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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 252

1906 - Langensalza : Gressler
252 reich zurückgekehrt war, wurde sie von einer wohlhabenden Fran unterstützt, die ihr die Grundsätze der reformierten Kirche beibrachte.. Daher weigerte sie sich einst, ihre Mutter in die Messe zu begleiten,, und als diese darauf bestand, kehrte sie dem Altare den Rücken zu. Dafür erhielt sie eine Ohrfeige. Sie aber hielt auch die andere Backe hin und rief: „Schlagen Sie zu, liebe Mutter; es ist schön, der Religion wegen zu leiben." Da sie blutarm war, so mußte sie froh sein, daß sich eine reiche und stolze Dame ihrer annahm. Bei ihr mußte sie das Hühnervieh warten. Sie pflegte barüber in späteren Jahren zu scherzen, inbem sie sagte: „Ich fing früh an, Aufseherin zu werben; in meiner Jugend war ich es über Truthühner, und nun im Alter bin ich es über Prinzen geworden." Bei ihr hatte sie es aber so schlecht, daß sie das Mitleid des in der Nähe wohnenden Dichters Scarron erregte. Er fragte sie einst, ob sie in ein Kloster wolle, dann sei er bereit, das dazu nötige Geld ihr zu geben; oder ob sie Lust habe, ihn zu heiraten. Er war aber klein, häßlich und verwachsen. Dennoch nahm sie seine Hand an, um nur aus dem verhaßten Hause zu kommen. Es war ein sehr unähnliches Paar. So häßlich er war, so hübsch war sie, dazu war sie erst 16 Jahre alt. Aber sie lebte recht glücklich mit ihm und betrachtete ihn als ihren besten Freund, dem sie Dankbarkeit schuldig sei. Sein Haus war der Sammelplatz fast aller schönen Geister der Hauptstadt, und wenn diese seinen geistreichen Gesprächen zuhörten, so bewunberten sie auch die Be-fcheibenheit und die Liebeuswürbigkeit seiner jungen Frau, welche sich so leicht in ihre Sage fanb und sich so allgemein in Achtung zu setzen wußte, daß ein Höfling einst von ihr sagte, er würde es eher wagen, der Königin eine Unanstänbigfeit zu sagen als ihr. Ihr Geist bilbete sich inbeffen schnell aus, teils durch seine Gespräche, teils durch das Lesen geistreicher Bücher, ©üblich starb Scarron nach einer neunjährigen Ehe. Ein Marquis bot ihr feine Hand an; aber sie kannte ihn als einen albernen Gecken und schlug ihn aus. Jetzt ging es ihr eine Zeitlang gar nicht gut. Sie bat um eine Pension; aber es gelang ihr nicht, sie zu erhalten, und schern wollte sie als Erzieherin nach Portugal gehen,
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