1877 -
Kattowitz O.-S.
: Siwinna
- Autor: Mensch, Hermann, Steinmann, M.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
67
Fürsten und reichgeschmückten Frauen und wehten ihnen Kühlung zu. In der Mitte aber auf erhabenem Throne saß Kaiser Karl; seine Augen leuchteten so hell wie der Morgenstern, so daß man ihn von ferne kannte und niemand zu fragen brauchte, wer der Kaiser sei. Es ging ein so hehrer Glanz von ihm aus, daß die Gesandten geblendet wurden, als schauten sie in die Sonne.
Ein Diener meldete dem Herrscher die Fremdlinge, und <rls dieser ihr Begehr vernommen hatte, entließ er sie, damit sie sich erquickten und vou der Reise ausruhten.
Nuu berief der Kaiser seine Fürsten zur Beratung. Er teilte ihnen das Anerbieten des Heidenkönigs mit. Die meisten waren geneigt, es anzunehmen, nur vier der edlen Ritter wollten den Heiden nicht trauen: unter ihnen war der tapfere, wunderbar schöne Roland. Da trat Geneluu, die Linke auf den Schwertknauf, die Rechte demütig auf den blinkenden Harnisch gelegt, aus dem Kreise heraus. Er war Rolands Stiefvater und haßte den schönen Jüngling.
„Allerchristlichster König und Herr! Wohl raten Dir die heißblütigen Jünglinge zur Fortsetzung des blutigen Kampfes, denn ihnen ist es Lust, Blut fließen zu sehen. Ich kenne den wilden Roland; wo er miträt, ist der Rat nicht gut. Darum nimm das Anerbieten derheideu an und kehre mit den neu errungenen Siegeszeichen in die Heimat .zurück."
„Wohlan," rief der Kaiser, so sei es! Eine Gesandtschaft verkünde dem Heidenkönig unsern Beschluß. Wer von euch, meine Getreuen, will der Bote sein?" Da erbot sich Roland mit einigen andern, aber der Kaiser wies sie zurück. Als darauf der junge Held Genehm vorschlug, erbleichte dieser und verwünschte den Stiefsohn, konnte aber das Ehrenamt nicht ablehnen. Da reichte der Kaiser dem Erschrockenen den Handschuh, zum Zeichen seines Einver-
5*