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1. Die alte Geschichte - S. 162

1899 - Langensalza : Gressler
162 bis Rom vor. Die Römer erschraken; denn alles ließ die Wut und Rache des wilden Coriolan fürchten. Die Weiber liefen mit Angstgeschrei durch die Straßen; in den Tempeln umfaßten die Greise die Bilder der Götter und flehten um Abwendung der Gefahr, und das Volk ruhte nicht eher, bis der Senat eine Gesandtschaft an Coriolan abgehen und ihm Widerruf der Verbannung anbieten ließ, wenn er abzöge. Coriolan empfing sie mit Hohn, und als sie zum zweitenmal kamen, ließ er sie nicht einmal vor sich. Eine dritte Gesandtschaft, die aus den ehrwürdigsten Priestern in ihren Feierkleidern bestand, hatte kein besseres Schicksal. Da flehten die römischen Frauen die Mutter (Veturia) und die Frau (Volumnm) des Unerbittlichen an. einen Versuch auf sein Herz zu machen. Als man ihm meldete, man sehe eine lange Prozession römischer Frauen sich dem Lager nähern, wandte er sich mit Unwillen weg. Da meinte aber einer, er glaube die Mutter, die Frau und die Kinder Coriolans an der Spitze des Zuges zu erkennen. Coriolan horchte auf und schaute hin. Sie waren es wirklich. Wie sinnlos sprang er von seinem Sitze auf; mit offenen Armen lief er ihnen entgegen; denn fein Herz war von dem langentbehrten Anblicke seiner Lieben erweicht. Aber seine Mutter stieß ihn zurück. „Laß mich erst wissen," sprach sie, „ob ich mit dem Feinde Roms oder mit meinem Sohne rede. Habe ich so lange leben müssen, um den Jammer zu erfahren, daß mein Sohn erst ein Verbannter und endlich gar ein Feind Roms ist! Du kannst Rom bekriegen, die Stadt, die dich geboren hat und alles enthält, was deinem Herzen teuer fein muß? Hätte ich keinen Sohn, fo brauchte die Stadt nicht diese Bedrängnis zu erfahren. Was aus mir wird, das scheint dich nicht zu kümmern; aber denkst du denn nicht an deine unschuldigen Kinder?" Bei diesen Worten, die durch die Thränen der begleitenden Frauen unterstützt wurden, hängten sich feine Kinder, die auch mitgekommen waren, schmeichelnd an seine Arme. Coriolan, von so vielen Empfindungen zugleich bestürmt, erlag seinen heftigen Gefühlen. Er preßte Mutter, Weib und Kinder an sein Herz. „Mutter,' lief er schmerzhaft aus, „Rom hast du gerettet, aber dein e>ohu
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