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1. Geschichtsbilder - S. 122

1903 - Berlin : Süsserott
— 122 — 3. Rudolfs Wahl und Krönung. — Um den elenden Zuständen im Reiche ein Ende zu machen, beschlossen die deutschen Fürsten wieder einen Kaiser zu wählen. Die Wahl fiel ihnen schwer, denn alle wollten wohl einen guten und weisen, aber keinen mächtigen Kaiser haben. Endlich empfahl der Erzbischof Werner von Mainz die Wahl des Grafen Rudolf von Habs bürg. Dieser war nicht reich an Land und Leuten, aber ein tapferer und sehr frommer Mann. Der Erzbischof war ihm zu Dank verpflichtet, weil Rudolf ihm früher auf einer Reise nach Rom das Geleit über die Alpen gegeben hatte. Auch Friedrich von Höhenzollern, Burggraf von Nürnberg, unterstützte den Vorschlag. Rudolf wurde gewählt und in Aachen gekrönt. Bei der Krönung hatte man das Zepter vergessen, mit welchem die Reichsfnrsten neu belehut wurden. Rasch nahm Rudolf das Kruzifix vom Altare und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöst ist, mag uns wohl als Zepter dienen können." Darauf leisteten ihm die Fürsten die Huldigung. 4. Rudolf und Ottokar. — Nur einer war nicht zur Krönung erschienen und weigerte sich, dem „armen Grasen", wie er Rudolf nannte, zu gehorchen. Dies war Ottokar, König von Böhmen. Ottokar hatte selbst auf die Krone gehofft, weil er der mächtigste Fürst im Reiche war. Außer Böhmen besaß er auch Mähren und das ganze damalige Österreich. Weil er Rudolfs Wahl nicht anerkennen wollte, eröffnete dieser gegen ihn den Reichskrieg. Von der Pflicht des Heerbannes wollten die Fürsten nichts mehr wissen, deshalb rückte Rudolf nur mit geringer Macht ins Feld. Auch an Geld fehlte es ihm. In seiner Kriegskasse befanden sich 5 Schillinge. Dennoch war ihm das Glück günstig. Ottokar bat um Frieden und unterwarf sich. Er gab Österreich heraus und versprach die Huldigung. Mit glänzendem Gefolge und in königlicher Pracht ritt er in Rudolfs Lager. Rudolf war wie gewöhnlich nur mit einem grauen Wams bekleidet. Als ihn jemand fragte, ob er nicht auch königlichen Schmuck anlegen wolle, erwiderte er: „Nein, der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, jetzt wird mein graues Wams einmal über giubolf von Habsburg. ihn lachen!" Und so mußte denn der König ■vor dem Kaiser, der im grauen Wams auf einem Schemel saß, mederknieen und die Belehnung mit Böhmen und Mähren nachsuchen. Ottokar ertrug jedoch diese Demütigung nicht lange. Seine Gemahlin reizte ihn zu neuem Kampfe und sagte ihm, er habe den deutschen König von ferne wie einen Hund angebellt, in der Nähe aber angewedelt. Auch deckte sie ihm hinfort den Tisch nur halb, weil er nur noch die Hälfte seiner Staaten besäße. Der stolze Böhmenkönig griff abermals zum Schwerte. Auf dem March-
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