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1. Bd. 2 - S. 122

1873 - Köln : Schwann
— 122 — gethan, so lange seine Kräfte hingereicht. Jetzt setze er aus gleichem Beweggründe an die Stelle eines alten, von Krankheiten aufgeriebenen Mannes einen jungen, munteren und tapferen Fürsten, mit der Ermahnung an seine Unterthanen, diesem treu und gehorsam zu bleiben, und mit der Bitte an sie, ihm selbst zu vergeben, wenn er während seiner langen Regierung etwas versehen oder nicht mit dem Eifer gethan habe, mit welchem er es hätte thun sollen. Hierauf wandte er sich an seinen Sohn Philipp und ertheilte thut mit der stillen Sanstmuth eines scheidenden Vaters die lehrreichsten Ermahnungen. Philipp fiel gerührt auf die Kniee, küßte seine Hand und bat um sanen Segen. Karl segnete ihn unter einem Strome von Thränen und stieg ganz entkräftet und von seinen nächsten Verwandten unterstützt vom Throne, um ihn nie wieder zu besteigen. Im Januar des folgenden Jahres 1556 trat er seinem Sohne Philipp auch die Regierung von Spanien mit allen davon abhängenden neu entdeckten Ländern ab, und im September überließ er die Kaiserwürde seinem Bruder Ferdinand. Nachdem er sich so seiner Hoheit entäußert, schiffte er sich in Begleitung seiner beiden Schwestern nach Spanien ein und bezog eine kleine einfache Wohnung neben dem Hyronymitenkloster St. Just, welches in der Provinz Estremadura unter einem mildert, heitern Himmel zwischen sanft aufsteigenden Hügeln, wohlbewässerten Wiesen, schattigen Bäumen und anmnthigen Gärten lieblich gelegen ist. Hier lebte er zwei Jahre in tiefer Einsamkeit und theilte seine Zeit zwischen frommen Andachtsübungen und einigen Erholungen, welche größtenteils in Verfertigung künstlicher Maschinen bestanden, für welche er von jeher große Vorliebe gezeigt, und die er so geschickt verfertigte, daß er sich bei manchen unwissenden Menschen der Umgegend den Ruf eines Schwarzkünstlers zuzog. Seine ganze Seele beschäftigte sich übrigens mit dem Gedanken des Todes, den er bei seinen gänzlich geschwächten Kräften nicht mehr fern glaubte. Unt sich noch vertrauter mit demselben zu machen, ließ er sogar sein Leichen-
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