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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 408

1880 - Berlin : Nicolai
den Estrich geschickt Wurde, um dort zu seiner und Anderer Bestrafnncr Ruthen Aufholen, Bet diesem Anlaß den Dachstuhl in Brand steckte, so dak die gmtze echule und ein Theil der Kirche in Flammen aufgingen, was einen empfindlicheren Ritz m die Zucht brachte, als die Vermeidung der Mtthenstrafen gethan hätte. Was gewaltthätige Aebte vermochten, zeigt das Beispiel Abt Kralochs von St. Gallen (940-959), der den wider-spenstlgen Mönch Victor durchpeitschen und aus dessen Flucht anhalten und blenden ließ, selbst aber vor Zeinen entrüsteten Mönchen fliehen musste und dabei die mitgenommenen Kirchenschätze durch Raub verlor. Nach dem Tode Kralochs kehrte eine freundlichere Zeit in St. Gallen ein. Wie die drei kunst- und gesangreichen Freunde Notker, Ratpert und r Lle er^ 'ötüthezeit des Klosters bezeichnet hatten, so stellen die Ekkeharde gegen Ende des zehnten Jahrhunderts die zweite solche dar. ^zenes war die Zeit^ des strengen Klosterlebens, das jedoch mit der gewissenhaften Uebung der frommen Gebräuche in den Mußestunden einen gewissen derben Humor abwechseln ließ; die neue Periode gestattete im kirchlichen ^ebeti ^ehr Freiheit, befliß sich_ aber daneben feiner und gebildeter Sitten. ^Ekehard, zum Nachfolger Kralochs bestimmt, aber durch einen unglücklichen ^turz, weil hinkend, untauglich zur Abtswürde geworden, war der Vater aller Armen und Reifenden, und sein hohes vorurteilsloses und - en]en ^öuch gewagtes Streben zeigt seine Bearbeitung der deutschen Heldensage vom aqmtanifchen Walter (dem westgothischen König Wallia), ftbulch in lateinischen Hexametern. Mehr Weltmann war sein durch seine ^Aonheit bis an den Kaiserhos des großen Otto gefeierter Neffe, der zweite Ekkehard, dem das stolze Herz von Schwabens Herzogin Hadewig, der großmüthigen Gönnerin des Klosters, entgegenschlug, durch die Vergeblichkeit des Sehnens aber zu ohnmächtiger Wuth gegen den Geliebten getrieben wurde (ste ließ ihn auf ihrer Feste Hohentwil, wo er sie Vergils Dichtungen kennen lehrte, — durchpeitschen). Als Lehrer aber hatte der jüngere Ekkehard solche Erfolge aufzuweisen, daß er einst aus einer Synode zu Mainz sechs Bychofe traf, die feine Schüler gewesen waren. Nach den Ekkeharden noch vcotker Labeo, der Pfleger der deutschen Muttersprache, eine Zierde de1’ Abtei St. Gallen; aber nach ihm und nach dem Ende des zehnten Jahrhunderts war die Blüthe des Klosters entblättert. Ja sogar dessen ^ucht zerfiel, und es zeigt dieser Umstand, daß auf die Dauer eine geistliche Genossenschaft sich nicht mit Erfolg Zwecken hingeben kann, die außer ihrem ursprünglichen Beruse liegen. Schon in Mitte des elften Jahrhunderts vertauschte St. Gallen die Feder mit dem Schwerte und führte Fehden mit den umliegenden zum Theil streitsüchtigen und raublustigen Herren; die Aebte selbst zogen zu Roß und im Harnisch aus, und keine Ratperte und Ekkeharde rangen mehr nach der Gunst der Musen. Das war aber damals das Schicksal aller Klöster. Alle waren in Verfall gerathen. Ihre hohen Verdienste während des sechsten bis zehnten Jahrhunderts um Landbau, Erziehung, Wissenschaft, Wohlthätigkeit und Seelsorge waren dahin, und so viele Reformationen des Klosterwefens spater unternommen, so viele neue Klöster und Orden gestiftet wurden, so ist doch von kemer Seite die Tugend und die Geistesbildung der früheren Benediktiner jemals erreicht worden*). Die Ursachen dieses Schicksals lagen *) Gregorovius m. S. 320. 322.
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