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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 391

1906 - Langensalza : Gressler
391 Als beide vor ihm zum erstenmale erschienen, befahl er, drei Gläser Wein zu bringen, reichte jedem eins, nahm selbst das dritte und trank es ihnen zu. In diesem Augenblick wurde er abgerufen. Beide Feinde standen eine Zeitlang mit den Gläsern in der Hand starr und sprachlos einander gegenüber; endlich setzte jeder seiu Glas hin und kehrte dem andern den liefen zu. Peter verstand nicht, sich die Liebe seiner Untertanen zu erwerben. Schon seine deutsche Abkunft, noch mehr der Vorzug, den er seiner holsteinischen Garde vor der russischen gab, seine geringe Achtung vor der Geistlichkeit und den Zeremonien der griechischen Kirche und seine Vorliebe für den damals in Nußland nicht beliebten König von Preußen machten ihn verhaßt. Er liebte Friedrich den Großen so, daß er nicht nur, wie schon gesagt, sogleich Frieden und Bündnis mit ihm schloß, sondern auch dem russischen Militär einen preußischen Zuschnitt geben wollte. Er sprang einmal von der Tafel auf, warf sich, mit dem Weinglase in der Hand, vor dem Bildnisse des Königs nieder und rief: „Mein Bruder, wir werden miteinander die Welt erobern!" und da er außerdem rücksichtslos die russischen Gewohnheiten hintenansetzte und lächerlich machte und eine Menge anderer Torheiten beging, so wandten sich die Russen immer mehr von ihm ab und seiner Gemahlin zu. Katharina bildete sich nun eine Partei, die täglich an Zahl und Gewicht zunahm, und da das Gerücht ging, daß der Kaiser sie in ein Kloster , sperren wollte, glaubte sie, ihm zuvorkommen zu müssen. Durch ihre Freundin, die Fürstin Daschkow, brachte sie mehrere russische Große, die beiden £ rlotr, Offiziere in der Garde, den Grafen Pantn, die vornehmsten Geistlichen und viele andere auf ihre Seite, und alle versprachen ihr Beistand. Um auf das Volk zu wirken, zeigte sie sich oft mit trauriger Miene und Tränen in den Augen. Endlich war alles verabredet unter ihren Vertrauten; man wartete nur auf die Abreise des Kaisers, der gegen Dänemark zu Felde ziehen wollte, als die unbesonnene Schwatzhaftigkeit eines der Mit» wissenden alle in Gefahr brachte. Nur das schleunigste Handeln konnte die Kaiserin und die Verschworenen retten. Die letzteren holten am 9. Juli 1.62 schnell die Kaiserin aus Peterhof, wo sie
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