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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 359

1906 - Langensalza : Gressler
U 359 So viele große Taten die Preußen auch verrichteten, so wurde doch des Königs Lage mit jedem Jahre mißlicher. Woher sollte er zuletzt noch Menschen, Geld und Kriegsvorräte nehmen? Und kein Wunder war es, wenn dem Könige manchmal wegen des Ausganges ganz bang wurde. Im Jahre 1759 standen Friedrich und Daun wieder in der Gegend von Landshut und beobachteten einander mehrere Monate lang, ohne daß einer den andern anzugreifen wagte. Zu Ende des Juli aber erhielt Friedrich die betrübende Nachricht, verdient. Ter Kommandant von Neiße, General Treskow, hatte ein Gut nahe bei der Stadt. Auf diesem befand sich seine Frau, als die Österreicher die Belagerung anfingen. Diese hielten es für das Sicherste und Geschwindeste, sich durch Verräterei der Stadt zu bemächtigen. Treskow war kurz vorher Kriegsgefangener gewesen. Man war ihm in Österreich mit vieler Achtung begegnet, und seine Gemahlin, die ihm nachgereist war, war mit ausgezeichneter Höflichleit am kaiserlichen Hofe behandelt worden. Tie Erinnerung an die Güte der Kaiserin mußte noch in frischem Andenlen sein. Hierauf wurde ein Entwurf gegründet. Ein kaiserlicher Offizier stattete der Generalin einen Besuch ab rind brachte ihr Schutzbriefe vom österreichischen Feldherrn. Er wurde wie ein Wohltäter empfangen und behandelt. Bei der Tafel kommt zuletzt das Gespräch auf die Kaiserin. Die Generalin kann mit Maria Theresiens Lobe nicht fertig werden. Jetzt glaubt der Offizier seinen Antrag vorbringen zu können. Er verspricht ihr große Summen. Würden und unverbrüchliches Stillschweigen, wenn sie ihren Mann bewegen wollte, die Festung den Kaiserlichen in die Hände zu spielen. Frau von Treskow wird aufs innigste bewegt. Kaum faßt sie sich io lange, bis alles vorgetragen ist. Nun springt sie auf, ringt wehmütig die Hände und besanimert die ihr widerfahrene Erniedrigung, wobei sie wiederholt ausruft: „Ist es möglich? Mir einen solchen Antrag?" Alle Bmchigungsgriinde des Offiziers waren bei der tiefgekränkten Dame fruchtlos. Sie erklärt nun aufs bestimmteste, von den ihr erteilten Schutzbriesen keinen Gebrauch machen, Sondern lieber mit den Belagerten alle Unruhen und Gefahren und allen Mangel teilen zu wollen. Ihr Gut, das einzige Eigentum ihrer Familie, gab sie dabei großmütig preis. „Wir sind arm," sagte sie, „dies ist unfer alles. Durch die Ehre gezwungen, überlasse ich es Ihren Händen. Wollen Sie sich rächen, so tun Sie es." Vergebens beschwor sie der durch diesen Edelmut äußerst gerührte Offizier, ihren Vorsatz aufzugeben. Sie verzieh ihm die Beleidigung, wollte aber durchaus nicht länger in der Gewalt der Feinde Preußens sein. Noch in derselben Nacht fuhr sie ab. Ter Offizier begleitete sie bis an die ersten Festungswerke und verließ sie dann voll Bewunderung.
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