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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 139

1880 - Berlin : Nicolai
139 jähren religiösen Uebungen widmete; sie hat er mit gleich großer Liebe wie seine Mutter verehrt. Seine Kinder erzog er so, daß sowohl die Söhne, wie auch die Töchter zuerst in den Wissenschaften, mit denen er selbst sich eifrig beschäftigte, unterwiesen wurden. Sobald es dann das Alter gestattete, mußten die Söhne nach Sitte der Franken reiten, sich mit den Waffen und auf der Jagd üben, die Töchter aber sich mit der Wollarbeit, mit Rocken und Spindeln abgeben, damit sie nicht durch Nichtsthun träge würden; er ließ sie zu Zucht und Ehrbarkeit anleiten*). Von allen seinen Kindern verlor er vor seinem Tode nur zwei Söhne und eine Tochter, Karl, seinen Erstgeborenen, Philipp, den er zum König von Italien erhoben und seine älteste Tochter Hruoddrud, die er dem griechischen Kaiser Constantin verlobt hatte. Pippin hinterließ einen Sohn Namens Bernhard und fünf Töchter, an denen der Großvater seine Liebe dadurch bewies, daß er den Enkel dem Vater in der Herrschaft über Italien folgen, die Enkelinnen aber mit feinen eigenen Töchtern erziehen ließ. Obgleich er den Tod feiner Kinder mit der ihm eigenen Hochherzigkeit sehr gelassen trug, so konnte er doch bei seiner väterlichen Liebe, die ihn nicht weniger auszeichnete, die Thränen nicht zurückhalten. Auch bei der Nachricht von dem Tode des Papstes Hadrian, den er zu seinen vorzüglichsten Freunden zählte, weinte er, als habe er einen geliebten Sohn oder Bruder verloren. Für Freundschaften war er so empfänglich, daß er sich ihnen nicht nur leicht zuneigte, sondern sie auch unverbrüchlich sest hielt und die treueste Anhänglichkeit denen bewies, mit denen ihn einmal das Band der Freundschaft verknüpfte. Auf die Erziehung der Söhne und Töchter verwandte er eine solche Sorgfalt, daß er zu Haufe niemals ohne sie aß, nie ohne ihre Begleitung reiste; die Söhne ritten neben ihm, im letzten Zuge folgten von einer Schaar von Leibwächtern beschirmt, die Töchter. Diese waren sehr schön und wurden von ihm innigst geliebt, um so mehr nimmt es Wunder, daß er keine derselben einem seiner Vasallen gab, noch in die Fremde verheirathete, sondern alle bis an seinen Tod bei sich behielt, indem er sagte, er könne ihres Umganges nicht entbehren**). Hier erfuhr er, obgleich fönst fo glücklich, die Tücke eines widerwärtigen Geschickes; er ließ sich jedoch so wenig davon merken, als wenn über keine seiner Töchter weder jemals ein Verdacht erhoben, noch ein Gerücht ausgesprengt worden wäre***). *) Damit hatte er freilich wenig Glück; von mehreren seiner Töchter mußte er sehr Schlimmes erleben. Vergl. d. Anhang zu Abels Uebersetz. der vita K. **) Es ist sehr möglich, daß dies der wirkliche Grund war; denn wer durch ein großes Regentenleben gewöhnt ist, fremdes Dasein für seine Zwecke zu verwenden, dem mischt sich auch in die zärtlichste Empfindung eine fürchterliche Selbstsucht, und die Verderbniß, welche durch solche tyrannische Liebe in dem Leben der eigenen Frau und Kinder hervorgebracht wird, ist häufig die geheime Rache, welche das Schicksal an Herrschergröße übt. Ireytag I. 327. ***) Einen üblen Einfluß auf Karls Handlungen schrieb man seiner Gemahlin Fastrade zu; ihre Grausamkeit habe zu Verschwörungen gegen den Kaiser und zu harter Ahndung derselben geführt, während doch sonst er sich niemals den Vorwurf der Grausamkeit zugezogen habe. Einhard: Vita C. 20.
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