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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 448

1880 - Berlin : Nicolai
448 kurzer Zeit herangewachsen war, und er beschloß, sich dem König der Deutschen zu unterwerfen. Dies geschah am 25. November 1276, im Lager Rudolfs auf einer Haide an der Donau. Da verzichtete Ottokar, so hart es ihm auch ankam, auf die Länder Oesterreich, Kärnten, Kram, Steiermark, auf die Windische Mark und Portenau, und schwor dem deutschen König Lehnstreue für den Besitz von Böhmen und Mähren, welcher ihm blieb; zur Befestigung der Versöhnung sollte Ottokar's Sohn Rudolfs Tochter, und Rudolfs Sohn eine Tochter Ottokar's heirathen. Als der Friede so hergestellt worden, ritt Ottokar, voll Grolls, von dannen; doch säumte er vor Scham lange, nach Prag zu kommen. Groll und Scham, auch die Stachelreden seiner hochmüthigen Gemahlin Kunigunde, ließen den stolzen König nicht ruhen und trieben ihn, sich zu neuem Kampfe mit seinem Besieger zu rüsten. Eifrig sammelte er die ihm gebliebene Macht, erkaufte sich wieder den Beistand des Herzogs Heinrich von Niederbaiern und zog dann mit einem großen slavischen Heere (aus Böhmen, Mähren, Polen, Russen zusammengebracht) auf Wien zu, wo Kaiser Rudolf verweilte. Dieser befand sich in sehr ungünstiger Lage. Denn die deutschen Fürsten hatten wenig Lust, seine Bemühungen, die Ottokar entrissenen Länder seinem Hause zu sichern, kräftig zu unterstützen und einen ihrer Mitfürsten zum Vortheil des Kaisers ganz zu verderben. Sie schickten daher nur wenig Reichshülfe gegen den Empörer ab. Allein Rudolf bewährte jetzt seine Entschlossenheit und Tüchtigkeit. Rasch zog er den Heerbann der österreichischen Länder und das kleine Reichsheer, welches aus Schwaben herankam, an sich und führte kühn seine Deutschen über die Donau auf das Marchfeld, dem Slavenheere Ottokar's entgegen. Hier, nicht weit von Wien, kam es am 26. August 1278 zur Entscheidungsschlacht. Lange schwankte das Glück des Kampfes; Rudolf selbst gerieth in Lebensgefahr. Zuletzt siegte die heldenmüthige Tapferkeit der deutschen Bürger und Ritter, und die Böhmen wurden zur Flucht gedrängt. Am längsten widerstand Ottokar selber; endlich wurde der verwundete König im Getümmel der fliehenden Slaven von einem Oesterreicher, dessen Verwandte er einst hatte hinrichten lassen, erkannt und erschlagen. Von Blut und Staub entstellt, vom Troß entkleidet und geplündert, so fand Rudolf die Leiche seines königlichen Feindes und stand tief erschüttert, mit Thränen in den Augen, vor ihr, indem er an die Wandelbarkeit des Glückes, an die Nichtigkeit aller irdischen Größe und an das Walten einer höheren Vergeltung dachte; denn vor zehn Jahren hatte Ottokar den König Karl von Neapel aufgefordert, Konradin und dessen Freund Friedrich nicht am Leben zu lassen, damit ihm der Besitz von Oesterreich und Steiermark verbliebe. Nach Kriegsbrauch blieb Rudolf drei Tage lang auf dem Schlachtfelde, auf daß ihm niemand den Sieg bestritte. Dann zog er nach Mähren und nach Böhmen. Aber Ottokar's Neffe, der Markgraf Otto der Lange von Brandenburg, nahm sich seines Mündels, des jungen Königssohnes Wenzeslav, an, so daß Rudolf demselben Böhmen und Mähren ließ und ihm seine Tochter verlobte; auch mit dem Herzog Heinrich von Niederbaiern versöhnte er sich wieder. Kärnten verlieh er dem Grafen Meinhard von Tirol. Aber die Länder Oesterreich, Steiermark, Kram und die windische Mark brachte Rudolf (1282) an sein Geschlecht, mit Bewilligung der Kurfürsten, welche ihm dazu ihre „Willebriefe" gaben. So wurde sein
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