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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 238

1906 - Langensalza : Gressler
238 London und schüchterten das Parlament so ein, daß nur sie von nun an herrschten, oder eigentlich Cromwell durch sie. Karl I. wurde auf ein Schloß in der Nähe von London gebracht. Von hier gelang es ihm zu entkommen; er wurde aber bald wieder eingesangen. und Cromwell faßte nun den Entschluß, ihm den Prozeß machen zu lassen. Zu dem Ende wurden alle Gemäßigte aus dem Unterhause gewaltsam ausgetrieben und ihre Stellen von den wütenden Independenten eingenommen. Diese Leute bestimmten nun, daß Karl Stuart — so nannte man den König — gerichtet werden solle, weil er Krieg gegen das Parlament erregt habe. Das Oberhaus verwarf zwar einstimmig diesen abscheulichen Beschluß; aber daran kehrten sich jene nicht, und die Verordnung würde als un* wiberruslich angenommen. Cromwell spielte babei eine recht heuchlerische Rolle. Er trat auf und sprach: „Hätte jemanb von euch aus eigenem Triebe vorgeschlagen, den König zur Strafe zu ziehen, so würde ich ihn für den größten Verräter gehalten haben. Aber ba jetzt die göttliche Vorsehung aus euch spricht, so will ich Gott bitten, daß er eure Anschläge segne. Ich selbst wollte noch neulich eine Fürbitte einlegen für des Königs Wiebereinsetzung; aber ba fühlte ich. daß meine Zunge mir am Gaumen kleben blieb, und baraus sah ich, daß Gott ihn verworfen hat." Nun würde ein Gerichtshof von 150 Richtern eingesetzt, aber nur 70 fanben sich ein. Karl zeigte in seinem Unglücke weit mehr Größe der Seele als auf dem Throne. Er verteibigte sich mit vieler Klarheit und Fassung. Dreimal würde er verhört; dann sprachen die Richter das Tobesurteil. Mehrere auswärtige Mächte verwanbten sich für thu, aber vergebens. Vier Männer traten vor die Richter und er- klärten, sie wären die Ratgeber des Königs gewesen; wenn jemand also Strafe Verbiente, so wären sie es, sie wollten gern für ihren König bluten. Aber sie würden abgewiesen. Das Volk war tief erschüttert; aber es würde durch die Soldaten im Zaum gehalten, und so regte sich keine Hand für den unglücklichen Monarchen. Es waren ihm drei Tage Frist gegeben, sich zum Tode zu bereiten. Er benutzte sie zum Lesen und Beten. Nur zwei seiner Kinder,
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