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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 189

1880 - Berlin : Nicolai
189 Die Gunst des Glücks fehlte Heinrich auch jetzt nicht. Ein vornehmer Ungar wurde von den Leuten des Königs gefangen und zu ihm gebracht. Der Gefangene stand in hoher Gunst bei seinem Volke, und man schickte deshalb sogleich Gesandte, um ihn aus den Banden des Feindes zu lösen. Gold und Silber bot man für ihn im reichsten Maße, aber nicht darnach stand Heinrichs Sinn. Frieden, nur Frieden verlangte er, ja er erbot sich, wenn ihm ein Waffenstillstand auf neun Jahre gewährt würde, nicht nur den Gefangenen zurückzuliefern, sondern auch jährlich einen Tribut den Ungarn zu zahlen. Auf diese Bedingungen hin gelobten die Ungarn neun Jahre das Sachsenland zu verschonen und zogen der Heimath zu. Nichts wahrlich ist schimpflicher und entwürdigender, als das Vaterland einem Feinde zinsbar zu machen und so ihm die Knechtschaft zu er- Denn die Feinde zogen nicht gesammelt, sondern brachen in Schwärmen über Städte und Dörfer, weil niemand widerstand, raubten und brannten aus und sprangen unerwartet gegen Sorglose, wo sie gerade wollten. Auch in den Wäldern lagen ihrer zuweilen hundert und weniger, um hervorzubrechen; nur der Rauch und der rothe Feuerschein am Himmel verriethen, wo gerade die Haufen waren. Es war aber damals unter den unsern ein recht einfältiger und närrischer Bruder, dessen Rede und Thun oft belacht wurde, mit Namen Heribald. Ihn mahnten erschrocken die Brüder, als sie nach der Burg flohen, daß auch er fliehe. Cr aber sprach: „Meinetwegen fliehe, wer will, mir aber hat der Kämmerer in diesem Jahre kein Leder zu meinen Schuhen gegeben, ich werde niemals fliehen." Da ihn aber die Brüder in der letzten Noth mit Gewalt zwingen wollten, mit ihnen zu weichen, so sträubte er sich sehr und schwor, niemals den Weg zu machen, wenn ihm nicht sein jährliches Leder in die Hand gegeben würde. Und so erwartete er furchtlos die eintreffenden Ungarn. Endlich flohen fast zu spät die Brüder mit andern Zweiflern, durch den Schreckensruf gescheucht: die Feinde dringen heran. Er selbst aber blieb unverzagt bei seiner Meinung und spazierte müßig auf und ab. Da brachen die köchertragenden Ungarn ein, mit Wurfspeer und Lanze drohend. Eifrig suchten sie überall; kein Geschlecht oder Alter hatte auf Erbarmen zu hoffen. Da fanden sie den Bruder allein, der furchtlos in ihrer Mitte stand. Sie wunderten sich, was er hier wollte und warum er nicht geflohen war. Die Führer befahlen den Mördern, seiner noch mit dem Eisen zu schonen, und frugen ihn durch Dolmetscher, und als sie merkten, daß er ein großer Narr war, schonten sie lachend seiner.— Den steinernen Altar des heiligen Gallus hüteten sie sich zu zerwerfen, weil sie sich früher häufig durch ähnliche Versuche aufgehalten und nichts als Knochen und Asche darin gefunden hatten. Endlich frugen sie den Narren, wo der Schatz des Klosters liege; er aber führte sie rüstig zu dem verborgenen Thürchen des Schatzhauses, sie erbrachen es, fanden darin nur Leuchter und vergoldete Kron-jf leuchtet, welche die eiligen bei der Flucht zurückgelassen hatten, und gaben ihm Ohrfeigen, weil er sie getäuscht hätte. Zwei von ihnen bestiegen den Glockenthurm, denn sie hielten den Hahn auf der Spitze für golden, weil der Gott eines Hauses, das nach ihm genannt sei, nur aus edlem Metall gegossen sein könnte. Und als sich einer heftig vorbeugte, um ihn mit der Lanze abzustoßen, fiel er von der Höhe in den Vorhof und kam um. Der andere stieg unter deß zur Schmach des Gotteshauses auf den Gipfel der östlichen Zinne und schickte sich an den Leib zu entleeren, da siel er rückwärts und wurde ganz zerschmettert. Diese beiden verbrannten sie, wie Heribald später erzählte, zwischen den Thürpfosten, und obgleich der flammende Scheiterhaufen den Thürbalken und die Decke heftig ergriff und mehrere von ihnen um die Wette mit Stangen den Brand schürten, vermochten sie doch nicht die Kirche des Gallus, auch nicht die des Magnus anzuzünden. Es lagen aber in dem gemeinen Keller der Brüder zwei Weinfässer, noch voll bis zum Spunde, die man so zurückgelassen hatte, weil in der Noth niemand die Ochsen anzuschirren und zu
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