1906 -
Hannover [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Knaake, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Haupt der fränkischen Schule war der Nürnberger Albrecht Dürer. Er gehörte nicht nur zu den größten deutschen Malern, sondern zeichnete sich auch im Holzschnitt und im Kupferstich aus?) Sein Aller-heiligenbild^) fordert zu einem Vergleiche mit Raffael aus. Den Mittelpunkt dieses Altarbildes bildet die Dreeinigkeit: Gott Vater, aus Wolken thronend, hält den Gekreuzigten vor sich, und über ihnen schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube. Chöre der Engel, Heilige und Selige schweben in heiligem Ernste um die Gruppe.
Das erste Menschenpaar^) zeigt Adam und Eva noch im Zustande der Unschuld; aber schon hält Eva den Apfel in der Linken. Sein reifstes Werk sind die vier Apostel auf zwei fchmalen Tafeln: Johannes und Petrus, Paulus und Markus. — Unter seinen Selbstbildnissen erinnert dasjenige, welches ihn als 28jährigen Mann darstellt4), an den Christustypus.
Von seinen Holzschnitten sind am bekanntesten die apokalyptischen Reiter: Krieg (Schwert), Pest (Bogen), Teuerung (Wage) stürmen durch die Welt, und der Tod hält reiche Ernte. Das Leiden und Sterben des Heilandes schildern in edler Einfachheit die große und die kleine Pafsion.
Auch seine Kupferstiche verherrlichen das Leiden Christi. Neben dieser Passion ist am bekanntesten Ritter, Tod und Teufel. Ungestört von dem ihm zur Seite reitenden Tode und dem ihm folgenden Teufel reitet der Ritter seine Straße. Der heilige Hieronymus in der Zelle zeigt das Innere seiner Wohnung mit allen Einzelheiten, trefflich beleuchtet von dem durch das Fenster einfallenden Sonnenschein.
Der Bildnismaler der Reformation wurde Lukas Cranach zu Wittenberg. Seine Bildnisse Luthers oder ihre Nachahmungen sah man in Hütten und Palästen.
B. Die Reformation.
1. Die Ursachen der Reformation.
Die Kirche, einst die Verkünderin des Evangeliums der Liebe und Entsagung, die Hüterin von Zucht und Sitte, ein Vorbild für wissenschaftliche und wirtschaftliche Arbeit, war eine reiche und unduldsame Herrin geworden. Sie verfügte über den dritten Teil aller Ländereien und zog ungeheure Einnahmen aus den Zehnten und frommen Stiftungen, aus Ablaßgeldern, Annaten, Palliengeldern6) usw.; durch die geistlichen Fürsten-
1) Kaiser Maximilian besuchte ihn in seiner Werkstätte und erteilte ihm Aufträge.
2) Es befindet sich im Hofmuseum zu Wien.
8) im Prodo-Mnseum zu Madrid.
4) in der Pinakothek zu München.
*) Palliengelder, 20000 Gulden, mußte jeder neu eingesetzte Bischof nach Roni zahlen.
Diese schweren Auflagen hatten die Untertanen des Bistums bei jedem Wechsel aufzubringen.