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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 301

1906 - Langensalza : Gressler
301 ihren Weg fort. Jeder war mit seinen Gedanken beschäftigt. Dabei war nichts zu essen da. Tie Kosaken jagten sich Rebhühner und wilde Schafe, die Schweden aßen bittere Mandeln und wilde Kirschen und tranken Wasser aus einem jaulen Moraste dazu. Nach zwei Tagen erreichte man den Bug. Jenseits fing das türkische Reich an. Karl sandte einen General hinüber, dem nächsten Pascha in Oczakow seine Ankunst zu melden. Dieser aber wollte erst in Konstantinopel anfragen. Bis dahin wären alle Schweden verhungert oder von den nacheilenden Russen gefangen worden. Zum Glück brachten Kaufleute Lebensrnittel ins Säger, und viele Schweden drängten sich mit Gewalt über den Fluß. Tie übrigen wurden richtig von den Russen gefangen. Indessen hatte der Pascha von Bender, Jussuf Pascha, der von des Königs Taten ganz bezaubert war, seine Annäherung erfahren. Er schickte ihm gleich Boten entgegen und bereitete ihm einen glänzenden Empfang. Zum Glück für Karl war der damalige Sultan, Achmet Iii., ein großmütiger Mann, der sogleich Befehl erteilte, für die Schweden bei der Stadt Bender ein Lager zu errichten. Hier im Lager traf Karl ‘die Nachricht, daß seine um ein Jahr ältere geliebte Schwester, die Witwe des Herzogs von Holstein, der in der Schlacht bei Klissow gefallen war, gestorben fei. Man hatte ihm, um ihn zu schonen, diesen Verlust lange verschwiegen, bis er ihn durch Zufall erfuhr. „Ach meine Schwester," rief er aus, „meine Schwester!" Ein Augenzeuge sagt: ,,Wie sehr ihm diese Nachricht zu Herzen ging, ist kaum zu beschreiben. Jedermann hatte geglaubt, sein Heldenleben hätte alle seine Gefühle abgestumpft, da er weder Zorn, noch Begierde, noch Freude, noch Sorge zu äußern pflegte und selbst über seine Wunde und über das Unglück bei Pul» tawa nicht die geringste Gemütsverstimmung zeigte; aber dieser Verlust rührte sein Herz so sehr, daß Augen, Hände und Sprache die tiefste Traurigkeit verrieten und er lange in diesem Zustande blieb." An seine jüngere Schwester schrieb er bald daraus: „Meine einzige Hoffnung ist, daß meine Herzensschwester sich bei fester Gesundheit befinden möge. Unser Herr erhalte sie ferner und mache mich einst so glücklich, sie noch einmal zu sehen. Diese Hoffnung macht mir
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