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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 39

1880 - Berlin : Nicolai
39 Verwandten des Getödteten fiel, noch eine Sühne ausgesprochen oder, wie es Tacitus ausdrückt, ein Theil der Buße fiel an die Gemeinde oder den König; vermuthlich zur Bestreitung seines Amtes, zur Unterhaltung seines Gefolges für Krieg und Frieden; oder auch um in der Versammlung vertrunken zu werden. Alle anderen Vergehen konnten mit Rindern und Pferden oder Geld gesühnt werden; aber drei Dinge erschienen den Germanen todeswürdig: Verrath, Feigheit und Unzucht. Und auch hier machten sie einen Unterschied: die Verräther und Ueberläufer hingen sie bloß auf an die Bäume des Waldes; aber die Feigen und die, welche ihren Körper schändeten, die sollte das Tageslicht nicht ferner schauen; sie wurden lebendig in Sumpf und Moor versenkt und der Boden mit Reisbündeln zugeworfen. Feigheit und Bestialität, diese Blüthen römischer Civilisation, waren dem starken, -gesunden Volke unbegreiflich; und dem Grauen, womit sie solche Laster nach der Berührung mit den Römern auch unter sich mochten einschleichen sehen, entsprach die grauenhafte Strafe. Sobald der Jüngling die Waffen zu führen vermag, wird er in der Volksgemeinde vom Fürsten oder vom Vater oder dem nächsten Verwandten mit Schild und Speer bewehrt und gehört alsdann der Gemeinde als freier Genosse an. Die Söhne berühmter Geschlechter und ausgezeichneter Väter wurden der Ehre gewürdigt, schon in frühem Alter, gleich stärkeren und bewährten Männern, irrt Gefolge des Fürsten zu dienen. Es war dieser Dienst für sie eine Schule des Krieges und der öffentlichen Pflichten, zugleich eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen und die germanische Treue und Tapferkeit in gleichem Maße zu zeigen. Auch dem Fürsten gereichte ein zahlreiches und tüchtiges Dienstgefolge im Frieden zur Ehre, im Kriege zum Schutze; von der Zahl und Tapferkeit des Gefolges hing oft der Ruhm des Fürsten und dessen Einfluß bei anderen Völkern ab. Der Führer kämpfte um den Sieg, das Gefolge um den Führer; es war dem Gefolge eine Schmach, die Schlacht lebend zu verlassen, wenn der Führer gefallen war. Wenn in langem Frieden die Jünglinge daheim keinen Raum für ihren Thatendrang fanden, so gingen sie wohl zu anderen Stämmen, welche gerade Krieg führten, und schlossen sich deren Fürsten an. Das Mittel solche Scharen zu erhalten, gaben theils der Krieg selbst, der größere Beuteantheil, das reichere Besitzthum der Fürsten, theils die Antheile an den gerichtlichen Bußen, theils gaben es die Beiträge des Volkes, theils die Geschenke und Tribute benachbarter Stämme oder das Geld der_ Römer. Diese Dienstgefolge der germanischen Fürsten waren also eine Schule und ein fester Kern des Krieges, es waren die Anfänge eines sich_ aus dem Volke hervorhebendenkriegerthunxs. Viele Gesolgsgenossen mochten in reiferem Alter zu ihrem Hose zurückkehren; von Anderen mag Vieles in vorzüglichem Grade gelten, was über das Kriegerleben im Allgemeinen erzählt wird. Deutlich tritt dies bei den Chatten hervor. Von ihnen erzählt Tacitus, daß ihre Allertapfersten sich einen eisernen Ring, sonst ein Schandzeichen, angelegt hätten, den sie erst nach der Tödtung eines Feindes wieder ablegten. Dann alterten sie in Ehren. Ihnen allein stand es zu, die Schlacht zu beginnen und in der vordersten Reihe zu kämpfen. Auch hatte Keiner Haus und Acker. Von dem übrigen Volke ließen sie sich ernähren, Verächter des eigenen, Verschwender fremden Gutes. So ist das, was Cäsar von den Sueven erzählte, daß sie jährlich eine bestimmte Zahl Krieger reiheum ausgeschickt hätten, in den Gefolgschaften des Tacitus schon zu einer Art
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