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1. Die alte Geschichte - S. 167

1899 - Langensalza : Gressler
167 wärts schritt, ohne zu wissen, was mit ihr geschah. Neben ihr ging der trostlose Vater; er weinte noch mehr als sein Kind, streckte die Hände nach dem zahlreich versammelten Volke ans und flehte um Hilfe und Beistand. Auch Jcilius erschien und bat mit verzweifelnder Gebärde das Volk, jetzt, nur jetzt nicht sie zu verlassen. Appius ließ nicht lange auf sich warten. Außer den zahlreichen Gerichtsdienern war der ganze Platz mit starker Wache besetzt, und trotzend daraus bestieg er den Richterstuhl. Alles drängte ihm nach; jeder war aufs äußerste gespannt. Claudius mochte noch einmal sein vermeintliches Recht auf das Mädchen geltend; Virginius aber bewies mit unwiderleglichen Gründen, daß sein Kind nicht untergeschoben sei, und alle Verwandte und viele aus dem Volke bezeugten die Wahrheit seiner Aussage. Da erhob sich Appius vou seinem Stuhle und ries mit fester Stimme: „Virginia — das ist mein Spruch — gehört dem Claudius zu! Wohl weiß ich, daß viele Rebellen hier stehen, die nichts als Aufruhr und Meuterei anzurichten juchen; aber hütet euch und haltet euch ruhig, wenn euch euer Leben lieb ist. Und nun vor, ihr Gerichtsbiener! Treibt das Volk aus-einander und verschafft dem Claudius Platz, seine Sklavin nach Hause zu führen." — Bestürzt wich das Volk zurück; der Schrecken hatte aller Hände und Zungen gelähmt. Jede Hoffnung, jein Kind zu retten, verjchwand dem verzweifelten Vater. Nach kurzem Besinnen bat er Appius um die einzige Gnade, noch einmal mit beni Mädchen einige Worte insgeheim sprechen zu dürfen. Es konnte ihm nicht wohl verweigert werden; er führte sie etwas abseits, da- hin. wo die Fleischbänke standen. Plötzlich sah man ihn ein Fleischermesser ergreifen und es mit den Worten: „Sieh, mein liebes Kind, dies ist das einzige Mittel, deine Ehre und deine Freiheit zu retten!" — in ihre Brust stoßen. Ein Schrei des Entsetzens folgte der blutigen That. Der Vater aber zog das blutige Messer ans der Brust der hingesunkenen Tochter, hob es hoch in die Höhe und rief mit funkelnben Augen: „Durch bies jchulbloje Blut weihe ich bein Leben, Appius, beit höllischen Mächten!" — Länger hielt sich das Volk nicht; es scharte sich um den trostlosen Jeilius und um die Leiche seiner Braut herum. Als Appius die Bewegung jah, jnnbte er
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