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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 356

1880 - Berlin : Nicolai
356 wurden, hielt er es für eine günstige Gelegenheit und sandte seinen Vezir aus, der nahm die Stadt im Sommer 1098. Als nun der folgende Winter verflossen war, da war kein Halten mehr, und im Mai 1099 brach das Christenheer auf. Sie eilten zwischen der Küste des Meeres und dem Gebirge Libanon nach Süden hinab; Biblus und Berytus und die alten Städte Sidon und Tyrus fielen in ihre Hand. Voll brennender Sehnsucht durchstreiften sie nun Galiläa, und ihr Herz schlug höher, daß sie endlich die geweihten Stätten sehen sollten. Dann betraten sie Samaria und Judäa, zogen durch den Eichenwald und das Gefilde von Saron und nahmen Ramla und Emaus, wo der Herr sich den beiden Jüngern offenbart hatte. Hier waren sie nur noch eine Tagereise entfernt von der Stadt. Die Gluth ihrer Andacht und Ungeduld ließ sie nicht rasten. In ungeordneten Schaaren, eilenden Laufes, manche mit bloßen Füßen, unter lautem Gesänge heiliger Lieder vollendeten sie den letzten Theil des Weges. Nur noch eine Bergwand trennte sie von der Stadt; zur Höhe drängte Alles hinauf. Da endlich lag sie vor ihnen mit ihren Thürmen und Zinnen, die Stadt Gottes, wie eine Leuchte auf dem Berge, daß durch sie erleuchtet würden alle Völker der Erde, die noch in der Finsterniß waren. Die Pilger jauchzten auf in lautem Rufe der Freude und des Dankes, Thränen brachen aus ihren Augen, und sie fielen nieder, küßten den heiligen Boden und vergaßen Alles, was sie bisher erduldet hatten. Laut priesen sie Gott, daß er ihnen bis hierher geholfen und ihnen vergönnt habe zu schauen, wonach Könige sich umsonst gesehnt hatten. Das war am 7. Juni des Jahres 1099, ein hoher und herrlicher Augenblick, dessen die Menschen noch heute gedenken nach vielen hundert Jahren. Aber es war nur ein Augenblick. Noch galt es einen heißen Kampf, denn wohl hatten sich die Aegypter gerüstet sie zu empfangen. Das große Heer der Pilger war zusammengeschmolzen wie Schnee vor der Sonne, und von so vielen, die ausgezogen waren, vermochten kaum dreißigtausend die Waffen zu führen; alle andern waren ums Leben gekommen oder zurück geblieben. Darauf sammelten die Fürsten ihre Schaaren und schlossen die Stadt ein. Wie auf drei Säulen ruhend, erhebt sich auf drei Bergen Jerusalem aus der Tiefe des Thales. Nach Osten liegt der steile Berg Moriah mit dem Tempel Salomos, der fest war wie eine Burg, im Norden davor der zweite, Akra, und gegen Süden der dritte Berg, Zion, mit der Burg Davids. Ueber allen dreien aber nach Norden zu liegt der Theil der Stadt, welcher Bezetha hieß und einst die Neustadt war, ebener und flacher als die andern. Die drei Berge sind umgürtet von einem engen Thale, das ist im Westen Gihon, im Süden Hinnom und im Osten Josaphat. Unten in der Tiefe dieses Thales rauscht in der Regenzeit der Bach Kidron vorüber zwischen dem Moriah und dem Fuße des Oelberges; eben da ist auch das Wasser der Quelle Siloah, das stille gehet, und ergießt sich in den Teich desselben Namens. Jenseits des Thales aber erheben sich andere Berge, welche wie eine Mauer die Stadt einschließen. Im Osten der Oelberg, der höchste und steilste von allen: hier sieht man hinab auf Jerusalem und weit hinaus in das Land, auf die Gebirge von Ephraim und Juda, bis zum dunkeln Spiegel des todten Meeres hin. Auf den Oelberg folgt im Süden der Berg des Aergernisses und gegen Westen, Zion gegenüber, der Berg des bösen Rathes, wo des Judas Blutacker war. Die Ebenen gegen Norden sind fruchtbar, sonst aber ist der Boden umher hart und wasserarm. So
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