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1. Geschichtsbilder - S. 211

1903 - Berlin : Süsserott
: — 211 — es nicht an Stockschlägen und Kolbenstoßen fehlen. Der König kannte keine angenehmere Beschäftigung, als den Übungen seiner „lieben, blauen Kinder", wie er sie nannte, beizuwohnen. Wünschte ein fremder Fürst seine Gunst zu erwerben, so brauchte er ihm nur „lange Kerls" für die Riesengarde zum Geschenk zu machen. 5. Der heitere Gesellschafter. — Außer der Jagd, die ab und zu auf Bären, Auerochsen und Eleutiere veranstaltet wurde, war das Tabakskollegium die liebste Erholung des Königs. In den königlichen Schlössern waren eigene Tabaksstuben eingerichtet. Ju diesen brachte der König mit seinen Generälen, Ministern und sonstigen Gästen die Abende zu. Doch galt er hier nicht als König, sondern nur als Oberst seines Regiments. In zwangloser Rede und Gegenrede wurdeu alle Vorkommnisse des Tages, oft auch die wichtigsten Staatsangelegenheiten besprochen, daneben seblten Scherze und Neckereien nicht. Die Gesellschaft saß an einem großen Tisch, auf dem lange, holländische Tonpfeifen, sowie steine, geflochtene Körbchen mit holländischem Tabak und kupferne Psännchen mit glimmendem Torf standen. Alle rauchten, und wer nicht rauchen mochte, nahm wenigstens dem Könige zum Gefallen die Pfeife in den Mund. Vor jedem Gaste stand ein irdener, mit Bier gefüllter Krug, und auf dem Nebentische ein kräftiger Imbiß. Der „alte Dessauer" hatte meist das größte Wort. Im Tabakskollegium bekam der König manches zu hören, was man ihm sonst nicht sagen mochte, denn hier ließ er sich jeden Widerspruch gefallen. 6. Dcr Schirmherr der Verfolgten. — Der Erzbischof von Salzburg verlangte im Jahre 1729 von seinen evangelischen Untertanen, sie sollten katholisch werden oder auswandern. Die meisten entschlossen sich zur Auswanderung. Friedrich Wilhelm nahm sich der Verfolgten an und erklärte alle, welche nach Preußen auswandern wollten, für preußische Untertanen. Preußische Gesandte nahmen die Vertriebenen an der Grenze Salzburgs iu Empfang, versahen sie mit Reisegeld und geleiteten sie in die neue Heimat. An 20000 Salzburger ließen sich in dem durch die Pest entvölkerten Litauen nieder und brachten das Land zu neuer Blüte. 7. Dcr Gründer dcr Volksschule. — Friedrich Wilhelm hatte für Kunst und Wissenschaft keinen Sinn. Dennoch lag ihm die Volksbildung sehr am Herzen. Deshalb führte er 1717 den Schulzwang ein und verordnete, daß die Kinder vom 5. bis zum 12. Lebensjahre im Winter täglich, im Sommer wenigstens ein oder zweimal die Woche zur Schule geschickt werden sollten. Über 1800 Volksschulen wurden binnen kurzer Zeit gegründet. Die Unterrichtsgegenstände waren Religion, Lesen, Schreiben, Rechnen. Die Lehrer waren meist Handwerker oder entlassene Unteroffiziere und Soldaten; deshalb konnte nicht viel in den Schulen geleistet werden. Der König erschien oft iu einer Schule und prüfte die Kinder. 8. Der Tod des frommen Christen. — Als der König sein Ende nahe fühlte, traf er in ruhiger Fassung seine letztwilligen Anordnungen. Dann verschied er, nur 52 Jahre alt. Er hinterließ seinem Sohne ein wohlgeschultes Heer von 83000 Mann und einen Staatsschatz von 26 Millionen Mark. Die Einwohnerzahl des Landes betrug 21 z Millionen. Borpommern war bei Beendigung des Nordischen Krieges, an dem sich yriedrich Wilhelm jedoch nicht beteiligt hatte, von den Schweden gewonnen worden. c) Mecklenburg. 74. Entstehung von Mecklenburg-Strelitz. 1. Herzog Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow. — Nach dem Dreißigjährigen Kriege regierte inmecklenbnrg-Schwerin derherzogc h r i st i a nl., in Mecklenbnrg-Güstrow der Herzog Gustav Adolf, ein Sohn Johann
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