtung, und diese dagegen schwuren, sich an ihm zu rächen. So wuchs immer mehr die Unzufriedenheit, und ihr Ausbruch wurde nur noch durch die spanischen Soldaten zurückgehalten. Inzwischen wurde die Inquisition durch Granvella verschärft, und überall sah man Calvinisten — denn der reformierte Glaube hatte in den Niederlanden mehr Eingang gefunden als der lutherische — die zum Tode geführt wurden. Aber die Heldengröße, mit der sie für ihren Glauben starben, erwarb diesem immer neue Bekenner und aus einem Märtyrer lebten gewiß zehn Gläubige auf. Überall, auf den Landstraßen. auf Schiffen, von Wagen herab sah man die reformierten Prediger -heben an das Volk halten, und wollte die Inquisition sich ihrer bemächtigen, so beschützte das Volk ihre geliebten Lehrer, trug sie auf den Schultern in die Kirche und verjagte die Wache mit Steinen. Viele Opfer, die schon auf dem Wege nach dem Nichtplatze waren, wurden vom Pöbel befreit.
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