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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 177

1880 - Berlin : Nicolai
dies von allen Anwesenden mit großem Beifall aufgenommen: schien es doch, als wäre ihm dieser Gedanke zum Besten des Reichs vom Himmel eingegeben worden. Die Majestät wurde dadurch gehoben und den fremden Völkern keine geringe Furcht eingeflößt. Nachdem er hierauf seinen Sohn nach Aquitanien wieder entlassen hatte, zog er, wie es seine Gewohnheit war, obgleich schon sehr entkräftet vom Alter, nicht weit von Aachen auf die Jagd. Damit brachte er den Rest des'herbstes hin und kehrte dann um den Anfang des November nach Aachen zurück. Hier wollte er den Winter über verweilen; aber im Januar mußte er sich, von einem heftigen Fieber ergriffen, zu Bette legen. Er enthielt sich sogleich, wie er es beim Fieber immer that, des Essens, in der Meinung, durch Hungern die Krankheit bezwingen oder wenigstens lindern zu können; als aber zum Fieber noch Seitenschmerzen hinzutraten, welche die Griechen Pleuresis*) nennen, und er immer noch seine Hungerkur fortsetzte und seinen Leib nur durch spärliches Trinken stärkte, so starb er, nachdem er zuvor das heilige Abendmahl genossen hatte, am siebenten Tage der Krankheit, im zwei und siebzigsten Jahre seines Alters, im sieben und vierzigsten seiner Herrschaft, am 28. Januar in der dritten Stunde des Tages. Sein Leichnam wurde feierlich gewaschen und besorgt und unter großen Klagen des gesammten Volkes nach der Kirche getragen und daselbst bestattet. Man war Anfangs uneinig, wo man ihn beisetzen sollte, weil er selbst bei seinen Lebzeiten nichts darüber bestimmt hatte; zuletzt aber vereinigten sich alle dahin, nirgends könne er eine würdigere Grabstätte finden, als in der Kirche, die er selbst aus Liebe zu Gott und zu unserm Herrn Jesu Christo und zu Ehren der heiligen Jungsrau in Aachen" auf eigene Kosten erbaut hatte. Hier wurde er nun beigesetzt an demselben Tage, wo er gestorben war, und über dem Grab ein vergoldeter Bogen mit seinem Bild und einer Inschrift errichtet. Die Inschrift lautete aber: Hier unten liegt der Leib Karls des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das Reich der Franken herrlich vergrößert und sieben und vierzig Jahre hindurch glücklich regiert hat. Er starb ein Siebziger im Jahre des Herrn 814 am 28. Januar.**) „Wie die Sterne die Sonne", sagt Giefebrecht***), so umgaben die Palatine den großen Kaiser, der sie alle verdunkelte. Nicht freilich durch Glanz und Prunk der äußeren Erscheinung fesselte er die Blicke derer, die sich ihm nahten, aber es umspielte seine hohe und würdevolle Gestalt ein blendender Schein gleichsam höheren Lichtes, in dem die Klarheit seines großen Geistes auszustrahlen schien. Jene langen weißen Locken, die im Alter sein Haupt zierten, die großen lebhaften Augen, die stets heitere und ruhige Stirn, die mächtige Greisengestalt, der es doch nicht an Anmuth fehlte: dies ganze Bild hat sich tief nicht nur den Zeitgenossen eingeprägt, sondern Geschichte und Sage haben es für alle Zeiten festgehalten, und noch wächst Niemand zum Jüngling heran, der es nicht in sich aufnähme. Viele hoch-strebende Herrscher hat das Jahrtausend nachdem erzeugt, aber nach Höherem hat keiner gerungen, als Karl zur Seite gesetzt zu werden; damit begnügten sich die kühnsten Eroberer, damit die weisesten Friedenssürsten. Das französische Ritter-thum der späteren Zeit verherrlichte Karl als den ersten Ritter, das deutsche Bürgerthum als den väterlichen Volksfreund und den gerechtesten Richter; die katholische *) Gewöhnlich Pleuritis. **) Einhard weiß von verschiedenen Wunderzeichen zu berichten, die aus den Tod des Kaisers hingedeutet haben sollen. ***) I. 140.
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