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1. Römische Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 73

1906 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 73 — Der Mangel einer kräftigen Königsgewalt verlockte die äußeren Feinde zu erfolgreichen Plünderungszügen und vollständiger Verwüstung der Grenzländer. Der trostlosen Lage des Reiches entsprach ein Verfall der Bildung. Die Hofschule war verschwunden, es gab nur noch Kloster-und Bischofsschulen; die Laien, selbst Fürsten, konnten nicht mehr lesen und schreiben. Für die Geschichtschreibung sind nur die Aufzeichnungen weniger Klöster verwertbar, so die Annalen von Fulda, deren erster Teil noch auf Einhard zurückgeht. Außer in Fulda blühte geistiges Leben nur noch in Hersseld, St. Gallen und Reichenau?) Die Dichtung in deutscher Sprache stammt aus der Zeit Ludwigs des Frommen und Ludwigs des Deutschen. In niedersächsischer Sprache und im Stabreim entstand der Heliant, eine Evangelienharmonie. Christus erscheint nicht als Prediger, sondern als mächtiger Gesolgsherr und König, dem sich die Getauften zur Treue verpflichten. In den Formen des Stabreims sind auch „Mufpilli", das das jüngste Gericht in den Farben des mythischen Weltbrandes schildert, und das Wessobrnnner Gebet verfaßt. Otfried, Mönch zu Weißenburg, verdrängte in feinem „Krist" den altdeutschen Stabreim durch den Endreim. Unter dem Waffengetön der Folgezeit entschlummerten die Musen. Die Macht der Kirche stieg mit dem Verfall des Staats. In Deutschland hatten sich fünf Erzbistümer gebildet; erstes war Maiuz, dazu waren Cöln und Trier gekommen, dann Hamburg-Bremen für die Mission des Nordens, Salzburg für die des Südostens. Die Kirche war im Besitz zahlreicher Schenkungen und der alleinigen Bildung. Den Gottesstaat auf Erden hatten Karl d. Gr. und Ludwig der Fromme so aufgefaßt, daß Kaiser und Papst zusammenwirken, aber der Kaiser das Haupt, der Papst ihm untergeordnet, besonders unter seiner Gerichtsbarkeit stehen solle. Bald nahmen jedoch die Päpste das Recht der Verleihung der Kaiserkrone für sich in Anspruch. Dem Streben nach Unabhängigkeit der Kirche von Staat und Kaisertum kamen sowohl kanonische Rechtssamm- lungen als auch ganz besonders die gefälschten Jsidorischen Dekre-talen entgegen. Wenn schon nach den kanonischen Bestimmungen der Bischof von Volk und Klerus gewählt und vom Könige nur bestätigt werden sollte, suchten die Pseudo-Jsidorischen Dekretalen die Bischöfe ganz unabhängig zu machen. Isidor von Sevilla hatte (um 630) echte Dekretalbriefe der römischen Bischöfe gesammelt; 200 Jahre später fügte ein westfränkischer Geistlicher zahlreiche gefälschte Stücke hinzu, die die Namen der ältesten römischen Bischöfe trugen. Sie sollten die Bischöse der Macht des Staates entziehen und sie unmittelbar unter den Papst stellen, ja dem Papste sogar über Kaisertum, Kirchenversammlungen und Erzbischöfe eine Obergewalt und die höchste richterliche Gewalt verschaffen. x) auf einer Insel im Untersee.
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